Du kennst sie nur zu gut, die romantischen Bilder von aufgeklappten Laptops und digital arbeitenden Menschen an paradiesischen Stränden. Allerdings gibt es da auch Dinge, über die vor deiner Zeit als digitaler Nomade keiner spricht – und auf die ich mich trotzdem gerne vorbereitet hättet.
1. Ein Leben aufzulösen ist die Hölle
Während manch einer, der digitaler Nomade werden will, seine Wohnung behält oder untervermietet, entscheiden sich die meisten früher oder später dafür, das eigene Zuhause aufzugeben um wirklich frei, ungebunden und mit weniger starren Fixkosten belastet zu sein.
So schön, so einfach.
Doch das ändert sich, wenn es wirklich ans Eingemachte geht und die 60 Quadratmeter mit den Möbeln, Ordnern, Elektrogeräten, Bildern und Fährrädern auf ein 4 Quadratmeter „großes“ Lagerabteil oder Muttis Keller verkleinert werden müssen.
Was sich am Anfang noch befreiend anfühlt, wird irgendwann zum schmerzhaften Prozess des Loslassens. Nicht alles, was noch Wert hat, lässt sich verkaufen, nicht alles, was einem lange lieb und teuer war, möchte man behalten. Und es kann passieren, dass du an einem deiner letzten Tage in Deutschland weinend vor dem Müllcontainer stehst und dich fragst: Was tust du hier?
2. Die Ängste deiner Mitmenschen sagen „Hallo!“
Zwangsläufig wirst du Menschen von deinen Plänen erzählen. Sei vorgewarnt: Nur die wenigstens werden enthusiastisch und voller Freude reagieren. Die erste Reaktion ist üblicherweise das Projizieren der eigenen Ängste: „Also ich könnte das ja nicht, so ganz ohne Zuhause.“ – „Da willst du hin? Da ist es doch mega gefährlich!“ – „Bist du dann nicht total einsam?“ – „Und von was willst du leben?“
Das kann dir ganz schön den Wind aus den Segeln nehmen, erst Recht, wenn du dich am Ende von Phase 1, der Wohnungsauflösung befindest, und sowieso schon nervlich angeschlagen bist.
Doch lass dich nicht verrückt machen: Plane deine Reise im Hinblick auf deine Sicherheit und Gesundheit verantwortungsbewusst und habe einen Notfallplan. Jede weitere Panikmache braucht dich nicht zu stören.
Dass sich nicht alle mit dir freuen, ist gar nicht böse gemeint, sondern häufig Ausdruck von Sorge, Zuneigung oder gar Bewunderung. Ja, wir Menschen sind merkwürdig. Wir können Emotionen nicht immer so artikulieren wie wir sie meinen.
3. Du wirst zur Zielscheibe
Dein Weggang wird Menschen triggern und zwar an schmerzhaften Stellen. Die einen fühlen sich von dir alleingelassen, die anderen daran erinnert, dass sie sowas auch immer mal (vielleicht sogar gerade jetzt) gerne tun würden, aber es nicht aus der Komfortzone schaffen. Und das wird dir um die Ohren fliegen.
Meist trennen sich hier die guten von den wirklich guten Freunden und wenn du Glück hast, ist dein Freundes- und Bekanntenkreis frei von solchen Exemplaren.
Doch wann immer du auf vehemente Ablehnung stößt, dir Vorwürfe anhören musst oder so getan wird, als würde dir „das alles hier“ geschenkt werden oder zufliegen, hast du es vermutlich mit Neid, Missgunst oder Angst zu tun – für die du gar nicht verantwortlich bist.
Dennoch ist das der vielleicht schwierigste Part des Weggehens: Nicht nur, dass man das eigene Zuhause zurücklässt, mit verlorenen Freunden aufzubrechen, kann das Herz schwer werden lassen. Manchmal legt sich alles nach ein paar Monaten. Manchmal begreift man, dass diese Menschen nie wirklich Freunde waren und das ihnen dein Glück nicht wirklich wichtig oder gar ein Bedürfnis ist.
4. Es bleibt alles wie es ist, leider.
Wenn du zurückkommst, an Feiertagen, für einen Kurzurlaub oder für immer, wird alles so sein wie es war. Nur du bist es nicht.
Das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören, kann omnipräsent sein, selbst wenn man den Kontakt gehalten und am Leben der anderen (meist digital) teilgenommen hat. Und wer nicht mit seinen Reiseerlebnissen prahlen will oder oftmals dazu nicht angehört werden mag – auch das scheint zu triggern – hat schnell nicht mehr viel zu erzählen.
Das zeigt sich besonders dann, wenn man aus sehr ländlichen Gegenden kommt, in denen der tagtägliche Gesprächsstoff aus Stammtischparolen oder Smalltalk besteht. Da bist du einfach raus.
Weltoffene Freunde oder die Familie helfen, sich wieder zu integrieren. Doch wer mal echter digitaler Nomade war, kommt vielleicht nie mehr so richtig an. Nicht ohne Grund sind viele von uns ständig, vielleicht sogar ein Leben lang irgendwie immer unterwegs. Eben in der Welt Zuhause – nicht in einem Dorf.
5. Du brauchst einen Unterstützer
Ein menschliches Back Up im alten Zuhause oder zumindest dem Heimatland ist das Beste und vielleicht wichtigste was du haben kannst. Jemand, der sich um deine Post kümmert, jemand, der Behördengänge mit einer Generalvollmacht von dir übernimmt und jemand, der die Steine aus dem Weg räumt, die die deutsche Bürokratie manchmal unvorbereitet bereithält. Ein Teil dieser Aufgaben übernehmen Dienstleister gegen Bezahlung, aber es ist besser und günstiger, wenn man dafür eine Vertrauensperson hat, die sich gewissenhaft um alles kümmert.
Wenn du alleine reist, kann es außerdem sehr hilfreich sein, Unterstützer zu kennen, die einen ähnlichen Lebensstil verfolgen. Nicht umsonst erfreuen sich die digitalen Nomadengruppen im Netz und Coworking Spaces für DN’s großen Zuspruchs. Sorgen, Probleme, Herausforderungen, aber auch die guten Seiten, Freundschaften und Glücksgefühl über das Nomadentun zu teilen, kann sehr heilsam sein. Gerade dann, wenn man noch am Anfang steht oder nach einem Besuch Zuhause feststellt, dass man da irgendwie nicht mehr hingehört.
6. Du kannst dich nicht vorbereiten
Nicht auf die Notfälle kannst du dich vorbereiten – nicht auf das unbeschreibliche Glücksgefühl, nicht auf die Ängste, nicht auf das unfassbar gute Essen, nicht auf die Einsamkeit, nicht auf das Arbeiten, nicht auf die neuen Menschen und Freunde die du triffst, nicht auf das ich-geh-mal-eben-surfen in der Mittagspause. Am Ende wird alles ein riesiges Abenteuer sein und bleiben und jede noch so deutsche Vorbereitung kann dich nicht davor bewahren, Dinge zu erleben, mit denen du nie gerechnet hättest.
Aber das ist der Spaß daran, oder?
5 Dinge, die dir vorher keiner zum digitalen Nomadentum sagt
Du kennst sie nur zu gut, die romantischen Bilder von aufgeklappten Laptops und digital arbeitenden Menschen an paradiesischen Stränden. Allerdings gibt es da auch Dinge, über die vor deiner Zeit als digitaler Nomade keiner spricht – und auf die ich mich trotzdem gerne vorbereitet hättet.
1. Ein Leben aufzulösen ist die Hölle
Während manch einer, der digitaler Nomade werden will, seine Wohnung behält oder untervermietet, entscheiden sich die meisten früher oder später dafür, das eigene Zuhause aufzugeben um wirklich frei, ungebunden und mit weniger starren Fixkosten belastet zu sein.
So schön, so einfach.
Doch das ändert sich, wenn es wirklich ans Eingemachte geht und die 60 Quadratmeter mit den Möbeln, Ordnern, Elektrogeräten, Bildern und Fährrädern auf ein 4 Quadratmeter „großes“ Lagerabteil oder Muttis Keller verkleinert werden müssen.
Was sich am Anfang noch befreiend anfühlt, wird irgendwann zum schmerzhaften Prozess des Loslassens. Nicht alles, was noch Wert hat, lässt sich verkaufen, nicht alles, was einem lange lieb und teuer war, möchte man behalten. Und es kann passieren, dass du an einem deiner letzten Tage in Deutschland weinend vor dem Müllcontainer stehst und dich fragst: Was tust du hier?
2. Die Ängste deiner Mitmenschen sagen „Hallo!“
Zwangsläufig wirst du Menschen von deinen Plänen erzählen. Sei vorgewarnt: Nur die wenigstens werden enthusiastisch und voller Freude reagieren. Die erste Reaktion ist üblicherweise das Projizieren der eigenen Ängste: „Also ich könnte das ja nicht, so ganz ohne Zuhause.“ – „Da willst du hin? Da ist es doch mega gefährlich!“ – „Bist du dann nicht total einsam?“ – „Und von was willst du leben?“
Das kann dir ganz schön den Wind aus den Segeln nehmen, erst Recht, wenn du dich am Ende von Phase 1, der Wohnungsauflösung befindest, und sowieso schon nervlich angeschlagen bist.
Doch lass dich nicht verrückt machen: Plane deine Reise im Hinblick auf deine Sicherheit und Gesundheit verantwortungsbewusst und habe einen Notfallplan. Jede weitere Panikmache braucht dich nicht zu stören.
Dass sich nicht alle mit dir freuen, ist gar nicht böse gemeint, sondern häufig Ausdruck von Sorge, Zuneigung oder gar Bewunderung. Ja, wir Menschen sind merkwürdig. Wir können Emotionen nicht immer so artikulieren wie wir sie meinen.
3. Du wirst zur Zielscheibe
Dein Weggang wird Menschen triggern und zwar an schmerzhaften Stellen. Die einen fühlen sich von dir alleingelassen, die anderen daran erinnert, dass sie sowas auch immer mal (vielleicht sogar gerade jetzt) gerne tun würden, aber es nicht aus der Komfortzone schaffen. Und das wird dir um die Ohren fliegen.
Meist trennen sich hier die guten von den wirklich guten Freunden und wenn du Glück hast, ist dein Freundes- und Bekanntenkreis frei von solchen Exemplaren.
Doch wann immer du auf vehemente Ablehnung stößt, dir Vorwürfe anhören musst oder so getan wird, als würde dir „das alles hier“ geschenkt werden oder zufliegen, hast du es vermutlich mit Neid, Missgunst oder Angst zu tun – für die du gar nicht verantwortlich bist.
Dennoch ist das der vielleicht schwierigste Part des Weggehens: Nicht nur, dass man das eigene Zuhause zurücklässt, mit verlorenen Freunden aufzubrechen, kann das Herz schwer werden lassen. Manchmal legt sich alles nach ein paar Monaten. Manchmal begreift man, dass diese Menschen nie wirklich Freunde waren und das ihnen dein Glück nicht wirklich wichtig oder gar ein Bedürfnis ist.
4. Es bleibt alles wie es ist, leider.
Wenn du zurückkommst, an Feiertagen, für einen Kurzurlaub oder für immer, wird alles so sein wie es war. Nur du bist es nicht.
Das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören, kann omnipräsent sein, selbst wenn man den Kontakt gehalten und am Leben der anderen (meist digital) teilgenommen hat. Und wer nicht mit seinen Reiseerlebnissen prahlen will oder oftmals dazu nicht angehört werden mag – auch das scheint zu triggern – hat schnell nicht mehr viel zu erzählen.
Das zeigt sich besonders dann, wenn man aus sehr ländlichen Gegenden kommt, in denen der tagtägliche Gesprächsstoff aus Stammtischparolen oder Smalltalk besteht. Da bist du einfach raus.
Weltoffene Freunde oder die Familie helfen, sich wieder zu integrieren. Doch wer mal echter digitaler Nomade war, kommt vielleicht nie mehr so richtig an. Nicht ohne Grund sind viele von uns ständig, vielleicht sogar ein Leben lang irgendwie immer unterwegs. Eben in der Welt Zuhause – nicht in einem Dorf.
5. Du brauchst einen Unterstützer
Ein menschliches Back Up im alten Zuhause oder zumindest dem Heimatland ist das Beste und vielleicht wichtigste was du haben kannst. Jemand, der sich um deine Post kümmert, jemand, der Behördengänge mit einer Generalvollmacht von dir übernimmt und jemand, der die Steine aus dem Weg räumt, die die deutsche Bürokratie manchmal unvorbereitet bereithält. Ein Teil dieser Aufgaben übernehmen Dienstleister gegen Bezahlung, aber es ist besser und günstiger, wenn man dafür eine Vertrauensperson hat, die sich gewissenhaft um alles kümmert.
Wenn du alleine reist, kann es außerdem sehr hilfreich sein, Unterstützer zu kennen, die einen ähnlichen Lebensstil verfolgen. Nicht umsonst erfreuen sich die digitalen Nomadengruppen im Netz und Coworking Spaces für DN’s großen Zuspruchs. Sorgen, Probleme, Herausforderungen, aber auch die guten Seiten, Freundschaften und Glücksgefühl über das Nomadentun zu teilen, kann sehr heilsam sein. Gerade dann, wenn man noch am Anfang steht oder nach einem Besuch Zuhause feststellt, dass man da irgendwie nicht mehr hingehört.
6. Du kannst dich nicht vorbereiten
Nicht auf die Notfälle kannst du dich vorbereiten – nicht auf das unbeschreibliche Glücksgefühl, nicht auf die Ängste, nicht auf das unfassbar gute Essen, nicht auf die Einsamkeit, nicht auf das Arbeiten, nicht auf die neuen Menschen und Freunde die du triffst, nicht auf das ich-geh-mal-eben-surfen in der Mittagspause. Am Ende wird alles ein riesiges Abenteuer sein und bleiben und jede noch so deutsche Vorbereitung kann dich nicht davor bewahren, Dinge zu erleben, mit denen du nie gerechnet hättest.
Aber das ist der Spaß daran, oder?
Bianca
Yeah, kann ich nur sagen! Ich finde es definitiv ziemlich cool, dass ihr euch entschieden habt und freu mich immer wieder von dir und euch zu lesen, zu sehen oder ein sonstiges Lebenszeichen zu erhalten.
Deine Zeilen sind in Freude und Trauer geschrieben, genau das ist es also was ihr erlebt und ich liebe deine Ehrlichkeit! Wenn ich in deinem Alter soviel Mumm gehabt hätte, wow – ich wüsste gar nicht, wo ich jetzt wäre?! Doch da wo ich geblieben bin ist alles gut!
Eine von denen, die euch eure Reise von Herzen gönnt und euch das Glück dieser Erde wünscht, gespickt mit ein paar Tränen…
Licht und Liebe
Bianca
6 März