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Gelenkschmerzen! Warum nicht nur ältere „Semester“ betroffen sein können
Gelenkschmerzen! Warum nicht nur ältere „Semester“ betroffen sein können

Quelle: Pexels

Gesundheit

Gelenkschmerzen! Warum nicht nur ältere „Semester“ betroffen sein können

Rund 20 Millionen Deutsche leiden unter Gelenkverschleiß. Und davon sind durchaus nicht nur ältere Menschen betroffen. Besonders in der kalten Jahreszeit können Knie und Hüften schmerzen. Warum Herbst und Winter den Gelenken besonders zusetzen, welche neuen Therapien und Medikamente es jetzt gibt und was du selbst tun kannst, um deine Gelenke zu schützen und zu pflegen.

Warum sind die nass-kalten Monate so problematisch für bereits angeschlagene Gelenke?

Gerade Kälte und Nässe können die Beschwerden verstärken. Hinzu kommen hohe Luftfeuchtigkeit und sinkender Luftdruck – auch sie erhöhen den Gelenkschmerz. Vermutlich deshalb, weil Kälte den Stoffwechsel verlangsamt und damit die Schmerzen verstärkt werden.

Welche Beschwerden treten jetzt gehäuft auf?

Viele klagen bei kaltem Wetter, dass ihnen jede Bewegung weh tut. Jetzt die Kälte zu meiden und es sich im warmen Wohnzimmer auf der Couch gemütlich zu machen, ist aber falsch. Denn Bewegungsmangel fördert den Schmerz.

Warum tun ausgerechnet jetzt vielen die Knie weh?

Auch hier ist eindeutig Bewegungsmangel schuld. Deshalb sollten Sie täglich Winterspaziergänge auf sicheren Wegen machen. Dabei ist es aber wichtig, die Gelenke warm zu halten, eventuell durch Schoner aus Lammfell. Aber auch Schwimmen oder Ski-Langlauf (klassischer Stil!) sind gelenkschonend. Wärme davor die Gelenke aber mit einfachen Übungen auf.

Was müssen die Knie leisten?

Das Kniegelenk ist unser größtes und am meisten beanspruchtes Gelenk. Es leitet die gesamte Last des Rumpfes auf den Unterschenkel weiter. Das Kniegelenk ist ein so genanntes Drehscharniergelenk, was bedeutet, dass das Knie sowohl gebeugt als auch gedreht werden kann. Im Normalfall kann es bis zu 150 Grad gebeugt und je nach Bandapparat ca. 5 – 10 Grad überstreckt werden.

Wie kommt es zu einer Kniearthrose?

Bei einer Kniegelenksarthrose kommt es zur Zerstörung des Gelenkknorpels. Mit Auswirkungen auf Gelenkstrukturen wie Knochen,  Gelenkkapsel und gelenknaher Muskulatur. Das Gerüst des Kniegelenks besteht aus drei Knochen (Oberschenkel, Schienbeinkopf und Kniescheibe) und einem komplexen Kapsel- und Bandapparat (Seiten- und Kreuzbänder). An den Kontaktflächen sind die Knochen mit Knorpel überzogen. Durch ein Missverhältnis zwischen Belastbarkeit und Beanspruchung wird er abgerieben. Die Folge sind Schmerzen, häufig verbunden mit Knirsch- oder Reibegeräuschen. Bei fortschreitender Krankheit kommen Ruheschmerzen sowie Veränderungen der Achsen in Form von O- oder X-Beinen hinzu.

Kann man ihr vorbeugen?

Ja, eine Kniegelenksarthrose kann man vermeiden oder wenigstens hinauszuzögern. Und zwar durch Vermeidung von Fehlbelastungen oder zu geringer Belastung. Regelmäßige Bewegung durch sanfte Ausdauersportarten oder ausgedehnte Spaziergänge sorgen für gute Knorpelernährung und für einen stabilen Muskelmantel. Hinzu kommt eine abwechselungsreiche und ausgewogene Ernährung. Sie wirkt sich positiv auf die  knorpelernährende Gelenkflüssigkeit aus.

Wie gefährlich ist ein zu hoher Harnsäurespiegel?

Folge eines zu hohen Harnsäurespiegels im Blut (Hyperurikämie) ist die so genannte Gicht. Von einer Hyperurikämie spricht man, wenn der Harnsäurespiegel über 6,4 mg/dl bzw. über 380 µmol/l beträgt. Das Gichtrisiko steigt mit zunehmendem Harnsäurespiegel. Deshalb ist es wichtig nur zwei Fleischmahlzeiten und zwei bis drei Fisch- oder Soja-Gerichte pro Woche zu sich zu nehmen. Verwende statt tierischer Fette lieber pflanzliche. Diese haben einen günstigen Einfluss auf entzündliche Prozesse. Auch von zu viel Alkohol und Nikotin ist abzuraten.

Woran erkennt man als Laie eine Arthrose?

Die ersten Anzeichen sind Steifheit und Spannungsgefühle in den Gelenken, oft verbunden mit einem knirschenden Gefühl oder Reibegeräuschen. Belastungen der Gelenke gehen dann meist mit stechenden Schmerzen einher. Bei Kälte nehmen die Beschwerden zu. Nach langen Ruhepausen wird es für viele Patienten zunehmend schwieriger, wieder richtig in Schwung zu kommen. Man spricht dabei vom so genannten Anlaufschmerz. Mit diesen Beschwerden sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Kann man diese Beschwerden mit Salben selbst behandeln?

Eine Salbe mit Cayennepfeffer regt sowohl die Durchblutung tief im Gelenk, als auch die Nährstoffversorgung der Gelenkknorpel und die Produktion der Gelenkschmiere an. Dabei wird die Freisetzung des Schmerzbotenstoffes gehemmt, die bestehenden Vorräte des Botenstoffes werden entleert und keine weiteren Schmerzsignale übertragen.

Wie wird eine Kniearthrose therapiert?

Zu Beginn sollte ein ausführliches Beratungsgespräch stehen. Bei den Therapien können systemische Medikamente (z.B. Tabletten, Tropfen) und lokale Medikamente (z.B. Salben, Spritzen) eingesetzt werden. Meist erfolgt eine Kombi-Behandlung mit Schmerz- und Entzündungshemmenden Präparaten.

Wie macht sich eine Arthrose im Hüftgelenk bemerkbar?

Typisch sind Schmerzen in der Leiste und im Gesäß mit Ausstrahlung in Oberschenkel und Knie. Betroffene hinken meist leicht beim Gehen. Im fortgeschrittenen Stadium sind Schmerzen dauerhaft. Betroffene brauchen eine Gehilfe, haben große Probleme beim Anziehen von Schuhen oder Strümpfen und Sport ist nicht mehr möglich.

Wie wird hier behandelt?

Anfangs helfen schmerzlindernde Medikamente und Krankengymnastik. Reicht das nicht mehr aus, ist häufig eine Operation unumgänglich. Dabei wird entweder die Belastungszone durch Umstellung des Hüftkopfes verändert oder das Hüftgelenk durch ein künstliches Hüftgelenk (Endoprothese) ersetzt.

Was kann ich bei einer Hüftgelenksarthrose selbst tun?

Gerade im Anfangsstadium kannst du viel tun, damit  die Erkrankung nicht weiter oder langsamer fortschreitet. Beispielsweise: Durch tägliche Bewegung. Sie fördert die Durchblutung und die Beweglichkeit der Gelenke. Durch Wärme, Krankengymnastik und Massagen. Sie beseitigen Muskelverspannungen und lindern Schmerzen. Durch optimale Behandlung von Stoffwechselerkrankungen und Durchblutungsstörungen, um die Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen zu sichern. Durch orthopädische Schuhe oder Einlagen, um Fehlstellungen des Hüftgelenks zu korrigieren.

Wie kann man medizinisch vorbeugen?

Durch einen operativen Eingriff. Bei der so genannten Korrektur-Osteotomie werden die Gelenkverhältnisse so abgeändert, dass die Belastungen gleichmäßiger verteilt werden und eine Arthrose damit gar nicht erst entsteht. Dabei wird das Gelenk selbst nicht angetastet, sondern die Hüftpfanne über den Hüftkopf geschwenkt oder lediglich der Oberschenkelhals in seiner Form verändert. Oberschenkelknochen oder Hüftpfanne müssen dazu getrennt und neu zusammengesetzt werden. Schrauben und Metallplatten fixieren die neue Position. Diese werden entfernt, wenn die neue Verbindung zusammengewachsen ist.

Kann man den Knorpel durch Hyaluronsäure wieder neu aufbauen?

Kann man in der Tat. Bei der medikamentösen Therapie wird Hyaluronsäure in das Gelenk gespritzt. Hyaluron ist ein körpereigener Bestandteil des Knorpels, der dafür sorgt, dass die Knorpelfasern zusammengehalten werden. Untersuchungen belegen, dass diese Säure die Fließfähigkeit der Gelenkflüssigkeit (Synovia) und damit die Gelenkschmierung verbessert. Zudem regt es den Knorpelaufbau an und verbessert den Austausch zwischen Knorpel und Gelenkflüssigkeit. Und es schützt die Schmerzrezeptoren der Gelenkinnenhaut.

Gegen degenerative Gelenkerkrankungen (DGE) gibt es jetzt wohl auch Natursubstanzen…

Richtig. Durch die Einnahme so genannter Gelenkvitalstoffe wie Glucosamin und Chondroitin können Gelenkbeschwerden gelindert werden. Die Zuckerverbindung Glucosamin ist ein natürlicher Baustein des Knorpels, den der Körper im Alter oder bei Überbelastung nicht mehr ausreichend herstellt. Sie ist aber wichtig für die Gelenkschmiere, weil diese eine Pufferwirkung hat und zudem das Knorpelgewebe mit Nährstoffen versorgt. Die Zuckerverbindung Chondroitin ergänzt diese Wirkung und wirkt  wie ein „Wassermagnet“ für die Flüssigkeitsbindung im Knorpelgewebe.

Neben diesen Substanzen sorgt auch eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen, Kupfer, Selen und Zink für den Erhalt der Knorpelfunktion.

Wer sollte Glucosamin und Chondroitin einnehmen?

All jene, die an Arthrose leiden bzw. bei denen ein Knorpelaufbau erforderlich ist, weil sie an Arthritis, Morbus Bechterew oder Sehnen- oder Sehnenscheidenentzündung  leiden. Es empfiehlt sich,  ein Glucosamin-Chondroitin-Präparat als Vorbeugung vor starkem Knorpelabbau im Alter oder auch schon bei Gelenkdestruktionen einzunehmen. Bei ausgeprägter Arthrose sollte zusätzlich eine schmerzstillende Therapie durchgeführt werden.

Gibt es eine Heilung bei Arthrose?

Derzeit nein. Knorpelschäden an den Gelenken sind nicht gänzlich rückgängig zu machen. Eine bereits bestehende Arthrose ist nicht heilbar, denn der Körper kann verloren gegangene Gelenkknorpel nicht wieder herstellen. Keine noch so erfolgreiche Behandlungsmethode kann den gesunden Zustand des Gelenks wieder herstellen. Daher solltest du Gelenkbeschwerden unbedingt frühzeitig vorbeugen.

Wie du deine Gelenke im Winter schützen kannst

+ Für regelmäßige Bewegung sorgen – drei Mal pro Woche für je 30 Minuten. Wichtig: Vermeide einen „Kaltstart“, vorher mit Dehnübungen aufwärmen!

+ Gelenke im Winter warm halten!

+ Übergewicht reduzieren!

+ Bei Kniearthrose: Dehnübungen für Oberschenkelmuskulatur machen!

+ Keine schweren Sachen tragen!

+ Längeres Stehen und Sitzen vermeiden

+ Auf weichen, stoßdämpfenden Sohlen gehen bzw. laufen/joggen.

+ Flache Absätze tragen. 

4 aktuelle OP-Verfahren bei Kniegelenksarthrose

Bei den operativen Verfahren unterscheidet man zwischen gelenkerhaltenden Eingriffen (z.B. Korrekturen der knöchernen Achse) und gelenkersetzenden Maßnahmen (z.B. Einbau von Kunstgelenken).
1. Gelenkspiegelung:
Hierbei kann der Arzt Veränderungen des Gelenks feststellen und mit Hilfe chirurgischer Instrumente geschädigtes Gewebe entfernen oder Knorpelgewebe beeinflussen.

  1. Körpereigene Knorpelzellen-Verpflanzung: Bei diesem Verfahren entnimmt der Arzt per Gelenkspiegelung Gelenkknorpel. Diese werden im Labor in einem Kultivierungsprozess vermehrt und anschließend in einer weiteren OP wieder in das Gelenk eingepflanzt. Dieses Verfahren ist noch sehr neu.
  2. Achsenkorrektur: Durch diese OP soll bei einer Fehlstellung die mechanische Beanspruchung des Gelenks verringert und damit ein Fortschreiten der Arthrose verzögert werden. Hierfür wird ein Knochenteil entnommen und der Knochen unter Zuhilfenahme einer Metallplatte und Schrauben wieder verbunden.
  3. Gelenkersetzende Operation: Zerstörte Gelenkteile werden entfernt und durch künstliche Gelenkteile/Gelenke ersetzt. Sie bestehen aus hochwertigen Titan.

ist Diplom-Journalistin und hat ein Staatsexamen in Psychologie. Die alleinerziehende Mutter war viele Jahre Mitglied der Chefredaktion großer deutscher Frauenzeitschriften. Derzeit ist die überzeugte Vegetarierin, freie Autorin und findet die besten Ideen auf Spaziergängen mit ihrem Hund Quadriga.

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