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„Volkskrankheit“ Burnout: Welche Veränderungen machen Betroffene des Burnout-Syndroms durch?

Quelle: Pixabay

Gesundheit

„Volkskrankheit“ Burnout: Welche Veränderungen machen Betroffene des Burnout-Syndroms durch?

Burnout ist mittlerweile zur Volkskrankheit geworden. Fast Jeder kennt dieses Syndrom, fast jeder hat es schon einmal gehabt. In der heutigen Leistungsgesellschaft, wo Burnout so verbreitet ist, stößt man mit dieser Krankheit jedoch häufig auf Unverständnis. „Stell dich nicht so an“, heißt es. „Wir haben früher ein viel härteres Leben gehabt als ihr“, hört man von der älteren Generation.
Burnout ist mittlerweile zur Volkskrankheit geworden. Fast Jeder kennt dieses Syndrom, fast jeder hat es schon einmal gehabt. In der heutigen Leistungsgesellschaft, wo Burnout so verbreitet ist, stößt man mit dieser Krankheit jedoch häufig auf Unverständnis. „Stell dich nicht so an“, heißt es. „Wir haben früher ein viel härteres Leben gehabt als ihr“, hört man von der älteren Generation.

Burnout ist mittlerweile zur Volkskrankheit geworden. Fast Jeder kennt dieses Syndrom, fast jeder hat es schon einmal gehabt. In der heutigen Leistungsgesellschaft, wo Burnout so verbreitet ist, stößt man mit dieser Krankheit jedoch häufig auf Unverständnis. „Stell dich nicht so an“, heißt es. „Wir haben früher ein viel härteres Leben gehabt als ihr“, hört man von der älteren Generation. Über Kollegen, die sich aufgrund dieser Erkrankung arbeitsunfähig schreiben lassen, wird sich hinter vorgehaltener Hand lustig gemacht, sie werden als „Mimosen“ bezeichnet und ihnen wird geraten, „sich ein dickeres Fell zuzulegen“. Kolleginnen wird sofort unterstellt, sie wären mit der Situation überfordert, seit sie Kinder haben. Dabei wird nicht bedacht, dass Burnout keine einfache Erschöpfung ist, die nach einer gut geschlafenen Nacht wieder überstanden ist. Burnout ist eine völlige Erschöpfung der geistigen, körperlichen und emotionalen Kräfte. Betroffene haben keine Reserven mehr, auf die sie zurückgreifen können und die nach einer Mütze voll Schlaf wieder aufgefüllt wären. Dabei ist es weder für die Außenstehenden, noch für den Betroffenen selbst leicht zu erkennen, inwiefern die Erschöpfung schon fortgeschritten ist.

Die Symptome des Burnout-Syndroms

In der Literatur werden 130 Symptome des Syndroms beschrieben. Dabei können sie sich auf mehreren Ebenen äußern: innere Befindlichkeit, körperliche Ebene, Verhaltensebene, berufliche Ebene und die zwischenmenschliche Ebene. Die Symptome treten meist auf mehreren Ebenen gleichzeitig auf und bedingen sich sogar.

Auf der Ebene der inneren Befindlichkeit können Symptome wie emotionale Erschöpfung, wechselhafte und eine oft gedrückte bis depressive Stimmung erkannt werden. Die Betroffenen sind ständig angespannt, ungeduldig, gereizt, aber auch häufig weinerlich. Sie können aufgrund kleinster Auslöser völlig überreagieren und zum Beispiel in Tränen ausbrechen. Viele Personen fühlen sich hilflos, kraftlos und ohnmächtig, etwas an ihrer Situation zu ändern, empfinden sich dabei als nutzlos und als Versager und haben deshalb Schuldgefühle sowie ein vermindertes Selbstwertgefühl. Ein Kreis, der schwer zu durchbrechen ist. Außerdem kann eine Beeinträchtigung der geistigen und kognitiven Leistungsfähigkeit festgestellt werden. Den Personen fällt es schwer, sich zu konzentrieren, sich Dinge zu merken. Entscheidungen werden verschoben, das Denkvermögen ist eingeengt und schematisch. Außerdem tritt eine verminderte Frusttoleranz auf.

Auf der körperlichen Ebene treten häufig chronische Müdigkeit auf und ein Gefühl der ständigen Erschöpfung und Schwäche. Dabei reagiert der Körper eines jeden Menschen sehr unterschiedlich auf die dauerhafte Belastung. Die einen bekommen Muskelverspannungen, andere Magen-Darm-Probleme (Verstopfung, Übelkeit) oder Schwierigkeiten mit der Atmung (Kurzatmigkeit) und wieder bei anderen leidet das Herz-Kreislaufsystem (Schwindel, Ohnmacht). Dabei können sich bestehende Vorerkrankungen sogar noch verschlimmern, zum Beispiel Diabetes oder Asthma. Durch die Schwäche des Immunsystems werden die betroffenen Personen anfälliger für Infektionskrankheiten wie Grippe oder eine Erkältung, zudem benötigen sie mehr Zeit für eine Genesung. Auch können permanente Schweißausbrüche ein Symptom sein oder eine plötzliche Veränderung des Gewichts (extreme Ab- und Zunahme).

Auf der Verhaltensebene reagieren Personen, die von Burnout betroffen sind, häufig über oder extrem impulsiv. In vielen Fällen wird der Konsum von Alkohol, Kaffee oder Zigaretten hochgeschraubt. Auch Fressattacken oder völlige Verweigerung zur Nahrungsaufnahme können Symptome sein, das Hungergefühl wird aufgrund von Stress einfach verdrängt. Ebenso können sich Risikoverhalten und Unaufmerksamkeit, zum Beispiel beim Autofahren oder bei sportlichen Aktivitäten, erhöhen. Daher sind Personen mit Burnout einem hohen Unfall- und Verletzungsrisiko ausgesetzt. Häufig gehen der Eifer und die Motivation der Betroffenen verloren, sie büßen ihren Idealismus ein und ihr Engagement für eine bestimmte Sache. Dann macht sich Enttäuschung breit und Resignation. Sie sind desillusioniert. Darauf folgt häufig das Gefühl von innerer Leere.

Im Berufsleben zeigt sich Burnout häufig durch eine zynische Einstellung gegenüber Kollegen, Klienten, dem Management oder dem Vorgesetzten. Dies rührt von der Unzufriedenheit der Betroffenen mit sich selbst. Sie haben das Gefühl, nicht genügend Anerkennung für ihre Leistung, die ihnen immer schwerer fällt zu erreichen, bekommen. So nimmt auch die Produktivität ab und sie arbeiten nicht mehr effektiv. Dieser verminderten Belastbarkeit folgt ein extremer Leistungsabfall. Die Person macht häufig Fehler, ihre Kreativität nimmt enorm ab (schematische Denkweise), die Arbeitsmoral sinkt deutlich. Der Krankheitsverlauf von Burnout ist durch immer häufiger auftretende Krankschreibungen gekennzeichnet.

Insbesondere leidet die zwischenmenschliche Ebene. Von Burnout betroffene Personen sind leicht reizbar, irritierbar und übersensibel, wobei sie häufig kalt und gefühllos, zynisch und unerreichbar wirken. Sie schaffen es nicht mehr, Empathie für andere Menschen zu empfinden und machen sie zu Objekten (Dehumanisierung), denen sie grundsätzlich eine negative Einstellung entgegenbringen. Das Misstrauen kann so weit gehen, dass sie sich von Kollegen verfolgt fühlen. Dabei sehen sie sich entweder in der Rolle des Opfers oder des Märtyrers. Dieses Verhalten bewirkt natürlicherweise eine Ablehnung der Anderen, wodurch sich die betroffene Person nur in ihrer Wahrnehmung bestätigt fühlt. Es können Wutausbrüche folgen und aggressives Verhalten sowohl im Berufsleben, als auch im familiären Umkreis. Dadurch werden meist Beziehungsprobleme hervorgerufen, die dann verstärkt bis zur Isolierung und sozialem Rückzug gehen.

Etappenweise

Burnout tritt nicht plötzlich auf, sondern vollzieht sich in mehreren Etappen – Forscher haben sich auf zwölf Stadien geeinigt. Daher treten die Symptome zu Beginn der Erkrankung nicht extrem zu Tage und sind kaum erkennbar dem Erschöpfungssyndrom zuzuordnen. So ist das erste Stadium lediglich dadurch gekennzeichnet, dass die Person einen erhöhten Leistungszwang hat und verbissen auf Erfolg aus ist. Dies kann von der Umwelt durchaus als Charakterzug gesehen werden. Erst im vierten Stadium wird die Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen deutlich. Der Mangel an Schlaf, Ernährung, Bewegung und Energie ist dermaßen hoch, dass mit der Zeit die Wahrnehmung eintritt, sich ausgebeutet zu fühlen. Im achten Stadium wird die Veränderung dann erst für die Umwelt deutlich. Jede angebotene Hilfe wird als Kritik und Angriff gewertet, der Betroffene zieht sich mehr und mehr zurück, das soziale Netzwerk wird als lästig empfunden. Manchmal tritt auch paranoides Verhalten auf. Der Freundeskreis und die Kollegen bemerken in diesem Stadium die Veränderungen in Richtung Zynismus und Desillusionierung. Im letzten Stadium tritt dann die völlige Erschöpfung ein. Hier sind geistige, körperliche und emotionale Kräfte auf dem Nullpunkt angekommen und der Zustand des Betroffenen ähnelt einer Depression.

Es ist nicht einfach, die Symptome zu deuten – erst recht nicht für Freunde, Kollegen und Familie. Es gehört schon eine sehr ausgeprägte Selbstkenntnis dazu, um festzustellen, ab wann man sich selbst verändert und wann sich das nicht mehr gut anfühlt. Und selbst wenn man es bemerkt, ist es häufig so, dass man dies für eine „Phase“ hält, die bald vorbeigehen wird. Für Ärzte ist es noch schwieriger, das Burnout-Syndrom zu diagnostizieren, weil sie den Betroffenen meist noch weniger gut kennen. Daher ist es gerade für Kollegen, Freunde und Familie wichtig, sich mit den Symptomen auseinanderzusetzen. Insbesondere die Personalabteilung sollte hierbei eine tragende Rolle spielen und auf Hinweise von Mitarbeitern eingehen. Es sollte dann sofort das Gespräch gesucht und Maßnahmen ergriffen werden, die den vollständigen Ausfall des Kollegen abwehren.

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Anja Stephan hat Wirtschaftspsychologie an der Hochschule in Osnabrück studiert und lebt dort mit ihren zwei Kindern und dem Hund Sherlock. Sie ist seit mehreren Jahren alleinerziehend und überzeugter Single. Hauptberuflich schreibt sie wissenschaftliche Texte und Artikel, dabei sind ihre Fachgebiete Personalmanagement, Burnout und Marketing. Im April 2017 veröffentlichte sie ihren ersten belletristischen Roman als Selfpublisher. Ihre Erholungsphasen gestaltet sie mit Earl Grey, Büchern und Schokolade. Website | Facebook

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