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Häufig Bauchschmerzen? Was alles dahinter stecken kann…
Häufig Bauchschmerzen? Was alles dahinter stecken kann…

Quelle: rawpixel

Gesundheit

Häufig Bauchschmerzen? Was alles dahinter stecken kann…

Fast jeder 3. Erwachsene in Deutschland kämpft regelmäßig oder dauerhaft mit Bauchproblemen. Hinter den zahlreichen Beschwerde-Symptomen und sogar Schmerzen können verschiedene Erkrankungen stecken. Welche das sein können, wann und wie sie behandelt werden müssen – hier für dich im Überblick.

Mögliche Ursachen für deine Bauchschmerzen können unter anderem Magengeschwüre, Helicobacter, Reizmagen, Milchallergie, Darmentzündung oder  Verstopfung sein. Hier der Reihe nach die möglichen Gründe:

Wie kommt es eigentlich zu einem MAGENGESCHWÜR?

Von einem Geschwür (Ulcus) spricht man, wenn eine Wunde in der Wand des Magens oder Zwölffingerdarms über die Schleimhaut hinaus geht und bis in die tiefsten Muskelschichten hinein reicht. Zwölffingerdarm-Geschwüre (Ulcus duodeni) sind übrigens dreimal häufiger als Magengeschwüre (Ulcus ventriculi). Sie können auch multipel auftreten und den Magen sowie den Zwölffingerdarm gleichzeitig betreffen. Ein Geschwür entsteht, wenn die aggressive Magensäure und die schützenden Faktoren der Magenschleimhaut (Schleim, Säure, neutralisierende Salze) aus dem Gleichgewicht geraten.

Mit diesen Symptomen machen sie sich bemerkbar:

Bei einem Zwölffingerdarmgeschwür schmerzt typischer Weise der leere Magen (Nüchternschmerz), v.a. nachts. Wird etwas gegessen, lassen die Beschwerden nach. Bei einem Magengeschwür sind die Schmerzen permanent oder sie treten direkt nach dem Essen auf. Bei beiden Geschwüren drückt oder brennt es im Oberbauch, unterhalb des Brustbeins. Mitunter treten Übelkeit oder Appetitlosigkeit auf. Oft hat der Betroffene schwarzen Stuhl (Teerstuhl), weil Blut durch den Magensaft zersetzt wird, bevor es in den Darm gelangt. Durch beschädigte Blutgefäße kann es auch zu Blutungen kommen.

Wie der Arzt untersucht: Nach einer genauen Anamnese wird meist eine Magenspiegelung gemacht. Dabei werden dann auch Speiseröhre und Zwölffingerdarm untersucht. Mitunter wird eine Gewebeprobe aus der Magenschleimhaut entnommen, um zwischen gutartigem Geschwür und Magenkrebs (Karzinom) zu unterscheiden. Um andere Ursachen auszuschließen, wird oft der Oberbauch per Ultraschall gecheckt, der Brustkorb geröntgt und einige Blutwerte abgeklärt.

Welche Behandlung erfolgt bei Geschwüren? Häufig werden nur säurereduzierende Medikamente eingesetzt. Denn ohne die schädigende Wirkung der Magensäure heilt das Geschwür im Normalfall selbst aus. Entscheidend ist, dass alle schädigenden Faktoren (Alkohol, Rauchen, Schmerzmittel) vermieden werden. Eine Magenblutung lässt sich heute meist während der Spiegelung stillen. Durch eine endoskopisch eingeführte Sonde wird dann ein Eiweiß-Klebstoff eingespritzt. Nur bei sehr starken Blutungen oder einem Magendurchbruch ist eine Operation unumgänglich.

 

Wie kommt es zu einer Infektion mit HELICOBACTER PLYORI?

Bei 75 % aller Patienten mit einem Magengeschwür und bei 99 % mit einem Zwölffingerdarmgeschwür lässt sich dieses Bakterium nachweisen. Es wird nämlich nicht durch die Magensäure zerstört. Eine Infektion kann zur chronischen Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) führen. Aber nicht zwangsläufig. Fast jeder 2. Erwachsene über 50 hat dieses Bakterium in sich und erkrankt nicht. Vermutlich müssen Faktoren wie Rauchen, Schmerzmittel-Konsum oder Kortikosteroiden hinzukommen, bevor es entsteht.

Wie erfolgt die Diagnose? Zum einen können Helicobacter pylori durch so genannte Antikörper-Titer im Blut bestimmt werden. Eine weitere Möglichkeit ist der so genannte Harnstoff-Atemtest. Der Patient trinkt dabei eine Flüssigkeit, die einen mit C13 markierten Harnstoff enthält. In der ausgeatmeten Luft kann dann die Infektion nachgewiesen werden. Wird eine Magenspiegelung gemacht, kann der Helicobacter auch mittels Gewebeprobe und Züchtung einer Bakterienkultur nachgewiesen werden.

Wie wird behandelt? Durch eine Kombination verschiedener Antibiotika sowie ein die Säure reduzierendes Medikament (Eradikationstherapie). In der klinischen Erprobung ist eine Bestrahlung der Magenschleimhaut mit blauem Licht. Es kann das Bakterium abtöten. Sollte sich diese Methode als erfolgreich erweisen, wäre sie eine Alternative bei hartnäckiger Antibiotikaresistenz, von der  28 % der Patienten betroffen sind.

 

Keine Geschwüre oder Helicobacter pylori? Dann vielleicht ein REIZMAGEN?

Hier handelt es sich um eine so genannte funktionelle Dyspepsie. Ein Reizmagen äußert sich mit Schmerzen im Oberbauch (oft im Hungerzustand), durch Aufstoßen, Völlegefühl (vorzeitiges Sättigungsgefühl), Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen und Blähungen (häufig nach der Nahrungszufuhr). Von einem Reizmagen geht man aus, wenn alle Untersuchungen wie Endoskop, Ultraschall oder Helicobacter negativ sind und die Beschwerden länger als drei Monate anhalten bzw. immer wieder auftreten.

Welche Ursachen kann ein Reizmagen haben? Sie sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Oft spielen seelische Faktoren eine große Rolle. Stress, Ärger und Ängste beeinflussen die Verdauung und verändern auch die Wahrnehmung für Schmerzen. Menschen mit einem Reizmagen sind also nicht organisch krank. Oftmals führen auch Alkohol, Koffein, Kohl- und Zwiebelgewächse, Milchzucker, Fruchtzucker und Sorbit zu Bauchschmerzen und Blähungen.

Welche Hilfe gibt es? Die Beschwerden können durch Magensäurehemmer gelindert, aber nicht vollständig beseitigt werden. Denn sie heilen nicht die Funktionsstörung des   Magen-Darmtraktes. Betroffene sollten versuchen, Stress abzubauen. Auch feuchte Wärme und leichte Bauchmassagen helfen. Zudem sollten nur kleine Mahlzeiten (reizarme Kost) eingenommen werden und die Nahrung gut gekaut werden. Der Arzt wird den Betroffenen weitere Empfehlungen geben.

Kann hinter Bauchproblemen auch eine MILCHALLERGIE stecken?

Allerdings. Typische Symptome sind Übelkeit, Darmkrämpfe, Durchfall, aber auch tränende Augen, laufende Nase und Hautreizungen. Und nicht nur auf Milch (Lactose)  kann der Körper abwehrend reagieren. Auch auf Nahrungsmittel wie Eier, Karotten, bestimmtes Obst, Nüsse, Fisch, Kartoffeln oder Gewürze kann der Körper allergisch reagieren.

Sollte man besser einen Arzt konsultieren? Unbedingt. Denn eine Hyperergie (Überreaktion) kann durchaus gefährliche Ausmaße annehmen und bis zum anaphylaktischen Schock führen. Suche bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie immer einen Arzt auf. Dieser kann durch einen Reibtest die Allergie aufspüren. Dabei wird das Nahrungsmittel mehrmals auf eine markierte Stelle der Haut gerieben. Kommt es nach 15-20 Minuten zu Hautreizungen, besteht eine Allergie. Oder es kann ein Pricktest gemacht werden. Dabei werden verschiedene Allergene auf die Innenseite von Unterarm oder Rücken aufgetragen und die Haut mit einer feinen Nadel eingestochen. Bei einer Allergie kommt es zu Rötungen, Juckreiz und Quaddeln. Und auch ein Bluttest kann Aufschluss geben.

Was kann man dagegen tun? Liegt eine Milchallergie vor, musst du auf Milch oder Milchprodukte verzichten. Weil es dann aber schwer wird, den Kalziumbedarf zu decken, muss auf kalziumreiche Nahrungsmittel umgestellt werden: zum Beispiel Broccoli, Grünkohl, Soja und kalziumhaltiges Mineralwasser. Zudem wird der Arzt eine medikamentöse Kalziumzugabe empfehlen.

Können Bauchschmerzen auch an DIVERTIKELN liegen?

Erst, wenn sich die Divertikel entzünden. Dann kommt es zu starken Schmerzen im linken Unterbauch und Fieber sowie Übelkeit. Man spricht dann von der Divertikulitis. Dickdarmdivertikel sind vor allem im höheren Lebensalter recht häufig. Aber eine Entzündung der Divertikel tritt nur in jedem zehnten Fall auf.

Was sind Divertikel überhaupt? Divertikel sind Ausstülpung der Wand eines Hohlorgans (z. B. Darm, Harnblase) nach außen. Dickdarmdivertikel entstehen meistens in dem als Sigma bezeichneten Abschnitt des Dickdarms, ca. 16 bis 50 Zentimeter vom After entfernt. Dickdarmdivertikel verursachen oft lange Zeit gar keine Beschwerden und werden häufig zufällig bei einer Darmspiegelung oder einer Kontrastmittel-Untersuchung des Darmes (Kolon-Kontrast-Einlauf) entdeckt.

Müssen Divertikel behandelt werden? Nicht entzündete Divertikel bedürfen keiner Behandlung. Entzündete dagegen schon. Die unkomplizierte Divertikulitis wird unter stationärer Überwachung durch Nahrungskarenz, Antibiotika-Therapie und einer Eisblase behandelt, bis das Fieber sinkt. Kommt es allerdings immer wieder zu einer Entzündung, kann vorbeugend der betroffene Darmabschnitt operativ entfernt werden. Und nur bei seltenen Komplikationen muss sofort operiert werden. Dann wird der betroffene Darmabschnitt entfernt und das vorgeschaltete Dickdarmende zunächst über einen künstlichen Darmausgang (Anus praeter) ausgeleitet. Nach 3 bis 6 Monaten wird in einer zweiten Operation der Anus praeter „rückverlagert“, also die Verbindung zwischen Dickdarm und Enddarmstumpf wieder hergestellt.

Kannst du Divertikeln vorbeugen? Ballaststoffreiche Nahrung plus körperliche Aktivität steigern die Darmaktivität und senken den Innendruck des Darms. So sinkt das Risiko, Dickdarmdivertikel zu entwickeln. Zu empfehlen ist auch Gewichtsreduktion.

 

Warum leiden so viele Frauen unter VERSTOPFUNG?

In der Tat kämpfen fast 30% der Frauen häufig mit Verstopfung. Sie liegt dann vor, wenn die betroffene Person weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang hat. Oft ist dies harmlos und liegt an unzureichender Flüssigkeitszufuhr, einem Mangel an Ballaststoffen und Bewegung. Seltener ist sie ein Symptom für Erkrankungen wie z.B. Reizdarmsyndrom oder Schilddrüsenunterfunktion. Ernsthafte Erkrankungen lassen sich über Blutuntersuchung, Ultraschallaufnahme des Bauches oder Darmspiegelung ausschließen.

Mit welchen Beschwerden geht sie einher? Je nach Ausprägung leiden die Betroffenen unter Völlegefühl und allgemeinem Unwohlsein. Der Bauch kann aufgebläht sein. Häufig ist der Stuhlgang schwierig und schmerzhaft. Zudem können Missempfindungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Druck- und Völlegefühl, Mundgeruch oder Appetitlosigkeit auftreten.

Wie wird eine Verstopfung behandelt? Liegt keine Erkrankung vor, gilt es, die Ursachen zu beseitigen. Dazu gehört eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr mit mindestens zwei Liter täglich und regelmäßige Bewegung. Eine medikamentöse Therapie sollte nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Und bitte nicht selbst und wiederholt zu Abführmitteln greifen.


ist Diplom-Journalistin und hat ein Staatsexamen in Psychologie. Die alleinerziehende Mutter war viele Jahre Mitglied der Chefredaktion großer deutscher Frauenzeitschriften. Derzeit ist die überzeugte Vegetarierin, freie Autorin und findet die besten Ideen auf Spaziergängen mit ihrem Hund Quadriga.

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