Über 15 Millionen Deutsche haben Hörprobleme. Jeder 3. Erwachsene hört bereits schwer. Und die Tendenz ist steigend. Warum die Hörkraft nachlässt, welche Erkrankungen dahinter stecken können und wie du dem vorbeugen kannst. Dazu hier neue Erkenntnisse und Methoden im Überblick.
Warum die Hörkraft überhaupt abnimmt:
Das Ohr ist, wie alle anderen Organe auch, ein überaus feines, komplexes System. Nur ein Beispiel dazu: Das Hörorgan (Cortiorgan) in der Hörschnecke besteht aus ca. 25.000 Hörzellen. Sie unterliegen den ganz normalen Alterungsprozessen. Zusätzlich werden sie durch unsere Lebensgewohnheiten und –umstände „gestresst“ und verschlissen.
Was unsere Ohren stresst und sie schnell „altern“ lässt:
Kurz gesagt, die ständig zunehmende allgemeine zivilisatorische Lautstärke. Durch Radio, Fernsehen, Kopfhörer (Walkman), Handy, Straßen- und Baulärm etwa sind wir ständig zahlreichen und oftmals viel zu lauten Geräuschen ausgesetzt. Die Ohren werden überflutet und damit regelrecht erschöpft. Das dürfte besonders Großstädtern auch bewusst sein.
Woran ich merke, dass es meinen Ohren schlecht geht:
Anfangs leider gar nicht. Und das ist genau das Gefährliche. Anders als bei Verletzungen oder einem Knalltrauma setzt die Schwerhörigkeit nur ganz allmählich und völlig schmerzlos ein. Allerdings gibt es kleine Signale für eine beginnende Schwerhörigkeit. Erste Anzeichen sind beispielsweise Verständnisschwierigkeiten im Stimmengewirr, häufiges Nachfragen bei Gesprächen, das Näherrücken an Gesprächspartner oder der typische Vorwurf, der andere würde nuscheln. Oder du ertappst dich dabei, dass du Fernseher oder Radio immer lauter stellst. Allerdings hört man am Anfang nicht alles gleich schlecht. Zu Beginn ist nur das Hören von mittleren und hohen Tönen gestört. In diesen Tonhöhen werden beispielsweise die Konsonanten d, t, s und f übertragen. Der Betroffene kann dann nicht mehr klar hören, ob nun von Sonne oder Tonne gesprochen wurde. Wenn du diese Symptome bei dir bemerkst, solltest du einen HNO-Arzt aufsuchen. Denn je früher mit Gegenmaßnahmen begonnen wird, umso besser. Außerdem können Hörprobleme auch eine ganz harmlose Ursache haben – nämlich Pfropfen von Ohrenschmalz im Gehörgang.
Manchmal steckt ein ganz harmloses „Problem“ dahinter:
Nämlich eben benannte Pfropfen von Ohrenschmalz im Gehörgang. Ohrenschmalz (Cerumen) ist kein Schmutz, sondern eine Kombination verschiedener Fette. Sie haben die Aufgabe, den Gehörgang vom Trommelfell her zu reinigen. Denn auf dem Weg zur Ohrmuschel nimmt der Ohrenschmalz viele Schmutzpartikel und abgestorbene Hautstückchen auf. Wird dieser Schmalz durch übertriebenes Reinigen mit Wattestäbchen tief in den Gehörgang gedrückt, entsteht der Pfropfen und die vermeintliche Schwerhörigkeit.
Auch wenn es harmlos ist, bitte nicht selbst herumdoktern:
Bitte niemals mit Büroklammern, Haarnadeln oder Streichhölzern im Gehörgang rumstochern. Das kann leicht zu einer Verletzung des Trommelfells führen. Dabei entsteht ein Hörschaden, der irreparabel sein kann. Besser, du gehst zum HNO-Arzt. Er entfernt den Pfropf mit speziellen Instrumenten (z.B. Kürette).
Welche Krankheiten hinter einer Schwerhörigkeit stecken können:
Beispielsweise Mittelohrentzündungen, Entzündungen des Gehörganges, Verletzungen am Trommelfell sowie Verknöcherungen im Mittelohr und Tumore im Mittelohr. Und dagegen kann man etwas tun. Je nach Auslöser kann diese Schwerhörigkeit durch Medikamente (bei Entzündungen) oder durch einen operativen Eingriff verbessert oder ganz beseitigt werden.
Wie eine Verknöcherung des Innenohrs operiert wird:
Bei einer Verknöcherung des Steigbügels (Otosklerose) wird eine Kunststoffprothese eingesetzt. Sie überträgt im Innenohr die Schallwellen zum Innenohr genau wie ein natürliches Hörknöchelchen. Dieser Eingriff bringt zu 90 Prozent wieder eine Verbesserung der Hörfähigkeit.
Wenn es zu einem Tinnitus kommt:
Ein Tinnitus (dauerhaftes Geräusch im Ohr) ist wie ein Notsignal der Hörzelle. Sie signalisiert damit ihre Überforderung. Beim Tinnitus können die Hörzellen die zellenergieverbrauchende (ATP-verbrauchende) Repolarisation, also die Wiederherstellung der Stille, nicht mehr leisten. Die Zelle verharrt in einem Zustand der Dauererregung, welche als Dauergeräusch wahrgenommen wird. Neben Durchblutungs-fördernden Medikamenten oder Infusionen kommen dann Verfahren wie die Druckkammer- oder Lasertherapie, Magnetfeldverfahren oder Akupunktur zum Einsatz. Eine Alternative zu herkömmlichen Behandlungen bietet eine neue Methode der Elektrostimulation.
Wie die Elektrostimulation funktioniert:
Genutzt wird ein Gerät, das einem Kopfhörer ähnelt. Damit wird zweimal täglich – am besten morgens und abends in entspannter Atmosphäre – für etwa 30 Minuten das Innenohr beidseitig mit sehr schwachen elektrischen Strömen stimuliert. Durch die Elektroimpulse wird der Zellstoffwechsel in den gestörten Nervenzellen wieder angeregt. Sie bekommen wieder Energie und können sich regenerieren. In vielen Fällen führt diese Therapie schon nach vier bis acht Wochen zum Verschwinden bzw. zur Linderung der Beschwerden. Der Patient nimmt das Gerät einfach mit nach Hause und wird über den Behandlungszeitraum telefonisch von einem Tinnitus-Coach betreut. Er hilft bei der Handhabung und überwacht den Behandlungsverlauf. Wer schon einen Tinnitus hatte, kann mit der Elektrostimulation vorbeugend einmal täglich fortfahren. Denn sie stärkt die Hörnerven generell und beugt so einem erneuten Tinnitus vor.
Was du selbst tun kannst, um deine Hörkraft lange zu erhalten:
Vermeide vor allem Lärm, insbesondere Dauerlärm. Denn schon bei 65 Dezibel (dB) reagiert der Körper gestresst. Diese Lautstärke wird z.B. von einer normal befahrenen Straße erreicht. Meide in deiner Freizeit Orte mit Dauerlärm. Lärmquellen wie Radio oder Fernsehen sollten öfter abgestellt werden und nicht als Hintergrundgeräusch fungieren. Trage in der Disco oder bei Rockkonzerten Ohrstöpsel. Und schenke deinen Ohren wohltuende Geräusche wie Meeres- oder Blätterrauschen oder Vogelgezwitscher. Notfalls durch entsprechende Tonträger.
Selbst-Check: So testest du deine Ohren
Nimm dazu eine Armbanduhr mit mechanischem Laufwerk. Das Ticken entspricht ca. 20 dB. Hörst du dieses Geräusch nicht mehr, liegt eine geringe Schwerhörigkeit vor. Wenn du die Geräusche von Kühlschrank oder Waschmaschine nicht mehr richtig wahrnimmst, besteht schon eine mittlere Schwerhörigkeit. Dann solltest du unbedingt zum HNO-Arzt gehen.
5 Tipps: Wie du deine die Ohren richtig reinigst
+ Benutze zur Ohrreinigung am besten ein Holzstäbchen mit so viel Watte umwickeln, dass es nicht in den Gehörgang passt.
+ Reinige immer nur die äußeren Ohrmuscheln. Der Gehörgang reinigt sich nämlich von selbst.
+ Nach dem Duschen, Baden oder Schwimmen die Ohren immer vorsichtig abtrocknen, eventuell mit einem Fön trocken blasen. Und darauf achten, dass kein Wasser im Gehörgang verbleibt.
+ Zum Ohrenwaschen nur klares Wasser benutzen. Nie Seife an die Ohren. Die Parfümzusätze reizen das empfindliche Fett-System und können eine Überproduktion von Ohrenschmalz auslösen.
+ Wer eine hohe Fettproduktion hat, sollte Ohrenreinigungstropfen aus der Apotheke benutzen.
Thomas
Einmal passierte es mir auch, das ich schwerhörig wurde. Dann ging ich zum NHO-Arzt. Nach der kurzen Besichtigung reinigte er mir das betroffene Ohr und ich konnte sofort wieder gut hören. Mein Ohr war vom Ohrenschmalz verstopft. Schuldig daran waren die herkömmlichen Wattestäbchen.
22 Januar