Manche sind noch nicht mal 40, wenn er sie unvermittelt trifft: Ein Schlaganfall. Und immer häufiger erleiden ihn auch Frauen. Dabei kannst du dich durch richtige Ernährung, kontrollierten Blutdruck, niedriges Cholesterin, Bewegung und eine spezielle Untersuchung der Halsschlagader davor schützen:
Warum ein Schlaganfall immer häufiger auch jüngere Frauen trifft:
Das liegt an der zum Teil sehr ungesunden Lebensweise. Viele – auch junge Frauen – haben heute hohen Blutdruck, sie rauchen in Verbindung mit der Pilleneinnahme, sie bewegen sich zu wenig und essen zu fett. Die gefährliche Folge: Es lagern sich so genannte Plaques an den Wänden der Gefäße ab. Es enormes Risiko. Denn es kann zu einem Schlaganfall kommen, wenn sich so eine Plaque von den Gefäßen löst oder sich auf der Plaque ein Blutgerinnsel bildet, das dann ein Gefäß verschließt.
Was bei einem Schlaganfall im Körper passiert
Am häufigsten verschließen Blutgerinnsel aus dem Herzen, die durch ein Vorhofflimmern ausgelöst werden, ein Hirngefäß. Dieser Verschluss kann aber auch durch eine gelöste Plaque entstehen. Dadurch wird die Blut- und Sauerstoffzufuhr zum Gehirn unterbrochen. Und durch den Sauerstoffmangel geht Gehirngewebe zugrunde. In 80 bis 85 Prozent der Fälle läuft der Schlaganfall genau nach diesem Szenario ab. Bei den anderen 15 bis 20 Prozent der Betroffenen kommt es zu einer Blutung im Gehirn. In diesen Fällen wird Hirngewebe direkt durch das sich ausbreitende Blut zerstört. Und zwar bleibend. Denn die Regenerierbarkeit des Gehirns ist begrenzt.
Wie sich ein Schlaganfall bemerkbar macht
Durch plötzlich auftretende Sehstörungen, Schwindelanfälle, man spricht undeutlich. Oder das Gehen macht Mühe, man kann einen Arm oder ein Bein nicht mehr richtig bewegen. Manche haben auch Gleichgewichtsstörungen, andere verlieren unvermittelt das Bewusstsein. Allerdings gehen dem „großen“ Schlaganfall häufig schon „kleine“ voraus, die sich durch vorübergehende Symptome bemerkbar machen, die nur Minuten anhalten. Diese Warnsymptome werden von vielen meist ignoriert. Wenn hier aber rechtzeitig eine Abklärung mit einer Kernspintomographie erfolgt, können vorübergehende Durchblutungsstörungen oft erkannt werden. Bei rechtzeitiger Behandlung kann der „große“ Schlaganfall dann vermieden werden.
Woran ihn Außenstehende erkennen
Vor allem daran, dass der Betroffene plötzlich eine Gesichtshälfte nicht mehr bewegen kann. Läuft auch noch Speichel aus dem Mund, nuschelt er, hängt ein Mundwinkel bewegungslos nach unten, oder kann er den Mund nicht mehr richtig schließen, sollten die Alarmglocken regelrecht schrillen.
Und dann muss man sehr schnell handeln
Es ist allerhöchste Eile geboten. Denn, je schneller ein Schlaganfall behandelt wird, desto größer ist die Chance, dass weniger Schäden entstehen. Also sofort über 112 den Notarzt alarmieren! Und bis er eintrifft folgendes machen: Den Betroffenen mit leicht erhöhtem Oberkörper stabil auf die Seite lagern, beengende Kleidung zur Erleichterung der Atmung lockern und eventuell vorhandene Zahnprothesen entfernen, um Erstickungsgefahr vorzubeugen. Weil häufig Schluckstörungen auftreten, darf der Betroffene nichts mehr essen oder trinken. Bei Ausfall der Atmung mit Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage versuchen, Kreislauf und Atmung zu stabilisieren. Und dann sollte der Patient am besten in eine Schlaganfall-Notfall-Klinik (Stroke Unit) kommen.
Warum der Faktor Zeit bei einem Schlaganfall so entscheidend ist
Weil jede Sekunde kostbare Gehirnzellen absterben. Die Zeit entscheidet über das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn. Jeder Zeitverlust kann gravierende Folgen für das künftige Leben haben. Zudem können einige Therapiemöglichkeiten nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters eingesetzt werden.
Was die „Stroke-Unit“ bei solch einem Notfall unternimmt
Zuerst muss eine Hirnblutung ausgeschlossen werden. Liegt keine Hirnblutung vor, versucht man, die Gefäßverstopfung aufzulösen. Das macht man in der Regel mit einer so genannten Thrombolyse, einer Auflösung der Gefäßverstopfung durch Medikamente.
Und danach
Ein zu hoher Blutdruck des Patienten wird reduziert. Bei rund 10 Prozent der Patienten werden so genannte Thrombolytika eingesetzt. Das sind Mittel, die den Blutpfropf auflösen sollen.
Wie lange nach einem Schlaganfall behandelt werden muss
Erkrankungen, die zum Schlaganfall führten, müssen lebenslang therapiert werden. Dazu gehören bei Diabetikern Insulingaben oder blutdrucksenkende Medikamente. Die Thrombolytika werden nur kurzfristig für einige Stunden eingesetzt.
Wie lange es dauert, bis mögliche Lähmungen wieder verschwinden
Das richtet sich nach der genauen Lokalisation des Schlaganfalls im Gehirn. Und nach den Ausfällen im Alltag, unter denen der Patient leidet. Schlussendlich entscheidet die Physiotherapie darüber, in wie weit sich Lähmungen zurückbilden. Bei gutem und ausgiebigem Training kann das Gehirn, das sehr plastisch ist, Ausfälle gut kompensieren. Manchmal gibt es aber auch gar keine Rückbildung der Lähmungen.
Auch Blut verdünnende Mittel müssen danach lebenslang genommen werden
Und zwar deshalb, damit sich keine Plaques an den Gefäßwänden mehr bilden können. Die Einnahme von Gerinnungshemmern oder Cholesterinsenkern ist tatsächlich meist zeitlebens erforderlich. Nach einem Vorhofflimmern muss der Patient mit einem speziellen Wirkstoff gegen Thrombosebildung weiterbehandelt werden.
Es gibt eine Vorsorge-Untersuchung, die das Schlaganfall-Risiko abklärt
Und zwar die Überprüfung der Halsschlagadern. Die beste Möglichkeit, das Schlaganfall-Risiko zu ermitteln, bieten moderne bildgebende Verfahren. Die so genannte Angiographie der Halsschlagadern wird mit hochauflösender Computer- oder strahlenfreier Kernspintomographie durchgeführt. Welche Technik zum Einsatz kommt, wird der Arzt individuell entscheiden. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Mit beiden Verfahren der Angiographie können kleinste Plaque-Ablagerungen in den Gefäßwänden der Schlagadern entdeckt werden. Dabei ist kein Eingriff in den Körper notwendig. Der Arzt kann in dreidimensionalen Abbildungen das gesamte Gefäßsystem untersuchen. So hat man schnell und sicher Gewissheit über den Zustand der Gefäße und kann im Falle eines erhöhten Schlaganfallrisikos direkt handeln. Neben den Gefäßen muss außerdem das Herz genauer untersucht werden, um Blutgerinnsel im linken Vorhof des Herzens auszuschließen. Das macht man entweder mit einer Schluckecho-Untersuchung oder – ohne Eingriff in den Körper – mit einer Computer- oder Kernspintomographie des Herzens.
Gibt es Medikamente zur Vorbeugung?
Nur solche, zur Vermeidung eines erneuten Schlaganfalls. Dazu wird ein Blutgerinnungshemmer wie Clopridogel unter ärztlicher Kontrolle eingenommen. Außerdem muss man im Falle eines Vorhofflimmerns das Embolierisiko vermindern, zum Beispiel mit Marcumar. Wirklich vorbeugen können einem Schlaganfall nur die richtige Einstellung eines erhöhten Blutdrucks und der Verzicht auf das Rauchen.
Was ich selbst tun kann, um mein Risiko zu vermindern
Jeder sollte vorbeugen. Und das beginnt schon mit der Umstellung auf eine möglichst fettarme Ernährung. Wenn Fett, dann vorwiegend in Form von ungesättigten Fettsäuren essen. Dazu regelmäßiger Sport. Denn regelmäßig drei Mal die Woche Sport hält die Blutgefäße fit. Es reichen schon 30 Minuten Walken. Menschen mit starkem Übergewicht müssen zudem unbedingt ihr Gewicht reduzieren.
Ab wann Frauen die „Pille“ besser durch andere Verhütungsmethoden ersetzen sollten
Frauen sollten ab dem 30. Lebensjahr nicht mehr die Anti-Baby-Pille zur Verhütung benutzen. Wer die „Pille“ aber weiterhin nehmen möchte, sollte dann unbedingt mit dem Rauchen aufhören.
Was Hypertoniker beachten müssen
Ein zu hoher Blutdruck erhöht das Schlaganfall-Risiko um das 6fache. Betroffene müssen konsequent und dauerhaft unter ärztlicher Aufsicht ihre Medikamente einnehmen und auch den Blutdruck regelmäßig kontrollieren.
Und Diabetiker…
Bei ihnen fördert der unverdauliche hohe Zucker im Blutstrom ganz besonders die Arteriosklerose. Bei ihr verengen Ablagerungen die Zellwände, bis zum Verschluss. Dann kommt es zum Schlaganfall.
6 wichtige Tipps: So minderst du dein Schlaganfall-Risiko
- Übergewicht abbauen: Am besten durch zwei bis drei Mal wöchentlich mindestens 30 Minuten Sport. Kombiniert mit bewusster Ernährung aus fettarmen Fleisch (z.B. Geflügel), Obst und Gemüse. Viel Wasser trinken.
- Rauchen einschränken/vermeiden: Frauen, welche die „Pille“ nehmen, sollten besser gar nicht rauchen. Schon wer 14 Zigaretten täglich raucht, erleidet zweieinhalbmal häufiger einen Schlaganfall. Bei mehr als 25 Zigaretten am Tag steigt das Risiko auf das Fünffache.
- Auf Alkohol verzichten: Auch, wenn Rotwein in Maßen angeblich gesund sein soll. Stattdessen lieber roten Traubensaft trinken. Alkohol ist ein Zellgift, das unser Gewebe schädigt.
- Stress abbauen: Denn unter Daueranspannung steigt fast automatisch der Blutdruck.
- Regelmäßig Blutdruck messen: Schon bei regelmäßigen Werten von 140/90 erhöht sich das Risiko. Eindeutig gesenkt werden müssen Werte ab 160/95.
- Auf Blutfette achten: Man unterscheidet LDL-, das „böse“, und HDL-, das „gute“ Cholesterin. HDL braucht der Körper, das sind Fette mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Sie halten die Arterien sogar sauber( z.B. in Olivenöl). Faustregel: Pflanzliche Fette unbedingt tierischen vorziehen.
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