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Warum unbezahlte Praktika schlecht für unsere Karriere sind
Warum unbezahlte Praktika schlecht für unseren Karriereweg sind

Quelle: Tim Gouw / Pexels

Arbeit - Karriere

Warum unbezahlte Praktika schlecht für unsere Karriere sind

Gerade noch hält man das Abiturzeugnis voller Stolz in den Händen, muss man sich wenig später schon um seine berufliche Zukunft kümmern. Da die Frage nach dem richtigen Berufswunsch die frisch gebackenen Abiturienten vor ihre erste große Herausforderung stellt, nehmen sich viele eine Auszeit – ein Gap Year. In diesem Jahr bereisen sie die Welt und sammeln erste Erfahrungen unter anderem in unterschiedlichen Praktika. Um sich bestmöglich auf den Berufsstart vorzubereiten, ist ein Auslandspraktikum ein guter Weg.

Da es hier aber eine rege Nachfrage von jungen Leuten gibt, haben sich viele Agenturen auf die Vermittlung solcher Praktika spezialisiert – und die Vermittlung kann mehrere Hundert Euro kosten.

In Dublin gibt es zum Beispiel kleinere Unternehmen, die mehr Interns, so werden im Englischen unbezahlte Praktikanten genannt, als Festangestellte haben.

Der Hauptgrund, warum junge Leute ein Internship im Ausland absolvieren, ist, erste Berufserfahrung zu sammeln und die eigenen Sprachkompetenzen zu erweitern. Dies kann aber nur gelingen, wenn die Interns in den Unternehmensalltag integriert werden. Leider ist dies ein großes Problem, denn Interns werden viel zu oft als billige Arbeitskräfte eingesetzt, die unbeliebte Aufgaben erledigen müssen.

Praktika sollten für beide Seiten gewinnbringend sein und einen Lerneffekt für den Praktikanten haben.

Dabei sollte der Deal lauten: Junge Leute stellen ihre Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung und sollten dafür etwas lernen und sich willkommen fühlen. Gerade kleinen Unternehmen fehlen aber oft die Kapazitäten, um einen Mitarbeiter abzustellen, der sich um die Praktikanten kümmert. Dies hat zur Folge, dass oftmals nicht ausreichend Arbeit vorhanden ist und es deshalb häufig zu mehreren Stunden am Tag Leerlauf kommt.

Daher muss man sich als Praktikant unweigerlich die Frage stellen, ob das Praktikum Sinn macht? Bei vielen Abiturienten wird diese Frage selten gestellt, da bei ihnen leider die Auffassung herrscht, dass sie nichts verlangen dürften und zufrieden mit einem unbezahlten Praktikum sein sollten. Nicht wenige Praktikanten glauben, dass sie nach dem Abitur ja noch nichts oder nicht viel können und sitzen daher einfach ihr Praktikum ab ohne einen Mehrwert in Form von Geld für sich zu verlangen.

Wenn das Praktikum nicht gefällt und keinen Mehrwert für den Praktikanten bietet, bekommt man die hohe Vermittlungsbühr meistens nicht zurück.

Ein unbezahltes Praktikum, welches für die Abiturienten keinen Mehrwert bietet, ist in diesem Alter noch zu verschmerzen und kann als Lehrgeld verbucht werden. Problematisch wird es aber, wenn sich unbezahlte Praktika durch die gesamte Studienzeit und auch noch danach ziehen. Schnell ist die Rede von der Generation Praktika, die sich von einem Praktikum zum nächsten hangelt, in der Hoffnung endlich eine Festanstellung zu ergattern.

Leider haben gerade Frauen das Problem, sich häufig unter Wert zu verkaufen und scheuen das Gespräche über ihr Gehalt mit dem Vorgesetzten. Daher ist es umso wichtiger, dass Frauen schon früh erkennen, dass die eigene Arbeit immer einen Wert hat und vergütet werden sollte.

Wer früh “gelernt hat” ohne Vergütung zu arbeiten, hat es später im Berufsleben schwerer den Wert der eigenen Arbeit zu erkennen und einzufordern.

Hier ist es interessant über den Tellerrand zu blicken und zu schauen, wie Studenten aus anderen Ländern die Sache angehen. Auch für Italiener, Spanier, Brasilianer und Mexikaner ist es wichtig, Auslandserfahrung zu sammeln und die englische Sprache auf einem hohen Niveau zu erlernen. Meistens entscheiden sie sich aber nicht für ein unbezahltes Auslandspraktikum, sondern suchen sich neben dem Besuch der Sprachschule einen Nebenjob als Kellner oder Verkäufer.

Dies bietet gleich mehrere Vorteile:

  • Sie sammeln erste Berufserfahrungen;
  • Verbessern durch ihren Job ihre Sprachkompetenz
  • Können eigenes Geld verdienen.

Dies hat den klaren psychologischen Effekt, dass sie den Wert ihrer Arbeit schneller begreifen.

Es ist besser, einen Nebenjob zu suchen, als ein unbezahltes Praktikum zu absolvieren.

Wer aber doch ein Praktikum im In- oder Ausland machen möchte, sollte nicht unbedingt auf die Hilfe einer Agentur setzen, sondern sich eigenständig bewerben. Unternehmen, die Praktikanten haufenweise über Agenturen vermittelt bekommen, müssen sich selbst keine Gedanken um die Akquise machen und geben sich dementsprechend oft keine Mühe im Umgang mit Praktikanten.

Daher macht es Sinn, im Internet auf diversen Plattformen selbst nach Praktikumsstellen zu schauen und den erhöhten Zeitaufwand in Kauf zu nehmen. Gerade große Unternehmen bieten oftmals durchorganisierte Praktika an und haben Praktikumsverantwortliche in den Personalabteilungen. Viele Unternehmen bieten solche Stellen an, um sich selbst ein Bild von den potentiellen neuen Arbeitnehmern zu machen und nicht selten kann ein solches Praktikum auch der Einstieg in die Firma nach dem Studium sein. Diese Stellen werden meistens vergütet und der Name einer bekannten Firma macht sich ohnehin besser im Lebenslauf.

Ist es direkt nach dem Abitur noch “zu verzeihen”, wenn man ein unbezahltes Praktikum absolviert, wird es während und vor allem nach dem Studium schwieriger, wenn das Praktikum nicht bei einer großen und bekannten Firma ist oder einen hohen Lerneffekt hat.

Fazit: Für Absolventen ist es ratsam, einen anderen Weg zu gehen und beispielweise im Ausland nach einer bezahlten Tätigkeit zu suchen oder bereits als Student ein Auslandssemester zu absolvieren. Der Wert einer Auslandserfahrung ist unbestritten, deshalb sollte man sich niemals unter Wert verkaufen.


Myriam ist Bloggerin aus Leipzig und schreibt seit 2012 auf ihrem Blog Namida Magazin über ihre Reisen und ihre Wahlheimat Leipzig. Die letzten Monate hat sie in Dublin verbracht. Website | Facebook | Twitter | Instagram | Pinterest

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