Überall wo ich hinschaue, hinhöre oder hineingerate – gefühlt beschäftigt sich gerade jeder mit Persönlichkeitsentwicklung, Selbstverwirklichung und beruflicher Freiheit. Wie ich das finde? Großartig! Denn mit der Kraft dieser community, den geteilten Erfahrungswerten und der unbezahlbaren Freude, habe ich mich selbst auf das Parkett der Selbstverwirklichung und Selbständigkeit gewagt.
Ich habe keine Zeit zu verlieren: Die Hälfte meines Berufslebens ist um, die andere Hälfte gehört mir und meiner Leidenschaft. Arbeit und Leidenschaft miteinander zu verknüpfen ist absolut sinnvoll. Sind wir nicht am erfolgreichsten, wenn wir glücklich sind mit dem, was wir tun?
Einmal entschieden und es gibt kein Zurück mehr
Wenn auch du schon mal mit dem Gedanken der Selbständigkeit gespielt hast, dich aber nicht so recht traust – dann habe ich eine Idee für dich! Wie wäre es, wenn Du erst einmal klein anfängst und deine Selbständigkeit nebenberuflich aufbaust? Sachte, langsam und wohl überlegt?
Ich bin diesen Weg gegangen und ja, es tut auch weh. Doch es ist eine wirklich luxuriöse Herangehensweise – vorausgesetzt, du befolgst einige wichtige Spielregeln, die du selbst aufstellst. Vergiss dabei niemals, deinen Job als Festangestellte weiterhin ernst zu nehmen und pflichtbewusst auszufüllen.
Hört sich das gut an? Ja? Dann möchte ich dir gern meine persönlichen Regeln verraten. Ich habe sie aufgestellt, NACHDEM ich schmerzliche Erfahrungen der Überforderung, des beinahe-Burnouts und der Angst des finanziellen Ruins gemacht habe. Du musst diesen steinigen Weg nicht gehen. Nimm Dir Zeit und plane deine Teilselbständigkeit von Anfang an. Los geht´s!
Wenn es immer unerträglicher wird …
Seit über zwanzig Jahren bin ich festangestellt. Meistens nine to five (was zunehmend nervt), immer organisiert in hierarchischen Strukturen (was zunehmend anstrengender wird), immer fremdbestimmt (was ich noch nie mochte). Im Laufe dieser wertvollen Jahre habe ich gelernt, damit umzugehen. Schließlich hat eine Festanstellung enorme Vorteile, die nicht zu verachten sind. Doch irgendwann spielt das kaum noch eine Rolle.
Vor etwa einem Jahr kam schlagartig DIE Erkenntnis, die mein Leben verändern und in eine komplett neue Richtung lenkte: Durch diverse Umstrukturierungen verlor ich meine Führungsposition. Ich bekam plötzlich neue Aufgaben, die nicht meinen eigentlichen Stärken und Kompetenzen entsprachen. Ich wusste, ich musste dringend etwas ändern, habe mich aber für den geduldigen und wohl überlegten Weg entschieden: Ich bleibe in Vollzeit-Festanstellung und baue mein Business nebenberuflichi auf. Das gibt mir Zeit, Sicherheit und ein Gefühl für die Selbständigkeit.
So bin ich mit mir in medias res gegangen, habe meine Fähig- und Fertigkeiten aufgeschrieben und mit meinen Leidenschaften abgeglichen (und mit dem, was ich auf gar keinen Fall mehr möchte). Dann war klar, was ich zu tun hatte: Selbständig machen mit dem, was ich am besten kann und was mich höchst wahrscheinlich am meisten erfüllt.
Meine Vision
Vor meinem geistigen Auge stand geschrieben: „Ich möchte meine eigene Chefin sein, mich aber komplett in den Dienst meiner Kundinnen stellen. Sie dabei unterstützen, erfolgreich zu sein mit ihren ganz eigenen kommunikativen Fähigkeiten, ihnen auf ihrer Karriereleiter eine große Stütze und ihr neutraler Raum zu sein.“ Gesagt, getan. Auf zu den Ämtern, Steuernummer besorgt, einen kleinen Businessplan geschrieben, alles in die Wege geleitet, Webseite erstellt, Texte geschrieben, PR und Werbung auf allen Kanälen installiert usw. Alles nebenbei, vor der Arbeit, nach der Arbeit, an den Wochenenden… Puh!
Stelle Dich der Zerreißprobe
So bin ich von einer Vollzeitangestellten mit viel Freizeit zu einer Vollzeitangestellten mit nebenberuflicher Selbständigkeit und keiner Freizeit „mutiert“. Ich arbeite weiterhin nine to five voll und gleite quasi in mein neues Leben. Mein Arbeitgeber macht es mir möglich, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Mit allem bin ich transparent: Die Nebenberuflichkeit habe ich meiner Firma angezeigt und mir genehmigen lassen – schriftlich! Somit bin ich auf der sicheren Seite und kann Gas geben. Apropos Gas geben: Ich habe mich nicht nur nebenberuflich selbständig „gemacht“, sondern habe von Anfang an Vollgas gegeben, um meine Selbständigkeit voranzutreiben. Habe all meine Energie reingesteckt und viel riskiert. Das ist gut und wichtig, hat aber auch eine krasse Kehrseite, wie ich leidlich (und zum Glück) erfahren musste…
Fünf Tipps für Deine Doppelschicht
Auch du solltest von Anfang an Vollgas geben – vorausgesetzt, du meinst es wirklich ernst. Halbe Sachen bringen dich nicht weiter. du solltest aber alles gut durchdenken.
Um Burnout, Überforderung, Schlafmangel, soziale Isoliertheit und Geldnot zu vermeiden, möchte ich dir einige Tipps mit auf deinen Weg geben, denn ich habe mich oft überfordert. Der Burnout klopfte schon ganz laut an die Tür, Schlaf wurde zum notwendigen Übel, Sozialleben lag fast brach. Ich sage fast, weil ich immer versucht habe, alles unter einen Hut zu kriegen. Abstriche? Niemals! Doch ohne geht es nicht. Du musst für eine gewisse Zeit darben auf allen Ebenen – vor allem auf der emotionalen. Ich musste schaffen, schaffen, schaffen…. Denn von nix kommt ja auch nix. Nur habe ich all das nicht realisiert. Das kennst du vielleicht auch: Wenn du deiner Leidenschaft nachgehst, realisierst du alles Lebensnotwendige um dich herum kaum noch, fokussierst dich nur noch auf dein „Baby“. Und dann knallt es. Generell empfehle ich: Sei dir deiner Umwelt und dir selbst absolut und zu jeder Zeit bewusst! Achte immer auf dich, denn du brauchst die Energie! Vor allem vertraue dich deinem Partner, engen Freunden oder Verwandten an. Du brauchst sie, nutze sie – bitte keinen falschen Stolz!
Tipp Nummer eins: Setze Dir realistische Ziele und reflektiere
Wenn du zweigleisig fährst mit Festanstellung und Selbständigkeit, nimm dir an einem festen Tag der Woche Zeit zum Reflektieren. Ich mache das gern am Sonntag, wenn die Uhr sich etwas langsamer dreht. Denke über deine realistische Zielsetzung für dein Business nach und prüfe sie immer und immer wieder! Plane entsprechend deine Woche und justiere. Setze dir Teilziele, nicht das große Ganze! Ich zeichne mir beispielsweise in mein Bullet Journal (ein offline-Planer) einen Monatskalender und notiere dort handschriftlich meine Meilensteine und Ziele. So habe ich alles auf einem Blick und komme nicht ins Schleudern. Ob Online oder Offline – du findest deine eigene Art, zu planen. Notiere:
Wo stehe ich heute?
Wo will ich Ende der Woche stehen?
- Schreibe konkrete Zahlen auf (z.B. ich möchte diese Woche mindestens zehn neue Follower für meine Facebook-Seite erhalten; ich möchte drei neue Kunden akquirieren; ich möchte 500 Euro Umsatz machen; ich möchte einen Vortrag vor 1000 Leuten halten). Je konkreter, desto verbindlicher! Wichtig ist jedoch, dass Deine Ziele realistisch sind. Bedenke: Du hast (noch) einen Hauptjob, der dich ernährt und den du weiterhin pflichtbewusst ausüben solltest!
Tipp Nummer zwei: Sei herrlich UNperfektionistisch
Ich bin eine gnadenlose Perfektionistin und vom Ehrgeiz gebeutelt. Damit stoße ich immer wieder an meine Grenzen. Gerade lerne ich, dass Perfektionismus und Ehrgeiz eher hinderlich sind, wenn die Dinge vorangetrieben werden müssen. Du hast einfach keine Zeit, alles hin- und her zu wälzen, nochmal und nochmal gegen zu checken und auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Den gibt es nicht.
Also hänge den Perfektionismus an den Nagel! Habe Mut zur Lücke. Du wirst effizienter und siehst schneller Erfolge. Und du wirst freier. Ich konnte es auch kaum glauben, aber es ist wirklich so!
Tipp Nummer drei: Checke deine Einstellung
Alles im Leben ist Einstellungssache. Deine Einstellung zu deiner Arbeitsweise, zu deinem Umgang mit Druck und Stress, die Einstellung zu deinem Arbeitgeber, zu deinen Finanzen usw. deine Einstellung dirigiert dich und deine Erfolgskurve. Überdenke sie und mach dich frei von: Ich muss! Ich soll! Aber, wenn, vielleicht, mal sehen. JUST DO IT!! Horch in dich hinein und lass dir von anderen nicht vorschreiben, was gut funktioniert und was nicht. Finde deine gesunde Einstellung.
Tipp Nummer vier: Priorisiere und fokussiere dich
Du hast gar keine andere Wahl, als zu priorisieren. Mit zwei Jobs musst du eine Rangliste der wichtigsten Dinge aufstellen, die gemacht werden müssen. Konzentriere dich auf die wichtigsten drei bis fünf. Fokussierung ist enorm wichtig, denn schließlich hast du einen Hauptjob, der dich (noch) ernährt und den du pflichtbewusst erfüllen möchtest. Du kannst nicht alles parallel erledigen!
Tipp Nummer fünf: Ordne deine Finanzen
Ich gehöre zu den Menschen, die sich gern in finanzieller Sicherheit wissen. Keine gute Voraussetzung für eine Selbständige, denkst du? Oh doch! Denn mit dieser Einstellung bin ich immer wachsam und gerate eben nicht in die finanzielle Abwärtsspirale. Allerdings schicke ich voraus, dass du nicht drum herumkommen wirst, anfangs sehr viel zu investieren: Energie, Zeit und auch Geld. Die anfänglichen Investitionen sind Investitionen in deine Zukunft. Spare also nicht daran – es wird alles zu dir zurückkommen!
Ich empfehle dir, dich von Anfang an mit einem Menschen zusammenzusetzen, der sich mit Finanzplanung und Gründung auskennt. So hast du einerseits ein gutes Gefühl und andererseits einen hervorragenden Überblick über deine Finanzen. Engagiere zudem einen Steuerberater, dem du vertraust. Ich habe eine Finanzberaterin und einen Steuerberater – beide begleiten mich und zeigen mir auf, dass alles zu Händeln ist. Das beruhigt mich ungemein.
Zum Schluss lege ich dir ans Herz: Überstürze nichts! Mach nicht dieselbe schmerzliche beinahe-Burnout-Erfahrung, die ich gemacht habe. Obwohl – am Ende hat sie mich mit voller Wucht auf meine Disbalance gestoßen, weshalb ich relativ schnell systematisch, geplant und bewusster agiert habe. Sonst hätte ich wahrscheinlich einfach so weitergemacht.
Auch wenn du noch sooo sehr brennst für dein selbständiges Business: Gehe in deinem Hauptjob kein Risiko ein, mach dich nicht angreifbar, trenne beide Bereiche sorgfältig. Und dann, irgendwann: SPRING und LASS LOS!!!
Viel Erfolg und Glück dabei! Janine
Michael Bäcker
Danke für die Tipps für die Selbstständigkeit und Festanstellung. Meine Eltern sind beide selbstständig und arbeiten jeweils auch mit einem Steuerberater zusammen. Gut zu wissen, dass Sicherheitsbedürfnis bezüglich Finanzen eine gute Voraussetzung für die Selbstständigkeit sind.
LG
20 September