Derzeit schniefen und schnauben wieder viele Menschen. Denn jetzt ist – wegen Corona fast schon vergessen – normale Erkältungszeit. Meist handelt es sich um einen harmlosen Schnupfen. Doch häufig gesellen sich Kopfweh, ein Druckgefühl hinter der Stirn und Ohrenschmerzen dazu. Denn durch Schnupfenerreger können sich auch die Nebenhöhlen oder Ohren entzünden. Denn spricht man von einer Sinusitis. Was du dagegen tun kannst, was schnell hilft und wie du vorbeugst.
Woran merkt man, dass aus dem Schnupfen eine Entzündung der Nasennebenhöhlen geworden ist?
Das merkt man daran, wenn sich zum Schnupfen auch noch Kopfschmerzen und ein Druckgefühl hinter der Stirn und den Augen gesellen. Der Druck und die Schmerzen verschlimmern sich übrigens noch, sobald man sich nach vorn neigt oder fest auftritt. Bei diesen Symptomen handelt es sich dann meist um eine Entzündung der Nasennebenhöhlen – eine so genannte Sinusitis.
Tritt eine Sinusitis im Winter häufiger auf?
Aber ja, Winterzeit ist auch Sinusitis-Zeit. Man weiß, dass etwa aus jedem zehnten Schnupfen eine Sinusitis wird. Und zwar immer dann, wenn der Schnupfenherd im Abflussbereich der Nasennebenhöhlen liegt. Entzündet sich dort die Nasenschleimhaut, ist Gefahr im Verzug.
Gibt es bestimmte Risikogruppen für diese Erkrankung?
Ja, all jene Menschen, die meist schon von Geburt an, durch einen Unfall oder andere Einflüsse eine verkrümmte Nasenscheidewand haben. Sie kann beispielsweise eine S-förmige Krümmung haben und dadurch ohnehin schon permanent den Nasenabfluss mindern. Gefährdet sind zudem Raucher, Allergiker oder Menschen, die regelmäßig Gasen, Stäuben oder Dämpfen ausgesetzt sind. Ihr Immunsystem ist meist etwas geschwächter und neigt daher vermehrt zu Infektionen.
Wie kommt es denn zu der Entzündung in den Nasennebenhöhlen?
Man darf sich das wie einen verstopften Abfluss vorstellen. Normalerweise sind die Nasennebenhöhlen in der Stirn und oberhalb des Kiefers mit der Nase verbunden. Verursachen dort aber Bakterien oder Viren eine Infektion, dann schwillt die Nasenschleimhaut so stark an, dass die Öffnung sich einengt. Die Folge: Schnupfen-Sekret aus den Nasennebenhöhlen kann nicht mehr aus den Hohlräumen im Gesichtsknochen abfließen. Es staut sich und verursacht dabei den Druck und die Schmerzen. Außerdem können sich die Viren oder Bakterien ungehindert vermehren und die Schleimhaut entzündet sich.
Kommt der Körper allein mit der Nasennebenhöhlenentzündung klar?
Normalerweise klingt sie nach kurzer Zeit wieder ab. Aber leider nicht immer. Manchmal muss man auch medikamentös „nachhelfen“.
Wie kann man die Sinusitis behandelt?
Generell sollte man zu abschwellendem Nasenspray greifen, damit die Schleimhaut abschwillt und auch wieder Sekret abfließen kann. Aber bitte nur maximal sieben Tage hintereinander. Sonst werden die Nasenschleimhäute zu sehr gereizt. Bei einem bakteriellen Befall können auch Antibiotika eingenommen werden. Um die Schmerzen zu lindern, darf man zu Paracetamol oder ASS greifen.
Gibt es auch sanfte natürliche Mittel?
Die gibt es in der Tat. Pflanzliche Schleimlöser wie ätherische Öle mit beispielsweise dem Wirkstoff Myrtol lösen das fest sitzende Sekret. Sie sind quasi eine Inhalation von innen. Dazu muss man allerdings viel trinken. Mindestens 2 bis 2,5 Liter Flüssigkeit pro Tag in Form von ungesüßten Tees oder Mineralwasser.
Kann auch eine Wärmebehandlung helfen?
Milde Wärme ist nicht nur angenehm, sondern heilsam. Übrigens sollte Kälte unbedingt vermieden werden. Also vorm Rausgehen Mütze aufsetzen. Aber zurück zur Wärme: Spezielle Mikrowellen-Strahler können helfen. Sie aktivieren die Durchblutung und helfen so, den Schleim flüssiger zu machen. Zu empfehlen ist auch die gute alte Rotlichtlampe. Täglich drei Mal für 20 Minuten in 30 bis 40 Zentimeter Abstand auf die Stirn gerichtet halten. Auch die Inhalation von Salz-Dampf oder ätherischen Ölen kann hilfreich sein.
Kann eine Erkältung auch auf die Ohren schlagen?
Ja, denn die Nasen- und Ohrgänge sind eng miteinander verbunden. Wird nun dieser Bereich bei einem Schnupfen von Bakterien oder Viren befallen, schwillt der schmale Gang zu. Die Sekrete können nicht mehr abfließen. So kann es dann auch zu Ohrenschmerzen kommen.
Was mache ich, wenn die Ohrenschmerzen akut werden?
Dann sollte man dringend zum Arzt gehen. Bei Ohrenschmerzen besteht nämlich der Verdacht auf eine Mittelohrentzündung. Und die sollte unbedingt sofort behandelt werden.
Warum ist das bei einer Mittelohrentzündung so wichtig?
Zunächst sollte man wissen, dass eine Mittelohrentzündung (Otitis media) meist durch Viren verursacht wird. Spürbare Symptome sind starke Ohrenschmerzen, Hörminderung, Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Die Behandlung ist deshalb so wichtig, weil es zum Einreißen (Perforation) des Trommelfells mit plötzlicher Schmerzlinderung und Eitern des Ohrs kommen kann. Richtig schlimm wird es, wenn zu einer so genannte Mastoiditis kommt. Dann nämlich haben sich die die Zellen in den angrenzenden Knochen (Mastoid) entzündet. Und auch eine chronische Mittelohrentzündung kann die Folge sein. Ist das Innenohr beteiligt, kann es zu bleibenden Hörschäden kommen.
Wie entsteht sie überhaupt?
Das Mittelohr ist ein luftgefüllter Hohlraum, der durch das Trommelfell vom äußeren Gehörgang abgetrennt ist. Durch die Ohrtrompete (Tuba auditiva Eustachii) ist das Mittelohr mit der inneren Nase verbunden und wird über diese belüftet. Bei einem Schnupfen können Keime aus der Nase über diese Ohrtrompete aufsteigen und eine Mittelohrentzündung auslösen.
Wie wird diese Erkrankung behandelt?
Die Behandlung der akuten Mittelohrentzündung durch Bakterien erfolgt über Antibiotika, abschwellendes Nasenspray, Schmerzmittel und lokale Wärmezufuhr. Diese Maßnahmen führen in der Regel innerhalb weniger Tage zum Abklingen der Beschwerden.
Helfen bei leichten Ohrenschmerzen auch Naturmittel?
Man kann durchaus homöopathische Mittel wie Chamomilla, Belladonna, Ferrum phosphoricum oder Pulsatilla als Globuli einsetzen. Dazu homöopathische Nasentropfen, die schmerzlindernd wirken und die lokale Durchblutung regulieren.
Hilft Wärme auch bei Ohrenschmerzen?
Ja, Kamillendampfbäder und Rotlichtbehandlungen lindern die Schmerzen und öffnen die Nasen- und Ohrgänge.. Außerdem soll man bei dieser Erkrankung viel trinken.
Kann man vorbeugen?
Zur Vorbeugung empfehle ich allen Patienten bei kaltem Wetter immer eine Kopfbedeckung aufzusetzen, um Kopf und die Ohren zu schützen.
Das kannst du selbst tun:
+Trinke viel, etwa 2,5 bis drei Liter Flüssigkeit am Tag, um den Schleim zu verflüssigen. Ideal sind Wasser, Tee und verdünnte Fruchtsäfte.
+ Verwende abschwellendes Nasenspray richtig: Kinn auf die Brust legen und über Kreuz (linker Arm, rechtes Nasenloch und rechter Arm linkes Nasenloch) anwenden, so erreichen sie optimal die Öffnung der Nasennebenhöhlen.
+ Beobachte, ob dir Wärme gegen die Schmerzen gut tut, zum Beispiel mit einer Rotlichtlampe.
+ Gegen die akuten Schmerzsymptome hat sich beispielsweise Aspirin Complex (Apotheke) bewährt: Es befreit die Nase und hilft bei Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen, so dass die wichtigsten Symptome gleichzeitig gelindert werden.
+ Hebe das Kopfende deines Bettes an, damit der Kopf höher gelagert ist und der Schleim besser abfließen kann.
+ Schnäuze bei Schnupfen nicht mit viel Druck ins Taschentuch, sondern nur leicht. Sonst drückst du das Sekret verstärkt in die Nebenhöhlen. Manche Ärzte empfehlen deshalb, den Nasenschleim hochzuziehen statt ihn auszuschnupfen.
Was tun bei einer akuten Sinusitis?
Wichtig sind schleimhautabschwellende Maßnahmen, um die Ausführungsgänge der Nasennebenhöhlen frei zu machen und die Nebenhöhlen zu belüften. Schleimlösende Medikamente und Nasensprays, Nasenspülungen und Inhalationen mit 0,9 prozentigem Salzwasser (1 EL Salz auf 1 Liter Wasser) verflüssigen das Sekret, so dass es besser abfließen kann. Bei starken Beschwerden sind Antibiotika notwendig, um die Bakterien abzutöten. Die früher häufig durchgeführte Kieferspülung ist nur noch selten nötig.
Was tun bei leichten Ohrenschmerzen?
Zwiebelwickel, ein altes Hausmittel, hat sich bewährt. Zubereitung: 1 rohe Zwiebel klein hacken, Stücke in ein Taschentuch wickeln, dieses kurz in einem umgedrehten Deckel über Wasserdampf erwärmen, auf das Ohr legen und mit einem Schal fixieren. Lindert die Beschwerden.
Hilfe aus der Natur: 3 unschlagbare Kräuter für Herbst und Winter
Kamille: Als Heilkraut nahezu ungeschlagen
Die Kamille (lat. Matricaria chamomilla) hat das vielleicht breiteste Wirkspektrum unter den Kräutern. Damit ist sie als Herbstkraut nahezu ungeschlagen. Vereint sie doch unglaublich viele Inhaltsstoffe in sich wie ätherische Öle, Azulen, Chamazulen, Apiin, Cumarin, Gerbstoffe, Oleanolsäure und vieles mehr. Daher hilft sie bei fast jeder Form von Erkältungsbeschwerden wie Halsschmerzen, Husten, Fieber oder Nebenhöhlenentzündung. Auch bei Magen- und Darmbeschwerden verschafft sie Linderung. Kamille sollten Sie daher jetzt auf jeden Fall vorsorglich im Haus haben. Übrigens: Getrocknet und aufgebrüht werden ihre hübschen Blütenköpfchen.
Anwendung: 2 TL getrocknete Blüten mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen, abseihen. Bis zu 4 Tassen pro Tag trinken.
Empfehlung: Ein Dampfbad löst Schnupfen und beruhigt die Atemwege. Dazu 3 EL Kamillenblüten in eine Schüssel geben, mit 1 l kochendem Wasser überbrühen. Schüssel auf hitzefeste Unterlage stellen, Kopf vorn überbeugen, Handtuch darüber legen, ca. 10 Min. die Dämpfe durch die Nase ein- und den Mund ausatmen.
Brennnessel: Der Turbo für den „eingeschlafenen“ Stoffwechsel
In den dunklen Monaten des Jahres verlangsamt sich der Stoffwechsel. Giftstoffe werden gebremster ausgeschieden. Hier hilft die Brennnessel (lat. Urtica dioica) als Stoffwechselpflanze hervorragend. Denn sie enthält viele Biostoffe wie Kiesel- und Aminosäuren, Vitamin C, Kalzium, Kalium und Flavonoide. Nicht von ungefähr wurde sie früher für Spinat gesammelt. Zudem wirkt sie harntreibend.
Anwendung: 2 bis 3 TL getrocknete Brennnesselblätter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 5 Min. ziehen lassen, abseihen. Täglich 2 bis 3 Tassen trinken. Wichtig: Nach 3 bis 4 Wochen lässt die Wirkung allerdings nach.
Empfehlung: Wer möchte, kann auch Brennnesselsaft trinken. Täglich 1 Glas. Aber Vorsicht bei Herz- oder Nierenschwäche. Hier schadet die entwässernde Wirkung.
Andorn: Starke Abwehr gegen Viren und Bakterien
Früher war Andorn (lat. Marrubium vulgare) in jedem Klostergarten zu finden. Heute ist er zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Denn er wirkt entzündungshemmend und blutbildend. Eine große Hilfe für unsere Abwehrkräfte. Und die brauchen wir in der herbstlichen Viren- und Bakterienzeit dringend. Die getrockneten Blüten und Blätter stabilisieren übrigens auch den Kreislauf.
Anwendung: 1 bis 2 TL Andorntee pro Tasse mit kochendem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen, abseihen, in kleinen Schlucken trinken, ca. 3 Tassen pro Tag.
Empfehlung: Andorn gibt es auch als Tinktur. Durch ihre höhere Konzentration reichen 10 bis 30 Tropfen 1 bis 3 Mal pro Tag.
KEIN KOMMENTAR