In der kalten Jahreszeit haben Nierenbeckenentzündungen wieder Hochsaison. Warum es uns Frauen 100-mal häufiger als Männer trifft, warum Frauen gerade jetzt im Winter erkranken, wie behandelt wird und wie du vorbeugen kannst. Hier die Antworten auf die häufigsten Fragen.
Warum bekommen in der kalten Jahreszeit wieder zu so viele Frauen eine Nierenbeckenentzündung?
Herbst und Winter sind tatsächlich die Hochsaison für Nierenbeckenentzündungen. Und zwar deshalb, weil bei Kälte häufiger Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen auftreten. Aus diesen beiden Erkrankungen entstehen schnell auch Entzündungen des Nierenbeckens.
Wie häufig kommt es denn zu einer Nierenbeckenentzündung?
Pauschal kann man das nicht sagen. Fest steht jedoch, dass akute Infektionen bei Frauen etwa 100-mal häufiger auftreten als bei Männern.
Und warum sind Frauen so dramatisch häufiger davon betroffen als Männer?
Einfach deshalb, weil Frauen deutlich kürzere Harnwege als Männer aufweisen. So haben mögliche Keime einen sehr viel kürzeren und somit einfacheren Weg, um in das Nierenbecken zu gelangen.
Was ist überhaupt eine Nierenbeckenentzündung?
Die Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) ist eine Infektion des Nierengewebes und Nierenbeckens. Dabei kommt es zu einer Entzündung der harnleiternahen Nierenbecken aufgrund einer bakteriellen Infektion. Die Nierenbecken sammeln den in der Niere gebildeten Urin und leiten ihn in die Harnleiter. Auf diesem Weg können auch Keime über einen oder beide Harnleiter von der Blase aufwärts ins Nierenbecken steigen. Davon wird dann typischerweise auch das Nierenbindegewebe betroffen.
Ist so eine Nierenbeckenentzündung gefährlich?
Sie muss ernst genommen und behandelt werden. Denn fast immer geht sie einher mit hohem Fieber, Flankenschmerzen und starkem Krankheitsgefühl. Wird die Nierenbeckenentzündung nicht behandelt, können sich kleine Abszesse in der Niere bilden, die zu einer chronischen Entzündung oder Verminderung der Nierenfunktion führen. In seltenen Fällen kann es sogar zu einer Blutvergiftung (Sepsis) oder zu einer Eiteransammlung (Abszess) im Nierenbereich kommen.
Welche Frauen sind besonders gefährdet, daran zu erkranken?
Allgemein gilt, dass Immunschwäche eine Nierenbeckenentzündung begünstigt, allerdings ist dieses Risiko bei Frauen und Männern gleich hoch. Weitere Ursachen können sein: Harnabflussstörungen (Urinstau) durch Nierensteine, Fehlbildungen im Harntrakt, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, sexuelle Aktivität, Eingriffe am Harntrakt, Medikamentenmissbrauch und eine Schwangerschaft. Dann nämlich haben sich die Hormone und die Lage innerer Organe wegen der ausgedehnten Gebärmutter verändert. Was eine Harninfektion mit nachfolgender Nierenbeckenentzündung begünstigt. Ein erhöhtes Risiko haben auch Frauen nach einem Kaiserschnitt.
Welche Formen des Verlaufes werden unterschieden?
Die Nierenbeckenentzündung kann akut oder chronisch verlaufen. Die akute Form ist zumeist bakteriell verursacht, während die chronische Form sehr oft aus einer Harnabflussstörung entwickelt, die durch einen Harnstein entsteht. Bei der chronischen Nierenbeckenentzündung ist die Gefahr eines bleibenden Nierenschadens deutlich erhöht
Wann spricht man von einer akuten Entzündung?
Akute Nierenbeckenentzündungen entstehen als so genannte aufsteigende Infektionen. Das heißt, die Erreger gelangen über die Harnröhre in die Blase und können von dort entlang der Harnleiter in die Nierenbecken und weiter in die Nierenkelche gelangen. Da dieser Ort eine Sammelfunktion für den Urin hat, kann sich hier leicht eine Infektion bilden. Seltener entsteht über den Blutweg eine Nierenbeckenentzündung.
Welche Symptome begleiten eine akute Nierenbeckenentzündung?
Typisch ist ein schweres Krankheitsgefühl. Der Patient leidet unter Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit. Außerdem kommt es zu hohem Fieber, eventuell auch mit Schüttelfrost. Die Pulsfrequenz ist erhöht. Die Flanken sind äußerst schmerzhaft, wenn man sie mit den Handkanten beklopft. Der Schmerz ist dumpf, kann aber auch krampfartig sein. Meist bestehen auch Beschwerden beim Wasserlassen ähnlich der Blasenentzündung. Ist als Folge einer Nierenbeckenentzündung der Darm gelähmt, kommt es zu Brechreiz oder Verstopfungen. Die Nierenfunktion ist bei der akuten Form nicht eingeschränkt.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Durch eine Urinprobe, am besten über einen Urin-Einmalkatheter entnommen. Diese Probe wird zum Kultivieren auf Nährböden gegeben, damit sich eventuelle Keime vermehren können und als kleine Kolonie sichtbar werden. Gleichzeitig wird der Urin direkt unter dem Mikroskop untersucht.
Und wie wird eine akute Nierenbeckenentzündung behandelt?
Hauptziel der Behandlung ist das Beseitigen der Abflussstörung. Grundsätzlich sind bei einer akuten Nierenbeckenentzündung mit Fieber und deutlichem Krankheitsgefühl Bettruhe, reichliche Flüssigkeitszufuhr und eine eiweißarme und leichte Kost empfehlenswert. Umgehend muss eine Therapie mit Antibiotika eingeleitet werden. Nur so kann man die Erreger sinnvoll bekämpfen und ihre weitere Ausbreitung und die damit verbundenen Schäden und Komplikationen verhindern.
Wann handelt es sich um eine chronische Nierenbeckenentzündung?
Die chronische Nierenbeckenentzündung kann aus einer akuten Form hervorgehen. Dabei kann man zum Teil noch Bakterien nachweisen. Das muss aber nicht sein. Ein Rückfluss von Urin aus der Blase in die Harnleiter ist häufige Ursache einer chronischen Nierenbeckenentzündung. Allgemein gilt: Eine chronische Nierenbeckenentzündung beginnt immer mit einer Abflussstörung des Harns.
Durch welche Symptome macht sie sich die chronische Form bemerkbar?
Sie verursacht hauptsächlich während eines Schubes Beschwerden. Diese sind relativ uncharakteristisch und äußern sich in Abgeschlagenheit, Rückenschmerzen, Magen-Darm-Irritation, wie Brechreiz und Gewichtsabnahme. Chronische Pyelonephritiden führen nach einiger Zeit zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion. Da die Niere unter anderem auch an der Blutbildung beteiligt ist, bekommt der Betroffene mit der Zeit eine Anämie, die sich in Blässe äußert.
Durch welche Untersuchungen stellt der Arzt hier die Diagnose?
Die Diagnose wird bei einer chronischen Nierenbeckenentzündung genauso vorgenommen wie bei einer akuten Erkrankung. Allerdings sollte man bei längeren Beschwerden die Krankheitsgeschichte des Patienten unbedingt genau prüfen, denn eine Entzündung des Nierenbeckens kann immer die Ursache in einer vorangegangenen Krankheit sein.
Und wie wird eine chronische Nierenbeckenentzündung therapiert?
Bei der chronischen Form muss jeder infektiöse Schub mit Antibiotika behandelt werden. Ansonsten geht man vor wie bei der akuten Form. Bei mehrfacher erfolgloser oraler Antibiotikatherapie wird der Patient stationär aufgenommen und Antibiotika über eine Infusion verabreicht.
Wie lange braucht es, um sich auszukurieren?
Bei richtiger Behandlung sollte nach etwa 24 Stunden eine Besserung der Beschwerden eingetreten sein und nach drei Tagen sollte der Harnbefund wieder normal sein. Die akute Nierenbeckenentzündung heilt in den meisten Fällen ohne Folgen aus.
Wie kann man eine Nierenbeckenentzündung vermeiden?
Wichtig ist es, jeden Tag ausreichend zu trinken. Denn dadurch können Keime aus der Niere gespült werden. Weiter sollten Durchnässung und Unterkühlung unbedingt vermieden werden, um weder einer Harnwegsinfektion noch einer Blasenentzündung eine Chance zu geben.
Kann ich mir mit Hausmitteln auch selbst helfen?
Therapieunterstützend kann man Hausmittel einsetzen. Allerdings muss eine Nierenbeckenentzündung auch immer mit Antibiotika behandelt werden. Begleitend sollte man, genauso wie zur Prophylaxe, viel trinken – entweder Mineralwasser oder ungesüßte Fruchtsäfte oder auch Kräutertees. Dazu empfehlen Mediziner die Nierengegend immer warm zu halten, sei es mit einer Wärmflasche oder einer Wolldecke.
Hilft auch eine Ernährungsumstellung?
Für den Zeitraum der Infektion sollten die Betroffenen in der Tat versuchen, ihre Ernährung fleischfrei oder wenigstens fleischarm, also eiweißarm, zu halten.
Was zahlen die Kassen?
Die Untersuchung und Behandlung z.B. mit Antibiotika werden von allen Kassen bezahlt.
5 Tipps: So beugst du einer Entzündung des Nierenbeckens vor
- Trinke ausreichende Mengen Wasser oder ungesüßten Tee (zwei Liter am Tag), dadurch kannst du die Keime aus der Niere spülen.
- Vermeide durch zweckmäßige Kleidung eine Durchnässung oder Unterkühlung im Nierenbeckenbereich.
- Halte deinen Unterleib möglichst warm.
- Verwende möglichst keine Intimsprays, parfümierten Seifen oder desinfizierenden Lösungen. Der Grund: Sie verändern das Hautmilieu im Genitalbereich und bilden damit ein gutes Nährmedium für Bakterien.
- Harnabflussstörungen sollten so schnell wie möglich beseitigt werden.
Neue Erkenntnisse: Sanfte Helfer aus der Natur schützen vor Entzündungen
Omega-3 Fettsäuren: Sie können nicht nur das Blutfett senken. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen zu Omega-3-Fettsäuren belegt jetzt auch ihre ausgeprägt entzündungshemmende Wirkung. Vor allem bei rheumatischen Erkrankungen, Entzündungen im Magen-Darm-Trakt sowie bei entzündlichen Störungen des Urogenitaltraktes. Die Forscher konnten nachweisen, dass durch Omega-3-Fettsäuren körpereigene entzündungsspezifische Substanzen reduziert werden. Hierzu gehören vor allem die Prostaglandine und Leukotriene. Sie werden bei Entzündungen vermehrt gebildet und verursachen Schmerzen, Schwellungen und Fieber. Die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren verringert die entzündlichen Prozesse und unterstützt die Heilung. Einen hohen Anteil an diesen Säuren haben alle Kaltwasserfische wie Lachs, Makrele und Hering. Dreimal pro Woche essen oder zu Kapseln greifen.
Cranberry: Die amerikanische Preiselbeere ist reich an Tanninen. Sie verhindern die Anhaftung von E. coli an die Zellen des Harntraktes. Dadurch können sich die Bakterien nicht festsetzen und werden über den Urin wieder ausgeschwemmt. So kann eine Infektion verhindert werden. Tannine beugen Harnwegsinfektionen sowie akuten Blasenentzündung vor. Täglich eine kleine Schüssel davon essen (gibt es eingefroren in Supermärkten).
Goldrute: Die Goldrute besitzt besonders viele wasserlösliche Flavonoidglykoside, aber auch Saponine und ätherische Öle. Sie wirken entzündungshemmend, krampflösend und flüssigkeitsausschwemmend, zudem allgemein schmerzlindernd und antibakteriell. Anwendung: 1 bis 2 TL (3–5 g) Goldrutenextrakt mit 150 ml siedendem Wasser übergießen, 20 Min. ziehen lassen. 2- bis 4mal täglich 1 Tasse Tee zwischen den Mahlzeiten trinken.
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