Die Karriere hinter der Familie zurück zu stellen, ist in Deutschland gelebte Realität. 90% aller Mütter und 37% aller Väter unterbrechen ihre Karriere für die Familie – die meisten im Rahmen der gesetzlichen Elternzeit, viele auch darüber hinaus. Fast alle von ihnen müssen oder wollen eines Tages in den Beruf zurückkehren. Dabei werden nicht nur die verpassten Kenntnisse im Umgang mit neuer Technik und die wenigen verfügbaren Teilzeitstellen zur Hürde. Häufig erschweren auch mangelndes Selbstbewusstsein und Unsicherheit hinsichtlich der eigenen Kompetenzen den Wiedereinstieg. Wir haben mit zwei Müttern gesprochen, die sich nach jahrelanger Pause zurück ins Berufsleben gekämpft haben.
Saskia* ist 39 Jahre und Mutter von zwei Töchtern. Zunächst hatte sie Jura, dann Medienwissenschaft studiert. Sie erfüllte sich zusammen mit ihrem Mann den Traum vom Leben und Arbeiten in Australien. Dann wurde Saskia schwanger. Es folgte eine Auszeit, das zweite Kind kam und so vergingen fünf Jahre bis sie sich wieder ihren beruflichen Zielen widmen konnte. Heute arbeitet sie in Teilzeit als PR-Mitarbeiterin. Die fehlenden Teilzeitstellen empfand Saskia als größte Hürde für ihren Wiedereinstieg ins Arbeitsleben: „Das ist sehr schade und macht es Müttern mit kleinen Kindern, die nicht gleich wieder Vollzeit arbeiten wollen, sehr schwer.“ Sie betont aber auch, dass sie in der Familienzeit Kompetenzen erworben hat, die ihr im Berufsleben behilflich sind: Multitasking, Belastbarkeit und Organisationskompetenzen. Sie rät allen arbeitssuchenden Frauen in einer ähnlichen Situation: „Nicht Aufgeben bei der Jobsuche.“
Eine längere berufliche Auszeit hat sich Katrin* genommen. Die 43-Jährige ist verheiratet und hat vier Kinder. Nach ihrer Ausbildung zur Europasekretärin und ihrem BWL Studium lebte und arbeitet sie mit ihrem Mann im Ausland. Nach der Geburt des ersten Kindes war ein Jahr Familienpause geplant. Doch das Leben hält sich nicht immer an Pläne: mit einer Drillings-Schwangerschaft rückte der Gedanke an einen baldigen Berufseinstieg in die Ferne. Erst mit der Rückkehr nach Deutschland begann Katrin, ihre berufliche Zukunft zu organisieren. Nach fast 14 Jahren Auszeit nahm sie eine Teilzeitstelle als Programmassistentin an. Katrin hatte große Angst, im Beruf nicht mehr bestehen zu können, und Mühe, sich im Bewerbungsdschungel zurecht zu finden.
Saskia und Katrin haben sich für den Wiedereinstieg ins Berufsleben Hilfe durch das Beratungsangebot „power_m Perspektive Wiedereinstieg“ (siehe unten) geholt. Das Projekt unterstützt Frauen, die nach einer Familienphase wieder im Berufsleben durchstarten wollen. „Vor allem die Kompetenzwerkstatt hat mir viel gebracht“, sagt Saskia. „Ich habe mein Selbstbewusstsein aufpoliert und das Vertrauen in meine Kompetenzen zurückgewonnen. Gemeinsam mit meiner Beraterin haben wir ausgelotet, wohin die Reise nach der Familienpause gehen könnte.“ Auch Katrin hat von dem Programm profitiert: „Durch power_m war ich fest in ein Programm eingebunden und konnte meinem ‚Fluchtreflex‘ überwinden. Außerdem konnte ich meine Kenntnisse vertiefen und mich mit Frauen in ähnlichen Situationen austauschen und vernetzen.“
Wir haben mit Alexandra Eichner gesprochen. Sie ist Projektkoordinatorin und Coach bei power_m und berät seit Jahren Frauen, wie Katrin und Saskia. Im Interview verrät sie uns, wie die Karriere nach der Familienzeit gelingt.
CB: Wer kommt zu Ihnen in die Beratung?
power_m: Zu uns kommen in erster Linie Frauen, die sich Unterstützung beim beruflichen Wiedereinstieg wünschen – meist nach einer Erziehungszeit, manchmal auch nach einer Pflegephase. 80% unserer Teilnehmer*innen möchten sich nach der Elternzeit neu-orientieren bzw. verändern. Oftmals ist eine Rückkehr zum alten Arbeitgeber umzugsbedingt oder aus Mangel an Teilzeitstellen nicht möglich. Bei anderen liegt die letzte Beschäftigung schon so viele Jahre zurück, dass das Selbstbewusstsein weg ist und die fachlichen Kompetenzen nicht mehr den Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen. Wir unterstützen sie dabei, ihre Kompetenzen zu erfassen, erstellen gemeinsam ein persönliches Profil aus fachlichen und sozialen Kompetenzen und entwickeln einen individuell zugeschnittenen Wiedereinstiegsplan.
CB: Welche Faktoren erschweren den Wiedereinstieg?
power_m: Neben dem fehlenden Selbstbewusstsein, ist vor allem die fehlende Kinderbetreuung die größte Hürde. Viele Frauen stehen in den Startlöchern, werden aber dadurch ausgebremst, dass Sie keinen Kita- bzw. Hortplatz finden. Auch in der Lockdown-Phase hat sich gezeigt, dass Frauen den Großteil der Sorgearbeit übernehmen. Die Frauen haben faktisch kaum Zeit, sich auf den Wiedereinstieg vorzubereiten. Ein anderer wichtiger Faktor sind die fehlenden Teilzeitstellen. In manchen Bereichen gibt es nur Vollzeitstellen, Frauen mit Kleinkindern wollen bzw. müssen aber oftmals Teilzeit arbeiten.
CB: Welche Erfahrungen aus der Familienzeit helfen beim Wiedereinstieg?
power_m: Die Frauen entwickeln in der Familienzeit viele neue Kompetenzen. Sie können organisieren, managen, kommunizieren. Sie übernehmen Verantwortung und sind absolut zuverlässig. Viele Frauen unterschätzen diese Kompetenzen. Darin stärken wir sie. Viele Mütter übernehmen während der Familienphase Ehrenämter, die nichts mit dem Ursprungsberuf zu tun haben. Darin sammeln sie ebenfalls neue Erfahrungen und Kompetenzen.
CB: Welche Tipps würden Sie Frauen geben, die ihren beruflichen Wiedereinstieg planen?
power_m: Die Grundlage für den beruflichen Wiedereinstieg ist die Klarheit über was ich bin, was ich kann und was ich will. Unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass fünf Faktoren für den erfolgreichen Wiedereinstieg relevant sind:
- Vereinbarkeit schaffen
- Flexibilität zeigen
- Ziele und Anforderungen klären
- Kompetenzen weiterentwickeln
- Netzwerke nutzen
CB: Welche Botschaft würden Sie Frauen auf dem Weg zurück ins Berufsleben geben?
power_m: Seien Sie mutig und glauben Sie an sich! Auch in schwierigen Zeiten gibt es viele Chancen!
Infokosten: power_m
„Power_m“ betreut Frauen seit über 10 Jahren mit individuellen Coaching- und Workshopangeboten zur Kompetenzerfassung und Berufsorientierung, IT-Schulungen und Bewerbungstrainings. In persönlichen Gesprächen wird jede Frau wahrgenommen, beraten und ihre individuellen Wiedereinstiegsprozesse begleitet. Kontakte zu Arbeitgebern und ein eigener Stellenpool runden das Angebot ab. Seit 2019 gibt es neben den klassischen Präsenz-Angeboten auch neu entwickelte Online-Kurse und Workshops, die insbesondere während der Corona-Pandemie stark aufgewertet und genutzt wurden. Die Teilnahme ist kostenfrei und kann über einen Zeitraum von sechs Monaten genutzt werden. Die Voraussetzung ist, dass die Wiedereinsteiger*innen im S-Bahn-Bereich München leben und familienbedingt mindestens 12 Monate lang keiner Beschäftigung nachgegangen sind bzw. wegen Pflege sechs Monate oder länger beruflich ausgestiegen sind. Gefördert wird power_m durch das Bundesfamilienministerium, EU-Mittel und das Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm der Stadt München.
Die Kinder sind aus dem Haus, jetzt starte ich durch. Tipps, wie die Karriere nach der Familienzeit gelingt
Die Karriere hinter der Familie zurück zu stellen, ist in Deutschland gelebte Realität. 90% aller Mütter und 37% aller Väter unterbrechen ihre Karriere für die Familie – die meisten im Rahmen der gesetzlichen Elternzeit, viele auch darüber hinaus. Fast alle von ihnen müssen oder wollen eines Tages in den Beruf zurückkehren. Dabei werden nicht nur die verpassten Kenntnisse im Umgang mit neuer Technik und die wenigen verfügbaren Teilzeitstellen zur Hürde. Häufig erschweren auch mangelndes Selbstbewusstsein und Unsicherheit hinsichtlich der eigenen Kompetenzen den Wiedereinstieg. Wir haben mit zwei Müttern gesprochen, die sich nach jahrelanger Pause zurück ins Berufsleben gekämpft haben.
Saskia* ist 39 Jahre und Mutter von zwei Töchtern. Zunächst hatte sie Jura, dann Medienwissenschaft studiert. Sie erfüllte sich zusammen mit ihrem Mann den Traum vom Leben und Arbeiten in Australien. Dann wurde Saskia schwanger. Es folgte eine Auszeit, das zweite Kind kam und so vergingen fünf Jahre bis sie sich wieder ihren beruflichen Zielen widmen konnte. Heute arbeitet sie in Teilzeit als PR-Mitarbeiterin. Die fehlenden Teilzeitstellen empfand Saskia als größte Hürde für ihren Wiedereinstieg ins Arbeitsleben: „Das ist sehr schade und macht es Müttern mit kleinen Kindern, die nicht gleich wieder Vollzeit arbeiten wollen, sehr schwer.“ Sie betont aber auch, dass sie in der Familienzeit Kompetenzen erworben hat, die ihr im Berufsleben behilflich sind: Multitasking, Belastbarkeit und Organisationskompetenzen. Sie rät allen arbeitssuchenden Frauen in einer ähnlichen Situation: „Nicht Aufgeben bei der Jobsuche.“
Eine längere berufliche Auszeit hat sich Katrin* genommen. Die 43-Jährige ist verheiratet und hat vier Kinder. Nach ihrer Ausbildung zur Europasekretärin und ihrem BWL Studium lebte und arbeitet sie mit ihrem Mann im Ausland. Nach der Geburt des ersten Kindes war ein Jahr Familienpause geplant. Doch das Leben hält sich nicht immer an Pläne: mit einer Drillings-Schwangerschaft rückte der Gedanke an einen baldigen Berufseinstieg in die Ferne. Erst mit der Rückkehr nach Deutschland begann Katrin, ihre berufliche Zukunft zu organisieren. Nach fast 14 Jahren Auszeit nahm sie eine Teilzeitstelle als Programmassistentin an. Katrin hatte große Angst, im Beruf nicht mehr bestehen zu können, und Mühe, sich im Bewerbungsdschungel zurecht zu finden.
Saskia und Katrin haben sich für den Wiedereinstieg ins Berufsleben Hilfe durch das Beratungsangebot „power_m Perspektive Wiedereinstieg“ (siehe unten) geholt. Das Projekt unterstützt Frauen, die nach einer Familienphase wieder im Berufsleben durchstarten wollen. „Vor allem die Kompetenzwerkstatt hat mir viel gebracht“, sagt Saskia. „Ich habe mein Selbstbewusstsein aufpoliert und das Vertrauen in meine Kompetenzen zurückgewonnen. Gemeinsam mit meiner Beraterin haben wir ausgelotet, wohin die Reise nach der Familienpause gehen könnte.“ Auch Katrin hat von dem Programm profitiert: „Durch power_m war ich fest in ein Programm eingebunden und konnte meinem ‚Fluchtreflex‘ überwinden. Außerdem konnte ich meine Kenntnisse vertiefen und mich mit Frauen in ähnlichen Situationen austauschen und vernetzen.“
Wir haben mit Alexandra Eichner gesprochen. Sie ist Projektkoordinatorin und Coach bei power_m und berät seit Jahren Frauen, wie Katrin und Saskia. Im Interview verrät sie uns, wie die Karriere nach der Familienzeit gelingt.
CB: Wer kommt zu Ihnen in die Beratung?
power_m: Zu uns kommen in erster Linie Frauen, die sich Unterstützung beim beruflichen Wiedereinstieg wünschen – meist nach einer Erziehungszeit, manchmal auch nach einer Pflegephase. 80% unserer Teilnehmer*innen möchten sich nach der Elternzeit neu-orientieren bzw. verändern. Oftmals ist eine Rückkehr zum alten Arbeitgeber umzugsbedingt oder aus Mangel an Teilzeitstellen nicht möglich. Bei anderen liegt die letzte Beschäftigung schon so viele Jahre zurück, dass das Selbstbewusstsein weg ist und die fachlichen Kompetenzen nicht mehr den Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen. Wir unterstützen sie dabei, ihre Kompetenzen zu erfassen, erstellen gemeinsam ein persönliches Profil aus fachlichen und sozialen Kompetenzen und entwickeln einen individuell zugeschnittenen Wiedereinstiegsplan.
CB: Welche Faktoren erschweren den Wiedereinstieg?
power_m: Neben dem fehlenden Selbstbewusstsein, ist vor allem die fehlende Kinderbetreuung die größte Hürde. Viele Frauen stehen in den Startlöchern, werden aber dadurch ausgebremst, dass Sie keinen Kita- bzw. Hortplatz finden. Auch in der Lockdown-Phase hat sich gezeigt, dass Frauen den Großteil der Sorgearbeit übernehmen. Die Frauen haben faktisch kaum Zeit, sich auf den Wiedereinstieg vorzubereiten. Ein anderer wichtiger Faktor sind die fehlenden Teilzeitstellen. In manchen Bereichen gibt es nur Vollzeitstellen, Frauen mit Kleinkindern wollen bzw. müssen aber oftmals Teilzeit arbeiten.
CB: Welche Erfahrungen aus der Familienzeit helfen beim Wiedereinstieg?
power_m: Die Frauen entwickeln in der Familienzeit viele neue Kompetenzen. Sie können organisieren, managen, kommunizieren. Sie übernehmen Verantwortung und sind absolut zuverlässig. Viele Frauen unterschätzen diese Kompetenzen. Darin stärken wir sie. Viele Mütter übernehmen während der Familienphase Ehrenämter, die nichts mit dem Ursprungsberuf zu tun haben. Darin sammeln sie ebenfalls neue Erfahrungen und Kompetenzen.
CB: Welche Tipps würden Sie Frauen geben, die ihren beruflichen Wiedereinstieg planen?
power_m: Die Grundlage für den beruflichen Wiedereinstieg ist die Klarheit über was ich bin, was ich kann und was ich will. Unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass fünf Faktoren für den erfolgreichen Wiedereinstieg relevant sind:
- Vereinbarkeit schaffen
- Flexibilität zeigen
- Ziele und Anforderungen klären
- Kompetenzen weiterentwickeln
- Netzwerke nutzen
CB: Welche Botschaft würden Sie Frauen auf dem Weg zurück ins Berufsleben geben?
power_m: Seien Sie mutig und glauben Sie an sich! Auch in schwierigen Zeiten gibt es viele Chancen!
Infokosten: power_m
„Power_m“ betreut Frauen seit über 10 Jahren mit individuellen Coaching- und Workshopangeboten zur Kompetenzerfassung und Berufsorientierung, IT-Schulungen und Bewerbungstrainings. In persönlichen Gesprächen wird jede Frau wahrgenommen, beraten und ihre individuellen Wiedereinstiegsprozesse begleitet. Kontakte zu Arbeitgebern und ein eigener Stellenpool runden das Angebot ab. Seit 2019 gibt es neben den klassischen Präsenz-Angeboten auch neu entwickelte Online-Kurse und Workshops, die insbesondere während der Corona-Pandemie stark aufgewertet und genutzt wurden. Die Teilnahme ist kostenfrei und kann über einen Zeitraum von sechs Monaten genutzt werden. Die Voraussetzung ist, dass die Wiedereinsteiger*innen im S-Bahn-Bereich München leben und familienbedingt mindestens 12 Monate lang keiner Beschäftigung nachgegangen sind bzw. wegen Pflege sechs Monate oder länger beruflich ausgestiegen sind. Gefördert wird power_m durch das Bundesfamilienministerium, EU-Mittel und das Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm der Stadt München.
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