Shafagh Laghai wurde im Iran geboren und ist in Berlin aufgewachsen. Dort studierte sie Publizistik, Politikwissenschaft und Iranistik. Während des Studiums arbeitete sie als freie Reporterin und Redakteurin für das Fernsehen der Deutschen Welle und reiste für den Sender nach Afghanistan, Kambodscha und Pakistan. Im Jahr 2008 kam sie als Volontärin zum Westdeutschen Rundfunk nach Köln. Sie war zunächst freie Autorin, wurde aber bald Redakteurin in der Tagesschau-Redaktion, beim ARD-Morgenmagazin und in der WDR-Wirtschaftsredaktion. Seit Januar 2013 ist Shafagh Laghai Auslandskorrespondentin im Studio Nairobi in Kenia. Das Studio Nairobi berichtet aus 39 Ländern in Afrika für das deutsche Publikum.
Women At Work: Sie sind seit 2013 Auslandskorrespondentin in Nairobi. War Afrika ihr Wunschland, aus dem Sie berichten wollten?
Shafagh Laghai: Nein, ich war selbst überrascht. Der WDR wollte jemanden, der einerseits Erfahrung mit der Auslandsberichterstattung hat und andererseits mit einem frischen Blick auf den Kontinent schaut. Was für ein Glück für mich! Ich habe das Gefühl, zur richtigen Zeit an den richtigen Ort geschickt worden zu sein.
Women At Work: Aus welchen afrikanischen Ländern berichtet das Studio in Nairobi?
Laghai: Aus 39 Ländern. Nairobi als Standort ist sinnvoll, weil beispielsweise die UN und viele Hilfsorganisationen ihren Hauptsitz in der kenianischen Hauptstadt haben. Nairobi ist Dreh-und Angelpunkt für vieles, was in der Region passiert und für Journalisten interessant ist.
Women At Work:: Abgesehen vom Standortvorteil. Wie sind die Arbeitsbedingungen für Journalisten in Kenia?
Laghai: Kenia hatte immer ein offenes Verhältnis zur Presse. So war es zumindest, als ich 2013 hier ankam. Pressefreiheit und Meinungsfreiheit sind hier immer noch ein hohes Gut und viele Journalisten trauen sich, die Stimme gegen die Regierung und gegen Politiker zu erheben. Ich betone das, weil es nicht in allen afrikanischen Ländern selbstverständlich ist, und auch die kenianische Regierung ist leider dabei, diese Rechte zu beschneiden. Darunter leiden vor allem die Lokaljournalisten, aber auch wir bekommen das immer wieder zu spüren.
Women At Work: Wie?
Laghai: Angefangen hat es mit dem Anschlag auf das Westgate-Einkaufszentrum im September 2013. Seitdem wird die Presse regelmäßig mit der Begründung reglementiert, es sei für die nationale Sicherheit im Kampf gegen den Terror wichtig. Es wurde beispielsweise ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Journalisten, die über Themen wie Terrorismus berichten möchten, vorschreibt, eine Genehmigung einzuholen, und das bevor sie überhaupt mit ihrer Recherche beginnen. Journalisten können für Beiträge sogar verhaftet werden, wenn die Regierung im Nachhinein entscheidet, dass sie mit ihrer Berichterstattung die nationale Sicherheit gefährdet haben. Für uns vom deutschen Fernsehen ist das zwar nicht ganz so dramatisch wie für die kenianischen Kollegen. Allerdings wird es für uns durch das Gesetz zunehmend schwieriger, Interviewpartner für unsere Beiträge zu finden. Es herrscht eine Atmosphäre der Unsicherheit.
Women At Work: Sie sagten, dass Themen vor der Recherche beantragt werden müssen. Gibt es Themen, über die man nicht berichten darf?
Laghai: Ja, die gibt es. Als das Westgate-Einkaufszentrum nach dem Terroranschlag Mitte Juli neu eröffnet wurde, war klar, dass nicht nur die kenianischen Medien noch einmal über den Anschlag berichten würden. Vor allem darüber, was die Regierung bis jetzt über die Täter herausgefunden hat – nämlich sehr, sehr wenig. Solche negativen Töne möchte die Regierung aus der Presse heraushalten, und das wird vor allem den kenianischen Kollegen von Regierungsvertretern sehr deutlich gesagt. Wenn ich die Zeitung aufschlage, sehe ich zwar noch nicht, dass sich Journalisten einschüchtern lassen und regierungskonform berichten. Es gab bisher auch keine Fälle von wirklich langen Verhaftungen, wie sie in dem Gesetz vorgesehen sind. Aber es gibt Schikanen, wenn Kollegen kritisch berichten. Dann werden in deren Wohnungen zum Beispiel Razzien durchgeführt. Auch Menschenrechtsaktivisten und NGO-Mitarbeiter berichten davon, dass die Behörden in ihre Wohnung kommen, alles auf den Kopf stellen und Dokumente mitnehmen.
Women At Work: Am 4. April gab es einen Terroranschlag auf die Universität Garissa, bei dem 142 Menschen ums Leben kamen. Wie haben Sie diesen Tag erlebt?
Laghai: Ich war in Nairobi, als die schockierende Nachricht kam, dass die Terrormiliz Al-Schabab einen Anschlag auf die Universität von Garissa verübt hat. Wir haben natürlich sofort berichtet, aber zunächst aus Nairobi, weil Garissa sechs Autostunden entfernt liegt. Am nächsten Tag sind wir losgefahren. Das Bemerkenswerte ist, dass wir Journalisten oft in einen Ort hineinfahren, während andere schnellstmöglich raus wollen, denn bei Anschlägen gehört es häufig zur Taktik oder zur Strategie von Terroristen, weitere Anschläge zu verüben, wenn Helfer, Ärzte und Journalisten vor Ort sind.
Women At Work: Hatten Sie in dieser gefährlichen Situation Angst?
Laghai: Ich würde es nicht Angst nennen. Es ist eher eine enorme Anspannung und Konzentration auf die Situation und die Umgebung. Man muss unheimlich gut beobachten, was wo passiert. Wenn wir dann anfangen zu drehen und ich Interviews führe, verfliegt dieses angespannte Gefühl. Aber auf den Fahrten in eine Krisenregion denke ich schon darüber nach, ob beispielsweise Minen gelegt wurden. Das ist ein sehr ungutes Gefühl.
Women At Work: Wer begleitet Sie als Korrespondentin?
Laghai: Das Fernsehteam reist in der Regel zu viert: ein Kameramann, ich als Reporterin und ein Techniker, und meist haben wir noch unsere kenianische Producerin für Übersetzungen und Kontakte vor Ort dabei.
Women At Work: In Nigeria, der größten Demokratie in Afrika, ist die Terrormiliz Boko Haram sehr stark. Wie gefährlich ist es für Sie als Korrespondentin eines westlichen Landes, aus Nigeria zu berichten?
Laghai: Die Einsätze in Nigeria waren tatsächlich die gefährlichsten Einsätze, die ich als Korrespondentin hatte. Im Juli drehte ich eine 30-Minuten-Reportage für die ARD, in der ich der Frage nachging, was aus den 270 Schülerinnen geworden ist, die aus einer Internatsschule in Chibok im Nordosten Nigerias entführt wurden. Wir waren das erste ausländische Fernsehteam überhaupt, dem es geglückt ist, tatsächlich in die Stadt Chibok zu gelangen, denn die Gegend ist komplett abgeriegelt. Um in die Stadt zu kommen, mussten wir durch Orte fahren, die kurz zuvor noch von Boko Haram angegriffen wurden. Unterwegs mussten wir viele Militär-Checkpoints passieren, und unser nigerianischer Fahrer machte uns wenig Hoffnung, dass wir Chibok tatsächlich erreichen. Er sagte mir, er hätte schon viele ausländische Journalisten gefahren, die nach Chibok wollten, aber das nigerianische Militär hätte sie immer zurückgeschickt.
Women At Work: Sie haben Chibok aber als erste ausländische Korrespondentin erreicht. Wie war das möglich?
Laghai: Unsere nigerianischen Begleiter glauben, dass ich es geschafft habe, weil ich eine Frau bin.
Women At Work: Klingt sehr unwahrscheinlich.
Laghai: Mag sein, aber in dieser sehr männergesteuerten Gesellschaft hat man als Frau manchmal den Vorteil, beruhigend auf Situationen einzuwirken, weil man harmloser erscheint.
Women At Work: In der Regel ist es aber für Frauen sehr gefährlich.
Laghai: Ja, aber ich bin im Team unterwegs und wir haben einen Sicherheitsberater dabei, der mit einem Tracker-System alle paar Minuten unseren Standort per Satellit an eine Sicherheitsfirma weiterleitet. Die gibt die Informationen an den WDR in Köln, so dass man im Sender genau weiß, wo wir uns gerade befinden. Außerdem haben wir ein Satellitentelefon dabei, und auf dem Weg nach Chibok hatten wir zusätzlich eine Polizeieskorte.
Women At Work: Durften Sie in der Stadt sofort drehen?
Laghai: Nein. Als wir in Chibok ankamen, war das Militär erstaunt, wie wir die vielen Straßensperren passieren konnten. Dann wurde stundenlang darüber debattiert, ob wir drehen dürfen, aber schließlich haben wir die Erlaubnis doch erhalten. Auch wenn uns nur wenig Zeit blieb, konnten wir uns einen Eindruck von der Situation in der Stadt machen und mit Eltern von entführten Schülerinnen sprechen. Für die ist es ein Trauma, nicht zu wissen, was aus ihren Töchtern geworden ist. Die Schülerinnen sind ja nicht die einzigen, die von Boko Haram entführt wurden.
Women At Work: Amnesty International geht davon aus, dass die Terrormiliz etwa 2 000 Frauen und Kinder entführt hat.
Laghai: Dramatisch ist vor allem, dass niemand weiß, was sie durchleben müssen. Das nigerianische Militär konnte vor ein paar Monaten allerdings 700 Frauen aus der Gefangenschaft von Boko Haram befreien.
Women At Work: Wo sind diese Frauen jetzt?
Laghai: Sie wurden in Militärcamps in der Nähe von Chibok untergebracht.
Women At Work: Warum dürfen sie nicht zu ihren Familien?
Laghai: Man geht davon aus, dass viele der Frauen von Boko Haram radikalisiert wurden und als Spione oder sogar Kämpferinnen eingesetzt werden sollten. Deshalb hat das nigerianische Militär psychologische Programme organisiert, um die Frauen zu „entschärfen“. Erst wenn sie diese Programme erfolgreich durchlaufen haben, dürfen sie zu ihren Familien zurück. Es ist also fast unmöglich, die befreiten Frauen zu fragen, wie es ihnen in der Boko-Haram-Gefangenschaft erging.
Women At Work: Sie haben es trotzdem geschafft, mit einigen Frauen zu sprechen?
Laghai: Ich konnte mit vier Frauen sprechen. Sie waren völlig traumatisiert. Das Schicksal einer Frau hat mich besonders bewegt. Sie erzählte mir, dass sie mit ihren drei Kindern entführt wurde. Fünf Monate lang sei sie in einem Camp der Boko Haram festgehalten und misshandelt worden. Als das nigerianische Militär sie endlich befreite und sie die Hoffnung hatte, wieder nach Hause zu kommen, geschah das für sie noch immer Unfassbare: Zwei ihrer Kinder wurden von Militärpanzern überrollt. Diese Frau hat überhaupt keine Hoffnung mehr. Sie sagte mir: “Ich sitze hier, aber ich bin leer und lebe nur noch für das eine Kind, das mir geblieben ist. Es liegt alles in Allahs Hand.”
Women At Work: Kann in Chibok wieder so etwas wie Normalität entstehen?
Laghai: Das ist schwer einzuschätzen. Chibok ist im Grunde ein gespaltener Ort. Auf der einen Seite gibt es die Eltern der entführten Kinder, die die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Mädchen befreit werden. Es gibt aber auch eine große Anzahl von Menschen, die dagegen sind, dass die Mädchen wieder nach Chibok kommen. Sie haben einfach Angst, dass sie radikalisiert wurden und als lebende Bomben unterwegs sind.
Women At Work: Kann das nigerianische Militär nichts gegen die Terrormiliz Boko Haram unternehmen?
Laghai: Das nigerianische Militär beziehungsweise die Regierung stehen in der Kritik, den Terror der Boko Haram im Norden Nigerias lange nicht ernst genommen zu haben und nicht entschlossen genug dagegen vorgegangen zu sein.
Women At Work: Welche Gründe gibt es dafür?
Laghai: Nigeria ein tief gespaltenes Land. Es teilt sich in den muslimischen Norden und den christlichen Süden. Der ehemalige Präsident Goodluck Jonathan, der im Mai abgewählt wurde, ist Christ und kommt aus dem Süden. Vieles, was im Norden passierte, hat er ignoriert, um negative Schlagzeilen zu vermeiden. Als die Schülerinnen entführt wurden, hat es Wochen gedauert, bis er dazu Stellung nahm, und noch länger, bis er die Eltern traf. Der Terror im Norden wurde einfach viel zu lange nicht ernst genommen. Es gibt in Nigeria auch das Gerücht, dass Boko Haram von der Opposition unterstützt wurde – politisch und mit Geld und Waffen. Es wird auch vermutet, dass korrupte Offiziere Waffen an Boko Haram verkauft haben. All diese Vorwürfe und Vermutungen sind wahrscheinlich der Grund dafür, dass Boko Haram so erstarken konnte. Wichtig ist aber auch, dass der Norden Nigerias bitterarm ist. Die Menschen, vor allem die Jungen, haben oft keine Arbeit und keine Perspektiven. Und so lange die Regierung den Menschen dort keine Alternativen bietet, bleibt die Gefahr, dass sie sich irgendwann radikalisieren.
Women At Work: Es gab in den letzten Monaten aber auch Erfolge. 700 Frauen wurden befreit.
Laghai: Das ist richtig, war aber nicht nur ein Verdienst der nigerianischen Armee. Es gab eine multiafrikanische Militäroperation. Die Nachbarländer Nigerias, Kamerun, Tschad und Niger, haben sich gegen die Boko Haram zusammengeschlossen. Sie wollen verhindern, dass sie ein dauerhaftes Terrorproblem mit Boko Haram bekommen. Erst unter diesem Druck ist die nigerianische Armee entschlossener gegen Boko Haram vorgegangen.
Women At Work: Seit Mai hat Nigeria einen neuen Präsidenten. Wird der die Terrormiliz entschlossener bekämpfen?
Laghai: Präsident Muhammadu Buhari nannte den Kampf gegen Boko Haram im Wahlkampf eine seiner Prioritäten. Inzwischen hat er Beschlüsse gefasst, die darauf hindeuten, dass er das Problem tatsächlich entschlossener angeht als sein Vorgänger. Er hat das Hauptquartier des Militärs in den Norden verlegt, also quasi ins Epizentrum des Terrors. Hohe Militäroffiziere wurden ausgetauscht und Offiziere eingesetzt, die aus dem Norden stammen. All das soll ein Statement dafür sein, dass er Boko Haram mit Nachdruck bekämpfen will. Die Wirkung bleibt abzuwarten.
Women At Work: In deutschen Zeitungen war in diesem Sommer zu lesen, dass die Terrormiliz Al-Shabaab immer mehr junge Kämpfer in Kenia rekrutiert. Können Sie das bestätigen?
Laghai: Ja. Wenn sich junge Menschen von Terroristen anwerben lassen, hat das häufig gar keinen ideologischen Hintergrund. Oft fehlt ihnen einfach eine Perspektive. Sie haben keinen Job und wissen nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. Die kenianischen Behörden gießen zusätzlich Öl ins Feuer, indem sie an Kenias Küste, an der hauptsächlich die muslimische Bevölkerung lebt, massiv gegen junge Menschen vorgeht. Beim kleinsten Verdacht auf Terrorismus werden Verdächtige einfach getötet. Sie werden nicht verhaftet und ihnen wird auch kein fairer Prozess gemacht.
Women At Work: Junge Menschen werden getötet, wenn sie unter Terrorverdacht geraten?
Laghai: Ja, es gibt gezielte Tötungen, oder Menschen verschwinden spurlos. Das alles hat zur Folge, dass in manchen Teilen Kenias eine massive Atmosphäre der Angst herrscht. Es ist tragisch mitzuerleben, wie ein so schönes Land in eine Spirale der Gewalt gerät.
Women At Work: Gibt es aus Afrika auch Positives zu berichten?
Laghai: Ja, natürlich, sehr viel. Das können die Menschen in Deutschland auf der tagesschau.de-Seite in unserem wöchentlichen Video-Blog verfolgen. In Afrika gibt es zum Beispiel eine sehr lebendige Kultur-und Kunstszene und wir geben viele Einblicke in den afrikanischen Alltag. Ich habe zum Beispiel eine Geschichte über das Leben mit Mobiltelefonen in Afrika gemacht. Was sich in Europa viele nicht vorstellen können und was auch in Deutschland nur schwer durchsetzbar ist: Hier kann man inzwischen fast alles bargeldlos mit dem Handy bezahlen. Im Supermarkt, an der Tankstelle, im Kino, im Taxi oder im Restaurant. Alles wird über das System Mpesa abgewickelt und direkt vom Handy abgebucht. Sogar Krankenhausrechnungen oder die Stromkosten werden über das Mobiltelefon beglichen. In Ruanda habe ich einen Umwelt-Beitrag gedreht – dort sind Plastiktüten inzwischen streng verboten. Darüber diskutieren die EU-Länder schon ewig, und dieses kleine afrikanische Land stellt Europa in diesem Punkt beim Thema Umwelt in den Schatten. Natürlich ist es sehr viel schöner, positive Geschichten zu drehen, nur leider kommen wir um die harten Themen wie die Krisen und den Terror nicht herum. Das ist schade, denn die Berichterstattung wird diesem großartigen Kontinent nicht immer gerecht.
Women At Work: Warum?
Laghai: Unsere Nachrichten sind, glaube ich, insgesamt darauf ausgelegt, dass es negative Schlagzeilen eher ins Fernsehen schaffen als positive. Das gilt für Afrika, aber auch für andere Teile der Welt. Dadurch entsteht oft ein einseitiges Bild, was uns regelrecht weh tut, denn auch in Afrika haben die Menschen Humor, erzählen sich Witze, machen spektakuläre Erfindungen, kreieren aufregende Mode… Zum Glück gibt es neben den Nachrichten auch Formate wie den Weltspiegel, wo wir solche Themen dann doch unterbringen können.
Women At Work: Welche Geschichte hat Sie als Korrespondentin in Afrika bisher am stärksten berührt?
Laghai: Das sind zwei Geschichten, an die ich mich sofort erinnere. In der ersten geht es um einen Arzt, den ich in Nigeria kennenlernte. Er hat in Australien studiert und hätte sicher überall auf der Welt ein erfolgreicher Mediziner sein können. Er hat sich aber entschieden, nach Nigeria zurückzukommen und als Arzt ohne Bezahlung in einem Flüchtlingscamp zu arbeiten. Dort kümmert er sich um Menschen, die vor der Boko Haram geflohen sind. In solchen Camps leben 6 000 bis 10 000 Flüchtlinge. Er hat mich sehr beeindruckt.
Women At Work: Und um welches Schicksal geht es in der zweiten Geschichte?
Laghai: Es geht um ein Mädchen, dass ich in der Zentralafrikanischen Republik kennenlernte. Sie war 17 Jahre alt und stand kurz vor dem Abitur, als sie bei Kämpfen zwischen christlichen und muslimischen Milizen in die Schusslinie geriet und ein Bein verlor. Als ich mit ihr sprach, hatte sie eine einzige Sorge: „Wie soll ich denn jetzt zur Schule kommen, um mein Abitur zu machen?“ Das hat mich sehr berührt.
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