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Darmentzündung: Steuerst auch du auf die Divertikel-Krankheit zu?
Darmentzündung: Steuerst auch du auf die Divertikel-Krankheit zu?

Quelle: Sora Shimazaki / Pexels

Gesundheit

Darmentzündung: Steuerst auch du auf die Divertikel-Krankheit zu?

Aussackungen im Enddarm machen immer mehr Frauen ab 40 Probleme. Das Ganze hat mit ballaststoffarmer Ernährung zu tun. Ist der Darm erst einmal gereizt, entzünden sich die so genannten Divertikel. Eine Therapie ist langfristig, eine OP bei vielen oft nicht zu umgehen. Zu neuen Erkenntnissen und Vorbeugung und zur ersten Hilfe bei Entzündungen hier ein informativer Überblick.

Wo kommen Divertikel vor? Divertikel können nicht nur im Darm, sondern auch in anderen so genannten Hohlorganen wie zum Beispiel in der Harnblase oder der Speiseröhre vorkommen. Sie bilden sich in der Wand dieser Organe.

Was sind Divertikel? Bei Divertikeln handelt es sich um nach außen gerichtete Ausstülpungen, beispielsweise der Darmwand. Bei „echten Divertikeln“ ist die gesamte Organwand nach innen gewölbt, während bei „falschen“ oder „Pseudodivertikeln“ nur die innerste Schicht hervortritt.

Wie entstehen sie? Die Entstehung von Divertikeln ist nicht hundertprozentig geklärt. Sie sind entweder angeboren oder entstehen im Laufe des Lebens. Durch Druckaufbau innerhalb des Organs oder durch Vernarbungen, die von außen an der Organwand ziehen, wölbt sich die Wand an einer Stelle nach außen. Begünstigt wird dieser Vorgang durch eine schwache Darmwand. Insbesondere durch eine ballaststoffarme Ernährung kann es bei diesen Vorbedingungen mit zunehmendem Alter zur Ausbildung von Divertikeln kommen.

Warum sind Frauen häufiger betroffen? Zwar leiden im Allgemeinen insbesondere Frauen unter Beschwerden im Unterleib – von den entzündeten Divertikeln sind allerdings Männer genauso häufig betroffen wie Frauen. Für die Erkrankung ist eher das Alter ausschlaggebend als das Geschlecht, so treten Divertikel vor allem bei über 60-Jährigen auf.

Wann und warum können sie sich entzünden? Divertikel müssen sich nicht entzünden, allerdings kann es dennoch dazu kommen, wenn sich in ihnen Stuhl ansammelt, der nicht mehr abtransportiert werden kann.

Was sind die Ursachen? Man kann sich die Ausstülpungen ballonförmig vorstellen, das heißt, sie haben einen engeren Eingang und werden nach außen hin weiter. Befindet sich ein Divertikel im Darm, kann sich darin Stuhl ansammeln, der durch die enge Öffnung des Divertikels zwar hinein- aber nicht mehr so leicht heraustransportiert werden kann. Dadurch kann es zu einer Reizung und Entzündung, einer so genannten Divertikulitis kommen.

Wo entzünden sie sich am häufigsten? Weitaus am häufigsten findet man Divertikel im Dickdarm, weshalb eine Divertikel-Entzündung auch dort am häufigsten vorkommt. Innerhalb des Dickdarms ist der so genannte Sigmadarm der von einer Entzündung am häufigsten betroffene Abschnitt.

Wie bemerke ich eine Divertikel-Entzündung? Patienten mit einer Divertikel-Entzündung spüren einen meist anfallartigen Schmerz in der linken Unterbauchgegend. Außerdem geht die Entzündung in der Regel mit Fieber einher.

Welche Beschwerden verursachen sie? Solange keine Entzündung vorliegt, kommt es bei einer Divertikel-Erkrankung normalerweise kaum zu Beschwerden. Aber Durchfall, Verstopfung oder Flatulenzen (Blähungen) können häufiger auftreten.

Wann kann es zu Blutungen kommen? Divertikel können zu einer Darmblutung führen, wenn sie sich dort bilden, wo größere Blutgefäße verlaufen. Diese Gefäße können bei einer Entzündung verletzt werden. In seltenen Fällen kann es dadurch zu starken Blutverlusten kommen, in der Regel hört die Blutung aber von selbst auf. Allerdings können bereits geschlossene Stellen auch wieder aufbrechen.

Wie entstehen durch die Entzündung Fisteln? Bei länger anhaltenden Entzündungen kann es in seltenen Fällen auch zu einer Verbindung zwischen Darm und Harnblase, einer so genannten Blasen-Rektum-Fistel, kommen. Es kommt dabei zum Entweichen von Luft aus der Harnröhre und zu häufigen Harnwegsinfektionen.

Kann der Darm sogar platzen? Entzündete Divertikel können insbesondere bei einem Rückfall zu einem Darmdurchbruch führen, bei dem sich die Entzündung in den Bauchraum ausbreitet.

Wie entsteht die Verengung des Darmes nach einer Entzündung? Durch die Entzündung schwillt die Darmschleimhaut an, wodurch es zu einer Verengung des Darms kommen kann. In der Folge haben die Patienten mit Stuhlunregelmäßigkeiten zu kämpfen.

Wie wird untersucht? Darmdivertikel lassen sich am besten durch eine virtuelle Darmspiegelung (virtuelle Koloskopie) darstellen, weil man die Divertikel in der gesamten Ausdehnung, nämlich innerhalb und außerhalb des Darms erkennen kann. Bei der konventionelle Darmspiegelung (Endoskopie) kann man Divertikel ebenfalls sicher erkennen, aber nur den Teil, der vom Darm aus einsehbar ist.

Eine Entzündung ist meistens schon aufgrund der Symptome – Schmerz und Fieber – durch eine Tast- und einer Laboruntersuchung zu erkennen. Auch hier kann zur Absicherung eine Darmspiegelung durchgeführt werden, die allerdings wegen der Schädigung des Gewebes sehr vorsichtig durchgeführt werden muss.

Wie wird therapiert? Gegen Darmdivertikel hilft meistens schon eine Ernährungsumstellung, damit der Druck im Darm gesenkt wird. Liegt allerdings eine Entzündung vor, muss der Patient Antibiotika einnehmen. Häufig müssen entzündete Divertikel auch operativ entfernt werden – und damit auch ein Stück des Darms.

Wann muss operiert werden? Eine Operation ist notwendig, wenn sich Divertikel wiederholt entzünden, vor allem dann, wenn es durch die Entzündung bereits zu einer Verengung des Darms gekommen ist. Die Divertikel sollten dann entfernt werden, wenn gerade keine Entzündung vorliegt. Außerdem ist eine Operation unumgänglich, wenn es zu Komplikationen kommt, zum Beispiel wenn die Entzündung in die freie Bauchhöhle durchbricht.

Was wird dabei gemacht? In den meisten Fällen kann man mit der so genannten „Schlüssellochtechnik“ operieren, das heißt mit minimalem Eingriff. Dabei wird an der Bauchdecke ein nur millimetergroßer Schnitt angesetzt, durch den die Instrumente eingeführt werden. Der Vorteil ist, dass der Patient kaum mit Schmerzen rechnen muss und der Genesungsprozess sehr schnell abläuft. In schweren Fällen, wenn zum Beispiel auch schon andere Organe von der Entzündung betroffen sind, kann allerdings nur über einen Bauchschnitt operiert werden.

Wie aufwendig ist die OP? Die Operation ist durchaus mit gewissem Aufwand verbunden, da sowohl eine Lichtquelle als auch eine Minikamera eingeführt werden müssen, damit der Eingriff am Computerbildschirm beobachtet werden kann. Die OP erfordert eine gewissenhafte Vorbereitung und hängt entscheidend von der richtigen Platzierung der Instrumente im Bauchraum ab. Eine Operation mit Schlüssellochtechnik erfordert nicht nur modernes Gerät, sondern auch viel Geschick seitens des behandelnden Arztes. Sie dauert bis zu drei Stunden.

Wie lange dauert die Genesung? Dank der schonenden „Schlüssellochtechnik“ werden die Blutgefäße und das Gewebe besonders geschont, weshalb die Heilungszeit sich verringert und der Patient auch mit weniger Wundschmerz  rechnen muss. Wenn keine Komplikationen auftreten, kann der Patient in der Regel eine Woche nach der Operation das Krankenhaus verlassen. Eine Nachbehandlung ist im Normalfall nicht erforderlich.

Können sich Divertikel danach erneut bilden? In seltenen Fällen kann es auch nach der OP zu einer erneuten Ausbildung von Divertikeln kommen.

Wie kann ich vorbeugen? Sehr wichtig ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Dadurch wird die Stuhlmenge erhöht und der Druck im Dickdarm verringert.


ist Diplom-Journalistin und hat ein Staatsexamen in Psychologie. Die alleinerziehende Mutter war viele Jahre Mitglied der Chefredaktion großer deutscher Frauenzeitschriften. Derzeit ist die überzeugte Vegetarierin, freie Autorin und findet die besten Ideen auf Spaziergängen mit ihrem Hund Quadriga.

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