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Emotionale Intelligenz: Gefühle im Job besser managen
Emotionale Intelligenz: Gefühle im Job besser managen

Quelle: Christopher Campbell / Unsplash

Arbeit - Karriere

Emotionale Intelligenz: Gefühle im Job besser managen

Wütende Mails, missverstandene Meetins oder gekränkte Egos – So sehr man sich auch um Rationalität bemühen will, der Arbeitsplatz ist und bleibt ein Raum voller Gefühle. Auch wenn man Privates & Job stark trennen will, kommt man meist nicht um Situationen herum, die in irgendeiner Form emotional aufgeladen sind. Während die Feierabendbier-Freude noch etwas Positives ist, können einem andere Dinge schlaflose Nächte bereiten und Arbeitsergebnisse fernab von Know-How und Wissen beeinträchtigen. Emotionale Intelligenz hilft diese Momente zu managen und macht uns damit nicht nur ein Stückchen glücklicher, sondern auch erfolgreicher im Job.

Emotional intelligent zu handeln, bedeutet, seine Gefühle zu beobachten, zu lenken und die Emotionen anderer Menschen zu verstehen. Eng verstrickt mit diesem Begriff ist auch die Empathie. Sie wird oft als netter Soft Skill aufgefasst und als Eigenschaft beschrieben, sich in andere hinein zu versetzen. Ich sage, sie ist eine der essentiellsten Fähigkeiten für jede Führungsperson und eine große Hilfe für jegliche Teamarbeit. 

Wir sind keine Opfer unserer Gefühle

…aber eben auch keine Roboter. Aus diesem Grund kommen wir immer wieder in Situationen, die uns emotional herausfordern oder überwältigen. Man kann jedoch lernen, mit ihnen umzugehen. Die Amygdala (Zentrum für Emotionen in unserem Gehirn) kann kurz vor dem Platzen stehen und dann reagiert man mit Wut oder sogar Tränen. Besonders als Frau finde ich es schwer, den richtigen Weg zu finden. Es geht entweder in Richtung “nettes Mädchen oder Frau, die sich nicht durchsetzen kann”, oder in Richtung “kalte Zicke, die versucht, männliches Verhalten zu imitieren”. Dafür muss ich mich nicht nur selbst gut kennen, ich muss mir auch selber genug sein und nicht versuchen, impulsiv auf äußere Ansprüche zu reagieren.

Emotionale Intelligenz verbessert die Selbstwahrnehmung

Die Menschen, die mich bisher besonders beeindruckt haben –privat als auch beruflich –waren jene, die auf mich wirkten, als seien sie komplett mit sich im Reinen. Oftmals wird das von großer Ruhe unterstrichen, mit der sie den ganzen Raum erfüllen. Kollegen oder Vorgesetzte, die dagegen hektisch, cholerisch oder nervös wirken oder ihre Prioritäten dreimal am Tag verschieben, irritieren mich schnell und geben mir ein ungutes Gefühl. Dieses Gefühl kann für die Arbeit der einzelnen Mitarbeiter als Bremse wirken, ganz egal wie klug, ehrgeizig und erfahren sie sind. Was unterscheidet also diese zwei Gruppen?

Personen, die eine gewisse Ruhe und Ausstrahlung mit sich bringen, sind oft ganz entspannt bei sich selbst bzw. trainieren dies ständig. Sie erkennen und spüren, was in sozial schwierigen Situationen passiert und wirken mit ihren eigenen Techniken entgegen. Mittels Empathie angemessen auf die Gefühle anderer Menschen zu reagieren, weil man sich selbst und sie beobachtet, nennt man emotionale Intelligenz.

Wie kann ich emotionale Intelligenz praktisch nutzen?

Jeder von uns landet einmal in einer Situation, in der die Emotionen unser rationales Denken außer Kraft setzen können. Es ist wichtig, genau das anzunehmen und zu wissen, dass dies neurologische Reaktionen im Gehirn sind, die man umlenken kann. Wenn ich z.B. merke, dass sich Wut, Ablehnung oder Angst aufbaut, weil ich eine unangenehme Auseinandersetzung auf Arbeit bewältigen muss, dann sehe ich mich mittlerweile von außen und sage mir: “Laura, da rollt gerade etwas an, pass gut auf und klapp die Toolbox auf.” Hierfür musste ich erstmal herausarbeiten, was meine “roten Tücher” sind. Damit sind Verhaltensweisen und Themen gemeint, die in mir schnell Gefühlsraketen starten lassen. Für mich sind das z.B. Undankbarkeit und Aggression. Anderen sind Pünktlichkeit und Perfektion wichtiger. Ein weiteres meiner Werkzeuge ist beispielsweise das Fragenstellen in Konfliktmomenten. Viele Diskussionen verlaufen so, dass man sich gegenseitig Standpunkte an den Kopf haut, bis jemand “gewinnt”. Wer lauter schreit oder am schnellsten redet, hat die Nase vorn, wer emotional überwältigt ist, verliert.

Um das zu vermeiden, beruhige ich mich selbst, in dem ich zunächst viel langsamer und ruhiger spreche (ich habe die Tendenz in angespannten Situationen schneller zu sprechen, als ich denken kann). Ich frage nach, wie Dinge genau gemeint seien und warum die Person glaubt, dies sei die beste Lösung. Damit reguliere ich die Spannung des Konflikts und habe Zeit, mich persönlich abzugrenzen. Wenn man seinen Job mag und ihn gut machen will, neigt man dazu, berufliche Kritik auf sich als Person zu beziehen. Die Abgrenzung ist daher reinster Zucker für die eigene Seele und man bewahrt seine grauen Zellen für sinnvolle Entscheidungen. Kriechen Emotionen in Diskurse ein, sind viele Menschen nicht davor geschützt, auch ihre Entscheidungen aus neadertalerischen Gründen wie Machtdemonstration, Rechthaberitis oder Rache zu treffen. Besonders oft fiel mir derartiges Verhalten bei Führungspersonen auf, deren Jobwahl durch vornehmlich äußere Ansprüche getroffen wurde.

Beziehungsmanagement fängt bei mir an   

Der erste Schritt beginnt bei jedem selbst. Mit dieser Selbstbeleuchtung und Reflexion zu Vorlieben in Bezug auf die eigene Arbeitsweise legt man die Grundlage. Mit ihr gelingt es, dann auch andere und ihre Präferenzen verstehen. So romantisch und mystisch Gefühle auch sein können, sie sind keine unberechenbaren Monster, die uns plötzlich überfallen. Wir können lernen, sie zu erkennen, anzunehmen und konstruktiv zu reagieren.

Das zu wissen und zu üben, kann helfen und befreiend wirken. Auch über den Schreibtischrand hinaus.


Laura Bender ist Wirtschaftskommunikatorin, sammelte journalistische Erfahrungen in verschiedenen Onlineredaktionen und managte die Social Media Kanäle verschiedenster Start-ups. Immer über den Herzschlag des Netzes informiert, schreibt sie seit 2009 auf "Einfach machen", einem Blog der sich stets mit ihr weiterentwickelt. Derzeit macht Laura Bender ihren M.A. und forscht im Bereich Medienkompetenz.                                        Website | Facebook | Twitter | Instagram

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