Bei keiner anderen Krebsart ist die Vorsorge so wirksam wie beim Darmkrebs. Werden Wucherungen (Polypen) im Darm rechtzeitig erkannt und entfernt, kann kein Krebs entstehen. Über die Bedeutung des Hämoccult-Test und die Möglichkeiten einer virtuellen Koloskopie – hier alle Methoden im Überblick.
Wie häufig ist Darmkrebs? Etwa jeder 20. Deutsche erkrankt an Darmkrebs. Meist zwischen dem 60. und 72. Lebensjahr. Jährlich gibt es in Deutschland etwa 70.000 Neuerkrankungen. Männer und Frauen erkranken in etwa gleich häufig – bei beiden Geschlechtern handelt es sich um die zweithäufigste Krebserkrankung. Etwa 46 Prozent der Erkrankten überleben die ersten fünf Jahre nach der Diagnose nicht.
Wer ist davon am meisten betroffen? Ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben vor allem erblich vorbelastete Menschen. Auch ein ungesunder Lebenswandel mit zu hohem Alkohol- und Nikotinkonsum, Bewegungsmangel und Übergewicht kann eine Erkrankung begünstigen. Auch Menschen, die über lange Jahre an entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn leiden, gehören zur Risikogruppe. Das deutlichste Anzeichen für eine Gefährdung ist das Vorkommen von Adenomen (gutartige Polypen) im Darm, denn 90 bis 95 Prozent aller Darmkrebskarzinome entstehen aus Adenomen.
Wodurch entsteht Darmkrebs? In 90 bis 95 Prozent aller Fälle entsteht Darmkrebs aus gutartigen Wucherungen in der Darmschleimhaut. Diese so genannten Polypen sind zunächst ungefährlich, können aber im Schnitt nach zehn Jahren zu einem bösartigen Tumor entarten.
Wenn diese Polypen rechtzeitig erkennt und beseitigt werden, kann also kein Krebs entstehen? Genau. Das Problem ist aber, dass typische Symptome wie etwa Blut im Stuhl oder anhaltende Stuhlunregelmäßigkeiten erst auftreten, wenn die Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist.
Hämoccult-Test
Wie wichtig ist bei der Vorsorge der Hämoccult-Test? Beim Hämoccult-Test wird der Stuhl auf verstecktes Blut untersucht. Ein mögliches Anzeichen für Darmkrebs. Allerdings können auch verschiedene andere Ursachen dahinterstecken, zum Beispiel Hämorrhoiden. Wird beim Hämoccult-Test also Blut nachgewiesen, muss zur Abklärung auf jeden Fall eine Darmspiegelung durchgeführt werden.
Wann wird er gemacht? Der Hämoccult-Test – wie auch eine Tastuntersuchung des Enddarms und die Darmspiegelung – wird bei Risikopatienten, d.h. bei Menschen über fünfzig sowie bei genetisch vorbelasteten Menschen durchgeführt.
Wie oft ist er wem zu empfehlen? Über Fünfzigjährige sollten den Hämoccult-Test jährlich durchführen. Aber auch vielen jüngeren Menschen ist die Darmkrebsvorsorge zu empfehlen. Nämlich immer dann, wenn es in der Familie schon Erkrankungsfälle gibt oder gab. Besonders gefährdet sind auch Menschen, die über längere Jahre an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leiden, zum Beispiel an Morbus Crohn.
Welche Rückschlüsse lässt er zu? Zunächst lässt der Fund von verstecktem Blut im Stuhl nur den Rückschluss zu, dass es irgendwo im Darm oder am Darmausgang eine Blutungsquelle gibt. Ob diese nun auf einen Darmkrebs zurückzuführen ist, kann man aufgrund des Tests noch nicht wissen. Es können auch andere Gründe dafür verantwortlich sein. Manchmal findet sich sogar nach dem Verzehr von Fleisch etwas Blut im Stuhl.
Virtuelle Koloskopie (Darmspiegelung)
Eine neue Vorsorgeuntersuchung ist die virtuelle Koloskopie (Darmspiegelung). Was ist das eigentlich? Die virtuelle Darmspiegelung ist eine komfortable und sehr sichere Alternative zur herkömmlichen Darmspiegelung (Endoskopie). Die übliche Darmspiegelung, bei der ein Endoskop in den Darm eingeführt wird, empfinden viele Menschen als unangenehm, da sie fast nie schmerzfrei verläuft. Denn der Darm ist sehr empfindlich. Die virtuelle Koloskopie findet dagegen ohne jeden Eingriff in den Körper statt.
Wie funktioniert die virtuelle Koloskopie? Die virtuelle Darmspiegelung basiert auf einer Computertomographie (CT). Der Patient ruht dazu auf einer Liege, während das CT-Gerät Schnittbildaufnahmen des Bauches und Beckenraumes erzeugt. Diese Aufnahmen werden direkt danach an einen Computer zur Verarbeitung weitergeleitet. Dort entsteht ein dreidimensionales, farbiges Abbild des Körpers. Erst jetzt, nämlich am Computerbildschirm, führt der Arzt die eigentliche Darmspiegelung durch. Wie mit einer Kamera fährt er am Bildschirm durch den Darm und untersucht ihn auf gefährliche Veränderungen.
Liefert sie eben so genaue Ergebnisse wie die klassische Darmspiegelung? Die Ergebnisse sind vergleichbar, teilweise sogar besser. In einer ersten großen Studie im Dezember 2003 konnten mit der virtuellen Koloskopie bei einigen der untersuchten Patienten sogar mehr relevante Polypen entdeckt werden, als mit der herkömmlichen Darmspiegelung.
Welche Vorteile hat diese Methode für den Patienten? Es gibt zwei große Vorteile. Der erste ist, dass die Unannehmlichkeiten, die durch die Einführung eines Endoskops entstehen, bei der virtuellen Koloskopie völlig entfallen. Zweitens ist die virtuelle Untersuchung dadurch überlegen, dass mit ihr ergänzend auch eine Beurteilung der Darmwand und der dahinter liegenden Strukturen, also der gesamten Bauch- und Beckenorgane und Gefäße, möglich ist.
Wie schnell geht die virtuelle Koloskopie? Der gesamte Vorgang dauert nur etwa zwanzig Minuten, die eigentliche Bildaufnahmezeit beträgt dabei nur ungefähr zwanzig Sekunden.
Hat die virtuelle Koloskopie auch Nachteile? Kaum. Bei einer CT-Untersuchung wird natürlich mit Röntgenstrahlung gearbeitet. Allerdings kann die Strahlendosis Dank modernster Technik sehr gering gehalten werden, das heißt im Bereich der natürlichen jährlichen Strahlenbelastung aus dem Boden und dem Weltall. Die einzige Nebenwirkung, die von der virtuellen Koloskopie ausgehen kann, ist eine Unverträglichkeitsreaktion gegen das Kontrastmittel, das dem Patienten vor der Aufnahme gegeben wird. Es kann dadurch in sehr seltenen Fällen zu Reaktionen wie Übelkeit oder Kopfschmerzen kommen.
Für welche Patienten kommt sie in Frage? Die virtuelle Koloskopie kommt im Prinzip für alle Risikopatienten in Frage, also für alle über Fünfzigjährigen und für alle genetisch Vorbelasteten. Für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, die auch zur Risikogruppe gehören, empfiehlt es sich, die virtuelle Koloskopie mit einer Kernspintomographie durchzuführen, da diese Krankheiten so besser dargestellt werden können.
Wie oft sollte sie gemacht werden? Gefährdete Personen sollten alle drei bis fünf Jahre eine Darmspiegelung durchführen lassen.
Was passiert, wenn dabei Polypen festgestellt werden? Auch, wenn nicht aus jedem Polypen Krebs entstehen muss, ist es in jedem Fall zu empfehlen, entdeckte Polypen zu entfernen.
Wird die virtuelle Koloskopie von allen Kassen übernommen? Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen ab dem Alter von 55 Jahren für die Vorsorge mit der herkömmlichen Darmspiegelung. Die virtuelle Koloskopie wird von den gesetzlichen Kassen bislang nicht übernommen. Privatversicherte können sich bei Ihrer Versicherung informieren, ob die Untersuchungskosten erstattet werden.
Virtuelle Gastroskopie (Magenspiegelung)
Bei welchen Symptomen sollte eine virtuelle Gastroskopie (Magenspiegelung) gemacht werden? Sie kann zur Abklärung verschiedener Beschwerden eingesetzt werden, z.B. bei wiederkehrenden Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Bluterbrechen oder schwarz gefärbtem Stuhlgang. Auch zur Kontrolle von Magenschleimhautentzündungen oder Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie zur Früherkennung von Speiseröhren- oder Magenkrebs kann eine virtuelle Gastroskopie durchgeführt werden.
Wie läuft die Untersuchung ab? Die virtuelle Gastroskopie läuft ähnlich wie die virtuelle Koloskopie ab. Mit dem CT-Gerät werden farbige Schichtbilder des Speiseröhren- und Magenbereiches erstellt, die danach am Computerbildschirm ausgewertet werden.
Ist sie der konventionellen Gastroskopie ebenbürtig? Die virtuelle Gastroskopie liefert farbige, dreidimensionale und hochauflösende Bilder vom Inneren der Speiseröhre und des Magens. Während die herkömmliche Gastroskopie eine bessere Beurteilung von oberflächlichen Schleimhautprozessen zulässt, ermöglicht die virtuelle Gastroskopie eine bessere Beurteilung der Magenwand. Welche Methode zum Einsatz kommt, muss im Individualfall durch den Arzt entschieden werden.
Welche Vorteile bietet sie für den Patienten? Die Vorteile sind ähnlich zu bewerten wie bei der virtuellen Koloskopie. Auch die konventionelle Gastroskopie wird von vielen Menschen als unangenehm empfunden, denn hier wird dem Patienten ein Endoskop durch den Mund in die Speiseröhre eingeführt. Häufig kann diese Untersuchung nur nach Gabe eines Beruhigungsmittels durchgeführt werden. Dieser Eingriff entfällt bei der virtuellen Gastoskopie völlig. Zudem ist das Risiko von Verletzungen durch ein Endoskop während der Untersuchung bei der virtuellen Gastroskopie natürlich nicht gegeben.
Hat sie Nachteile? Die Nachteile sind – wie schon bei der virtuellen Koloskopie erwähnt – allenfalls in der Röntgenstrahlung und in eventuell auftretenden Unverträglichkeitsreaktionen auf das Beruhigungsmittel zu sehen. Bei jüngeren Patienten kann zur Vermeidung der Strahlenbelastung anstelle der Computertomographie eine Kernspintomographie eingesetzt werden.
Bei wem wird sie gemacht? Bei Menschen mit ungeklärten Beschwerden, die auf eine Magenerkrankung zurückgehen können und die eine herkömmliche Gastroskopie ablehnen, kann die virtuelle Gastroskopie alternativ eingesetzt werden. Nur, wenn dabei krankhafte Veränderungen festgestellt werden, sollte danach noch eine konventionelle Gastroskopie durchgeführt werden.
Wie oft sollte sie wiederholt werden? Hierzu kann man keine pauschale Empfehlung abgeben.
Wird sie von den Krankenkassen finanziert? Die Kosten für die virtuelle Gastroskopie werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt.
Klassische Darmspiegelung
Was wird dabei wie gemacht?
- Vorbereitung: Darmentleerung und Füllung des Darms mit ca. 2 Liter Raumluft
- Einführen des Endoskops in den Darm bis zum Ende des Dickdarms
- Durch die Kamera am Ende des Endoskops begutachtet der Arzt die Darmwand
- Entdeckt der Arzt dabei Polypen, kann er eine kleine Zange durch das Endoskop schieben, mit der diese direkt entfernt werden können
Welche Aufschlüsse liefert sie?
- Entdeckung von gutartigen Polypen
- Entdeckung von bösartigen Gewebeveränderungen
- Entdeckung von Divertikeln (Ausstülpungen in der Darmschleimhaut)
- Diagnose von entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
- Entdeckung von Blutgefäßveränderungen der Schleimhaut
Welche Nachteile/Vorteile hat sie für den Patienten?
- Nachteile: unangenehme Untersuchung, nur das Darminnere wird abgebildet, Gefahr der Verletzung des Darms (sehr selten)
- Vorteile: gefundene Polypen können direkt entfernt werden, dies ist allerdings nur in etwa 5% aller Fälle notwendig.
Mit der richtigen Ernährung den Darm „pflegen“
Wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass die richtige Ernährung bei der Darmkrebsvorsorge eine große Rolle spielt. Zu empfehlenswert ist:
+ eine ausgewogene, fleisch- und fettarme sowie faserreiche Kost.
+ Obst und Gemüse gehören besonders häufig auf den Speiseplan.
+ Übergewichtige sollten unbedingt abnehmen, denn sie sind besonders gefährdet.
+ Ernährungsumstellung und mehr Bewegung können vor ernsthaften Erkrankungen bewahren
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