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Dieses Buch hat mir ein Freund empfohlen. Ein Mann, der von sich behauptet, er sei Feminist und der dafür belächelt, verhöhnt oder hart kritisiert wird – von Männern und von Frauen. Dabei ist er einer der wenigen, die begriffen haben, dass Feminismus keine „Frauensache“ ist, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe, der sich Männer und Frauen gemeinsam stellen müssen. Sonst wird das mit der Geschlechtergleichheit auf Augenhöhe noch hundert Jahre oder noch länger dauern.
Ich begann das Buch der Autorin Margarete Stokowski zu lesen, nein, ich habe es verschlungen. Es handelt von Sex und Feminismus, von Religion und Medien, von veralteten Rollenbildern und einer Gesellschaft, die von der Gleichberechtigung von Mann und Frau sehr weit entfernt scheint.
Bevor ich euch das Buch aus voller Überzeugung ans Herz legen will, gibt es ein wirklich spannendes Angebot:
Alle, die fünf Wochen lang die Tageszeitung taz im Abo* testen, erhalten eine Ausgabe der deutschsprachigen LE MONDE diplomatique und das großartige Buch von Margarete Stokowski „Untenrum frei” als Abo-Prämie für nur 15 Euro. Das Probeabo endet danach automatisch und muss von euch nicht extra gekündigt werden!
Denn die taz ist für ihren Kampf für die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht nur bekannt – die taz lebt die Gleichberechtigung im Journalismus und im Redaktionsbetrieb und ist ein glaubwürdiger Partner für das Buch von Margarete Stokowski.
Margarete Stokowskis Buch ist eine gesellschaftliche Betrachtung, eine Beschreibung persönlicher Erfahrungen, die sie als Kind, als Pubertierende und als Frau mit dem Thema Sexualität, Gleichberechtigung und mit Männern gemacht hat. Wenn wir ehrlich sind, haben die meisten von uns ganz ähnliche Erfahrungen gemacht, aber wir sprechen nicht drüber, weil unsere Eltern das auch nicht getan haben. Wir nehmen vieles hin, obwohl uns überholte Rollenbilder, die Überhöhung der Männer und der prüde Umgang mit Sexualität schon unser ganzes Leben begleiten.
1. Wir schweigen über das “untenrum”
Im ersten Kapitel erinnert sich Margarete Stokowski, wie sie als Kind mit dem Fahrrad stürzte. Sie verletzt sich an der Hand und blutet, sie rammt sich den Lenker zwischen die Beine und schwieg darüber. Sie wusste, sie hat sich „untenrum“ verletzt, aber darüber wird nicht gesprochen. Warum? Nicht nur, weil sie nicht weiß, wie sie das beschreiben soll, sondern weil sie sich irgendwie schämt.
Wenn Kinder nicht lernen, dass „untenherum“ etwas völlig Normales ist, sondern vermittelt bekommen, dass „untenrum“ peinlich ist, setzt sich diese falsche Scham systematisch fort und verstärkt sich in der Pubertät.
2. Die Anforderungen an Frauen “schön” sein zu müssen
Damit beschäftigt sich Margarete Stokowski im zweiten Kapitel. In der Pubertät entdeckt sie ihren Körper, ihre Sexualität und ihre Leidenschaft für Drogerieartikel. Sie will natürlich schön sein, investiert ihr ganzes Taschengeld in Kosmetikartikel, um dann doch ungeschminkt in die Schule zu gehen. Sie erkennt, wie widersprüchlich die Anforderungen an Frauen sind, die sich um ihr Aussehen kümmern „müssen“. Sie lernt, dass es wichtig ist, sexuell attraktiv zu sein, aber darauf zu achten, nicht den Eindruck zu erwecken, man sei „leicht zu haben“. Jungen haben es da viel leichter, die können noch mit 14 Jahren auf Bäume klettern und müssen keinen künstlichen gesellschaftlichen „Anforderungen“ genügen, pubertierende Mädchen schon.
3. Sex-Tipps direkt aus den 1950er Jahren
Im Kapitel drei geht es um Sex in den Medien, die „ein Frauenbild direkt aus der Hölle und ein ziemlich beschränktes Männerbild“ beschreiben. Hier spürte ich, ich gebe es zu, kurz einen Brechreiz. Das, was Frauenmagazine Frauen im Jahr 2019 allen erstes „vorschlagen“, hat den Tenor: Frauen sollten beim Sex alles tun, damit sich der Partner wohlfühlt. Kostprobe gefällig?
„Aus Zeitschriften wie Cosmopolitan und Joy lernen wir Hunderte Arten, demütig an einem Schwanz zu lutschen und ebenso viele Arten, den eigenen Körper so hinzubekommen, dass wir möglichst häufig Gelegenheit dazu haben“.
Besonders erschreckend ist, dass Frauenzeitschriften, die solche „Ratschläge“ für Frauen geben, sich zu Hunderttausenden verkaufen – an Frauen, obwohl, so Margarete Stokowski, „die Sextipps hauptsächlich dazu gedacht sind, Männern Freude zu bereiten“. Noch eine Kostprobe gefällig?
„Die Jolie bringt eine Titelgeschichte über ,Die Sex-Stellung, die Männer lieben’, sie verspricht den heißesten Akt aller Zeiten“ und sie warnt: Frauen brauchen dafür ein bissen Mut und Ausdauer. Die Frau trainiert ihre Oberschenkel und verbrennt Kalorien: Geil, geil, geil.
Letztes Beispiel, dieser „Ratschläge“ für Frauen:
„Freundin.de empfiehlt, sich beim Blasen ‚auf das Machtspiel einzulassen’ und dem Mann ein ‚antörnendes Machtgefühl, zu verleihen: ‚Gönnen Sie ihm das und spielen Sie einfach mit, indem Sie ihm dabei unterwürfig in die Augen blicken…’
Ich fragte mich beim Lesen – ist das ein Text aus einem Pornoheft der 1950er Jahre? Hat die Gleichberechtigung der Frau noch nicht einmal ansatzweise begonnen, dass in Frauenzeitschriften heute so etwas gedruckt wird?
4. Der Religionslehrer bestimmt, was sein darf und was nicht
In Kapitel vier sind wir beim Thema Religion. Margarete Stokowski schreibt über eine Begebenheit mit dem Religionslehrer Günther. Der referiert in der Klasse, er hätte von seiner Großmutter gelernt, Misch-Ehen sind Mist-Ehen. Mit „Misch-Ehen“ meint er Ehen zwischen katholischen und evangelischen Partnern. Es verschlägt einem die Sprache, dass so etwas im 21. Jahrhundert möglich ist. Misch-Ehen, die im Nationalsozialismus zwischen Juden und Ariern verboten waren, werden allen erstes von einem katholischen Religionslehrer angeführt, um Ehen zwischen Katholiken und Protestanten zu verteufeln? Dass Frauen in der katholischen Kirche dem Mann nicht ebenbürtig sind – geschenkt. Dass Frauen als „schwaches Geschlecht“ bezeichnet werden – geschenkt. Aber das ein Religionslehrer mit abstrusen und rassistischen Argumenten an einer staatlichen Schule argumentieren darf, ist ein Skandal. Ich mag mir nicht vorstellen, was katholische Lehrer zu lesbischen oder homosexuellen Partnerschaften vom Stapel lassen.
5. Frauen bekommen nicht mehr ihren Platz in der Gesellschaft zugewiesen
Im Kapitel fünf wird es wieder etwas hoffungsvoller für mich. Margarete Stokowski schreibt:
„Frauen haben immer noch nicht alle Freiheiten, die sie haben könnten – Männer auch nicht –, aber sie bekommen heute ihren Platz in der Gesellschaft nicht mehr zugewiesen“.
„Wir müssen zeigen, nach welchen Kriterien sich Reichtum und Erfolg, Gesundheit und Lebensdauer, Gewalt und Leid verteilen, wenn wir wollen, dass alle dieselben Chancen und ein glückliches Leben haben – auch wenn oder gerade weil diese Kriterien das sind, was wir auf Dauer abzuschaffen versuchen“.
6. Männer wollen uns “vom Markt nehmen”
Im Kapitel sechs beschreibt Margarete Stokowski anhand einer Episode, welchen exklusiven Stellenwert viele Männer für sich beanspruchen und wie sie Frauen einordnen:
Sie erzählt, sie hätte ein einziges Mal mit einem „BWLer“ aus ihrer WG geschlafen. Als sie ihn zwei Jahre später zufällig beim Einkaufen wieder traf, sagte er zu ihr: „Soll ich dir mal verraten, was ich echt bereut habe? Ich hätte dich damals einfach mal vom Markt nehmen sollen“.
Wow! Was sagt uns denn eine so aberwitzige und anmaßende Aussage über das, was (auch junge) Männer heute noch für völlig normal halten? Viele denken, sie könnten entscheiden, dass sie eine Frau „vom Markt nehmen“ können – wie eine Ware aus dem Supermarktregal. Und offenbar gehen einigen oder viele Männer davon aus, dass sie so unwiderstehlich sind, dass sich Frauen heute noch „vom Markt nehmen lassen“. Ich finde das erschreckend, denn es zeigt, dass wir offenbar noch weit entfernt von der Augenhöhe (auch in der Partnerschaft) sind.
7. Es ist einfacher, den Mädchen Prinzessin Lillifee zu kaufen
In Kapitel sieben geht es ums heiraten und wie Kinder erzogen werden. Die Erziehung der Kinder ist abhängig von der eigenen Sozialisation, das ist ja nicht wirklich neu. Aber dass Mütter es nicht schaffen, sich aus alten Stereotypen zu befreien, darüber staunt man immer wieder.
Margarete Stokowsik schreibt, dass ihre Freundinnen, die bereits Kinder haben, für ihre Töchter all das pinke Glitzerzeug kaufen, was sie als Kinder nicht haben durften und argumentieren, dass „es leichter ist“, wenn die Mädchen alles von Prinzessin Lillifee bekommen. Was um Himmels willen ist das für ein Argument? Bedeutet das im Umkehrschluss, dass es „leichter“ ist, wenn Jungs Pistolen und Panzer geschenkt bekommen? Ich frage mich: Warum denken Eltern nicht nach und blenden den gesunden Menschenverstand aus? Hierfür haben nicht nur die Mütter die Verantwortung, sondern auch die Väter, die die Mütter allzu oft mit der Erziehung allein lassen.
Meine Empfehlung:
Unbedingt lesen – jede Seite – bis zum Schluss!
Margarete Stokowski hat ein großartiges, mutiges und ehrliches Buch geschrieben. Sie hält uns allen schonungslos den Spiegel vor und fordert uns auf, an den bestehen gesellschaftlichen Verhältnissen etwas zu ändern – egal ob Mann oder Frau, arm oder reich, jung oder alt.
Wer dieses Buch aufmerksam gelesen hat weiß, dass es keine Ausreden mehr gibt. Es sorgt aber für jede Menge Diskussionsstoff.
Apropos Diskussionsstoff:
Wie steht ihr zum Feminismus? Welche Erfahrungen habt ihr mit alten Rollenbildern in eurer Familie oder im Freundeskreis gemacht? Wie gleichberechtigt fühlt ihr euch in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz?
Schreibt uns eure Erfahrungen oder einfach nur, wie euch das Buch gefallen hat.
* Um eine Vielzahl an Inhalten anbieten zu können, finanzieren wir das Blogazin durch Sponsoren. So bleiben die Artikel für unsere Leser weiterhin kostenlos. Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit der taz
7 Gründe, warum dich das Buch “Untenrum frei” als Frau stärker macht (erhältlich im taz Abo)
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Dieses Buch hat mir ein Freund empfohlen. Ein Mann, der von sich behauptet, er sei Feminist und der dafür belächelt, verhöhnt oder hart kritisiert wird – von Männern und von Frauen. Dabei ist er einer der wenigen, die begriffen haben, dass Feminismus keine „Frauensache“ ist, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe, der sich Männer und Frauen gemeinsam stellen müssen. Sonst wird das mit der Geschlechtergleichheit auf Augenhöhe noch hundert Jahre oder noch länger dauern.
Ich begann das Buch der Autorin Margarete Stokowski zu lesen, nein, ich habe es verschlungen. Es handelt von Sex und Feminismus, von Religion und Medien, von veralteten Rollenbildern und einer Gesellschaft, die von der Gleichberechtigung von Mann und Frau sehr weit entfernt scheint.
Bevor ich euch das Buch aus voller Überzeugung ans Herz legen will, gibt es ein wirklich spannendes Angebot:
Alle, die fünf Wochen lang die Tageszeitung taz im Abo* testen, erhalten eine Ausgabe der deutschsprachigen LE MONDE diplomatique und das großartige Buch von Margarete Stokowski „Untenrum frei” als Abo-Prämie für nur 15 Euro. Das Probeabo endet danach automatisch und muss von euch nicht extra gekündigt werden!
Denn die taz ist für ihren Kampf für die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht nur bekannt – die taz lebt die Gleichberechtigung im Journalismus und im Redaktionsbetrieb und ist ein glaubwürdiger Partner für das Buch von Margarete Stokowski.
Margarete Stokowskis Buch ist eine gesellschaftliche Betrachtung, eine Beschreibung persönlicher Erfahrungen, die sie als Kind, als Pubertierende und als Frau mit dem Thema Sexualität, Gleichberechtigung und mit Männern gemacht hat. Wenn wir ehrlich sind, haben die meisten von uns ganz ähnliche Erfahrungen gemacht, aber wir sprechen nicht drüber, weil unsere Eltern das auch nicht getan haben. Wir nehmen vieles hin, obwohl uns überholte Rollenbilder, die Überhöhung der Männer und der prüde Umgang mit Sexualität schon unser ganzes Leben begleiten.
1. Wir schweigen über das “untenrum”
Im ersten Kapitel erinnert sich Margarete Stokowski, wie sie als Kind mit dem Fahrrad stürzte. Sie verletzt sich an der Hand und blutet, sie rammt sich den Lenker zwischen die Beine und schwieg darüber. Sie wusste, sie hat sich „untenrum“ verletzt, aber darüber wird nicht gesprochen. Warum? Nicht nur, weil sie nicht weiß, wie sie das beschreiben soll, sondern weil sie sich irgendwie schämt.
Wenn Kinder nicht lernen, dass „untenherum“ etwas völlig Normales ist, sondern vermittelt bekommen, dass „untenrum“ peinlich ist, setzt sich diese falsche Scham systematisch fort und verstärkt sich in der Pubertät.
2. Die Anforderungen an Frauen “schön” sein zu müssen
Damit beschäftigt sich Margarete Stokowski im zweiten Kapitel. In der Pubertät entdeckt sie ihren Körper, ihre Sexualität und ihre Leidenschaft für Drogerieartikel. Sie will natürlich schön sein, investiert ihr ganzes Taschengeld in Kosmetikartikel, um dann doch ungeschminkt in die Schule zu gehen. Sie erkennt, wie widersprüchlich die Anforderungen an Frauen sind, die sich um ihr Aussehen kümmern „müssen“. Sie lernt, dass es wichtig ist, sexuell attraktiv zu sein, aber darauf zu achten, nicht den Eindruck zu erwecken, man sei „leicht zu haben“. Jungen haben es da viel leichter, die können noch mit 14 Jahren auf Bäume klettern und müssen keinen künstlichen gesellschaftlichen „Anforderungen“ genügen, pubertierende Mädchen schon.
3. Sex-Tipps direkt aus den 1950er Jahren
Im Kapitel drei geht es um Sex in den Medien, die „ein Frauenbild direkt aus der Hölle und ein ziemlich beschränktes Männerbild“ beschreiben. Hier spürte ich, ich gebe es zu, kurz einen Brechreiz. Das, was Frauenmagazine Frauen im Jahr 2019 allen erstes „vorschlagen“, hat den Tenor: Frauen sollten beim Sex alles tun, damit sich der Partner wohlfühlt. Kostprobe gefällig?
„Aus Zeitschriften wie Cosmopolitan und Joy lernen wir Hunderte Arten, demütig an einem Schwanz zu lutschen und ebenso viele Arten, den eigenen Körper so hinzubekommen, dass wir möglichst häufig Gelegenheit dazu haben“.
Besonders erschreckend ist, dass Frauenzeitschriften, die solche „Ratschläge“ für Frauen geben, sich zu Hunderttausenden verkaufen – an Frauen, obwohl, so Margarete Stokowski, „die Sextipps hauptsächlich dazu gedacht sind, Männern Freude zu bereiten“. Noch eine Kostprobe gefällig?
„Die Jolie bringt eine Titelgeschichte über ,Die Sex-Stellung, die Männer lieben’, sie verspricht den heißesten Akt aller Zeiten“ und sie warnt: Frauen brauchen dafür ein bissen Mut und Ausdauer. Die Frau trainiert ihre Oberschenkel und verbrennt Kalorien: Geil, geil, geil.
Letztes Beispiel, dieser „Ratschläge“ für Frauen:
„Freundin.de empfiehlt, sich beim Blasen ‚auf das Machtspiel einzulassen’ und dem Mann ein ‚antörnendes Machtgefühl, zu verleihen: ‚Gönnen Sie ihm das und spielen Sie einfach mit, indem Sie ihm dabei unterwürfig in die Augen blicken…’
Ich fragte mich beim Lesen – ist das ein Text aus einem Pornoheft der 1950er Jahre? Hat die Gleichberechtigung der Frau noch nicht einmal ansatzweise begonnen, dass in Frauenzeitschriften heute so etwas gedruckt wird?
4. Der Religionslehrer bestimmt, was sein darf und was nicht
In Kapitel vier sind wir beim Thema Religion. Margarete Stokowski schreibt über eine Begebenheit mit dem Religionslehrer Günther. Der referiert in der Klasse, er hätte von seiner Großmutter gelernt, Misch-Ehen sind Mist-Ehen. Mit „Misch-Ehen“ meint er Ehen zwischen katholischen und evangelischen Partnern. Es verschlägt einem die Sprache, dass so etwas im 21. Jahrhundert möglich ist. Misch-Ehen, die im Nationalsozialismus zwischen Juden und Ariern verboten waren, werden allen erstes von einem katholischen Religionslehrer angeführt, um Ehen zwischen Katholiken und Protestanten zu verteufeln? Dass Frauen in der katholischen Kirche dem Mann nicht ebenbürtig sind – geschenkt. Dass Frauen als „schwaches Geschlecht“ bezeichnet werden – geschenkt. Aber das ein Religionslehrer mit abstrusen und rassistischen Argumenten an einer staatlichen Schule argumentieren darf, ist ein Skandal. Ich mag mir nicht vorstellen, was katholische Lehrer zu lesbischen oder homosexuellen Partnerschaften vom Stapel lassen.
5. Frauen bekommen nicht mehr ihren Platz in der Gesellschaft zugewiesen
Im Kapitel fünf wird es wieder etwas hoffungsvoller für mich. Margarete Stokowski schreibt:
„Frauen haben immer noch nicht alle Freiheiten, die sie haben könnten – Männer auch nicht –, aber sie bekommen heute ihren Platz in der Gesellschaft nicht mehr zugewiesen“.
„Wir müssen zeigen, nach welchen Kriterien sich Reichtum und Erfolg, Gesundheit und Lebensdauer, Gewalt und Leid verteilen, wenn wir wollen, dass alle dieselben Chancen und ein glückliches Leben haben – auch wenn oder gerade weil diese Kriterien das sind, was wir auf Dauer abzuschaffen versuchen“.
6. Männer wollen uns “vom Markt nehmen”
Im Kapitel sechs beschreibt Margarete Stokowski anhand einer Episode, welchen exklusiven Stellenwert viele Männer für sich beanspruchen und wie sie Frauen einordnen:
Sie erzählt, sie hätte ein einziges Mal mit einem „BWLer“ aus ihrer WG geschlafen. Als sie ihn zwei Jahre später zufällig beim Einkaufen wieder traf, sagte er zu ihr: „Soll ich dir mal verraten, was ich echt bereut habe? Ich hätte dich damals einfach mal vom Markt nehmen sollen“.
Wow! Was sagt uns denn eine so aberwitzige und anmaßende Aussage über das, was (auch junge) Männer heute noch für völlig normal halten? Viele denken, sie könnten entscheiden, dass sie eine Frau „vom Markt nehmen“ können – wie eine Ware aus dem Supermarktregal. Und offenbar gehen einigen oder viele Männer davon aus, dass sie so unwiderstehlich sind, dass sich Frauen heute noch „vom Markt nehmen lassen“. Ich finde das erschreckend, denn es zeigt, dass wir offenbar noch weit entfernt von der Augenhöhe (auch in der Partnerschaft) sind.
7. Es ist einfacher, den Mädchen Prinzessin Lillifee zu kaufen
In Kapitel sieben geht es ums heiraten und wie Kinder erzogen werden. Die Erziehung der Kinder ist abhängig von der eigenen Sozialisation, das ist ja nicht wirklich neu. Aber dass Mütter es nicht schaffen, sich aus alten Stereotypen zu befreien, darüber staunt man immer wieder.
Margarete Stokowsik schreibt, dass ihre Freundinnen, die bereits Kinder haben, für ihre Töchter all das pinke Glitzerzeug kaufen, was sie als Kinder nicht haben durften und argumentieren, dass „es leichter ist“, wenn die Mädchen alles von Prinzessin Lillifee bekommen. Was um Himmels willen ist das für ein Argument? Bedeutet das im Umkehrschluss, dass es „leichter“ ist, wenn Jungs Pistolen und Panzer geschenkt bekommen? Ich frage mich: Warum denken Eltern nicht nach und blenden den gesunden Menschenverstand aus? Hierfür haben nicht nur die Mütter die Verantwortung, sondern auch die Väter, die die Mütter allzu oft mit der Erziehung allein lassen.
Meine Empfehlung:
Unbedingt lesen – jede Seite – bis zum Schluss!
Margarete Stokowski hat ein großartiges, mutiges und ehrliches Buch geschrieben. Sie hält uns allen schonungslos den Spiegel vor und fordert uns auf, an den bestehen gesellschaftlichen Verhältnissen etwas zu ändern – egal ob Mann oder Frau, arm oder reich, jung oder alt.
Wer dieses Buch aufmerksam gelesen hat weiß, dass es keine Ausreden mehr gibt. Es sorgt aber für jede Menge Diskussionsstoff.
Apropos Diskussionsstoff:
Wie steht ihr zum Feminismus? Welche Erfahrungen habt ihr mit alten Rollenbildern in eurer Familie oder im Freundeskreis gemacht? Wie gleichberechtigt fühlt ihr euch in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz?
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