Wie es sein sollte
In wenigen Tagen werden wir alle unter Weihnachtsbäumen sitzen, an festlich geschmückten Tischen perfekt zubereitetes Essen zu uns nehmen, alle werden angemessen gekleidet sein, keiner wird sich betrinken. Alle werden exakt das geschenkt bekommen, was sie sich wünschen und brauchen – und mehr denn es gibt mindestens eine perfekte Zusatzkleinigkeit von den uns liebenden Menschen.
Kein falscher Ton wird angestimmt beim Singen, in der Kirche gönnen wir allen alles, niemand wird streitlustig oder aggressiv sein, alles ist harmonisch und ruhig, nicht nur an Tag eins. Und sowohl An- als auch Abfahrt sind völlig entspannt, staufrei und ohne Gedrängel in der Deutschen Bahn, alle Züge fahren pünktlich, keiner muss im Gang sitzen.
Wie es sein wird
Okay. Nehmen wir mal an, du hast am 22.Dezember deinen letzten Arbeitstag und kommst nach einem Punsch mit den Kollegen gegen siebzehn Uhr nach Hause in deine Wohnung, in dein Haus in der Stadt in der du seit X Jahren wohnst. Auf der Mailbox hast du schon mindestens einen Anruf – es wird gefragt, wann du denn endlich kommst. Du bist müde, zerschlagen und hungrig, packst aber trotzdem final deine Taschen und alle Geschenke und stellst den Wecker für dem 23. Dezember so, als würdest du zur Arbeit fahren.
Du bist am nächsten Morgen also müde und zerzaust und wirst nun hunderte von Kilometern fahren, im Stau stehen, mindestens einen Unfall sehen – oder du stehst im Zug, weil du nicht an die Sitzplatzreservierung gedacht hast, die Anschlussbahn fällt aus und du wartest mindestens eine Stunde auf den nächsten Anschluss – auf einem Bahnhof ohne Café und ohne beheizten Wartebereich. Wenn du ankommst, immer noch müde, gestresst, abgehetzt und durchgefroren, wirst du empfangen mit der Frage, wo du so lange geblieben bist und dein Aggressionslevel steigt. Umso mehr, weil du auf einem Ausklappsofa im Wohnzimmer nächtigst, weil dein altes Zimmer entweder von älteren Verwandten mit Rückenproblemen gekapert wurde oder weil Vati dort jetzt sein Büro hat.
Und während du dich auf Platzmangel und eigene Rückenschmerzen einrichtest und hungrig gen Küche wanderst, fragt auch schon der erste, wann du denn endlich mal jemanden mitbringst – oder wieso dein Partner schon wieder nicht dabei ist. Und überhaupt, wann du endlich heiratest, Kinder bekommst, ein Haus baust, zurück in die „Heimat“ ziehst oder mindestens doppelt so oft wie bisher zu Hause erscheinst.
Wenn du zu den impulsiveren Naturellen gehörst, wirst du jetzt das erste Mal schreien wollen. Aber du schluckst es herunter, sie meinen es ja nicht so. Übermorgen bist du ja schon wieder weg, es geht in ein Ohr rein… du hast schließlich versprochen, dich nicht aufzuregen. Du bist eine Eiche auf einer grünen Wiese und da hoppelt ein Hase. Oder so ähnlich.
Was du ändern kannst
Nehmen wir an, du kennst das jährliche Szenario und es verschärft sich in deinen Gedanken, je weiter der Besuch voranschreitet. Denken wir weiter und du hast schon heute Magengrimmen und Kopfweh, willst auswandern oder zumindest fiebrig im Bett liegen, um dir das nicht anzutun. Du sinnst also auf Ausreden, richtig?
Aber wer sagt denn, dass du nicht ehrlich sein darfst? Dass du nicht sagen kannst: Leute, so wie es war, hat mir Weihnachten mit euch nicht gutgetan. Ich war gestresst, gehetzt, genervt, habe nicht gut geschlafen, fühlte mich unter Druck gesetzt, vielleicht sogar emotional erpresst und das will ich so nicht mehr?
Wann, wenn nicht in den Tagen davor, könnt ihr in Ruhe Bedingungen besprechen und Grenzen ziehen? Das Schlafen im Hotel könnt ihr zum Beispiel als Entlastung und Entzerrung der häuslichen Enge verkaufen- Rückenprobleme habt ihr bestimmt auch, wenn ihr sanfter sein wollt als ich. Ihr könnt Tabuthemen definieren und einschreiten, wenn Grenzen übertreten werden.
Ist euer Beziehungsstatus Single, weil ihr gerade furchtbar traurig seid, hat keiner das Recht von euch heile Welt zu fordern. Genauso geht es niemanden etwas an, wann, ob und wie ihr Kinder wollt oder eben nicht. Innenliegende weibliche und männliche Organe sind absolute Privatsache. Ihr fragt ja auch nicht, wann Tante Frieda das letzte Mal einen Freund hatte, oder?
Das obenstehende gilt natürlich auch für alles andere was euch schmerzt oder unwohl fühlen lasst. In diesem Sinne: Krieg der Klappcouch und der passiv-aggressiven Fragerei, Friede dem Hotelbett und dem allein oder zu zweit Frühstücks-Buffett!!
Hilfe, es wird Weihnachten. Wie überlebe ich die Feiertage?
Wie es sein sollte
In wenigen Tagen werden wir alle unter Weihnachtsbäumen sitzen, an festlich geschmückten Tischen perfekt zubereitetes Essen zu uns nehmen, alle werden angemessen gekleidet sein, keiner wird sich betrinken. Alle werden exakt das geschenkt bekommen, was sie sich wünschen und brauchen – und mehr denn es gibt mindestens eine perfekte Zusatzkleinigkeit von den uns liebenden Menschen.
Kein falscher Ton wird angestimmt beim Singen, in der Kirche gönnen wir allen alles, niemand wird streitlustig oder aggressiv sein, alles ist harmonisch und ruhig, nicht nur an Tag eins. Und sowohl An- als auch Abfahrt sind völlig entspannt, staufrei und ohne Gedrängel in der Deutschen Bahn, alle Züge fahren pünktlich, keiner muss im Gang sitzen.
Wie es sein wird
Okay. Nehmen wir mal an, du hast am 22.Dezember deinen letzten Arbeitstag und kommst nach einem Punsch mit den Kollegen gegen siebzehn Uhr nach Hause in deine Wohnung, in dein Haus in der Stadt in der du seit X Jahren wohnst. Auf der Mailbox hast du schon mindestens einen Anruf – es wird gefragt, wann du denn endlich kommst. Du bist müde, zerschlagen und hungrig, packst aber trotzdem final deine Taschen und alle Geschenke und stellst den Wecker für dem 23. Dezember so, als würdest du zur Arbeit fahren.
Du bist am nächsten Morgen also müde und zerzaust und wirst nun hunderte von Kilometern fahren, im Stau stehen, mindestens einen Unfall sehen – oder du stehst im Zug, weil du nicht an die Sitzplatzreservierung gedacht hast, die Anschlussbahn fällt aus und du wartest mindestens eine Stunde auf den nächsten Anschluss – auf einem Bahnhof ohne Café und ohne beheizten Wartebereich. Wenn du ankommst, immer noch müde, gestresst, abgehetzt und durchgefroren, wirst du empfangen mit der Frage, wo du so lange geblieben bist und dein Aggressionslevel steigt. Umso mehr, weil du auf einem Ausklappsofa im Wohnzimmer nächtigst, weil dein altes Zimmer entweder von älteren Verwandten mit Rückenproblemen gekapert wurde oder weil Vati dort jetzt sein Büro hat.
Und während du dich auf Platzmangel und eigene Rückenschmerzen einrichtest und hungrig gen Küche wanderst, fragt auch schon der erste, wann du denn endlich mal jemanden mitbringst – oder wieso dein Partner schon wieder nicht dabei ist. Und überhaupt, wann du endlich heiratest, Kinder bekommst, ein Haus baust, zurück in die „Heimat“ ziehst oder mindestens doppelt so oft wie bisher zu Hause erscheinst.
Wenn du zu den impulsiveren Naturellen gehörst, wirst du jetzt das erste Mal schreien wollen. Aber du schluckst es herunter, sie meinen es ja nicht so. Übermorgen bist du ja schon wieder weg, es geht in ein Ohr rein… du hast schließlich versprochen, dich nicht aufzuregen. Du bist eine Eiche auf einer grünen Wiese und da hoppelt ein Hase. Oder so ähnlich.
Was du ändern kannst
Nehmen wir an, du kennst das jährliche Szenario und es verschärft sich in deinen Gedanken, je weiter der Besuch voranschreitet. Denken wir weiter und du hast schon heute Magengrimmen und Kopfweh, willst auswandern oder zumindest fiebrig im Bett liegen, um dir das nicht anzutun. Du sinnst also auf Ausreden, richtig?
Aber wer sagt denn, dass du nicht ehrlich sein darfst? Dass du nicht sagen kannst: Leute, so wie es war, hat mir Weihnachten mit euch nicht gutgetan. Ich war gestresst, gehetzt, genervt, habe nicht gut geschlafen, fühlte mich unter Druck gesetzt, vielleicht sogar emotional erpresst und das will ich so nicht mehr?
Wann, wenn nicht in den Tagen davor, könnt ihr in Ruhe Bedingungen besprechen und Grenzen ziehen? Das Schlafen im Hotel könnt ihr zum Beispiel als Entlastung und Entzerrung der häuslichen Enge verkaufen- Rückenprobleme habt ihr bestimmt auch, wenn ihr sanfter sein wollt als ich. Ihr könnt Tabuthemen definieren und einschreiten, wenn Grenzen übertreten werden.
Ist euer Beziehungsstatus Single, weil ihr gerade furchtbar traurig seid, hat keiner das Recht von euch heile Welt zu fordern. Genauso geht es niemanden etwas an, wann, ob und wie ihr Kinder wollt oder eben nicht. Innenliegende weibliche und männliche Organe sind absolute Privatsache. Ihr fragt ja auch nicht, wann Tante Frieda das letzte Mal einen Freund hatte, oder?
Das obenstehende gilt natürlich auch für alles andere was euch schmerzt oder unwohl fühlen lasst. In diesem Sinne: Krieg der Klappcouch und der passiv-aggressiven Fragerei, Friede dem Hotelbett und dem allein oder zu zweit Frühstücks-Buffett!!
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